46 - Brüder - Julian

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- Mittwoch, 01.05.24 - Sweet Creature/Harry Styles - tw: Alkoholkonsum -

Ich parkte den Polo an seinem angedachten Platz vor der Garage meiner Eltern. Heute war der erste Mai und wie immer war ich zur alljährlichen Köster/Wirtz-Maiwanderung eingeladen. Die Tradition hatte sich bei den Familien von Flo und mir einfach eingebürgert, als wir zwei uns kennengelernt hatten. Seitdem verstanden sich auch unsere Eltern sehr gut und machten regelmäßig etwas miteinander. So war der erste Mai für uns alle der Anlass gewesen, uns wiederzusehen und uns auszutauschen.

Mia, die ein hübsches blaues Sommerkleid und eine Sonnenbrille in den Haaren trug, lächelte mich an. Trotzdem konnte ich die Nervosität aus ihrem Blick herauslesen. Sanft legte ich zur Beruhigung eine Hand auf ihren Oberschenkel. "Mach dir keine Sorgen. Sie werden dich lieben, da bin ich mir sicher." Sie schluckte und meinte dann leicht lächelnd: "Ich hoffe es."

Gemeinsam stiegen wir aus und machten uns auf den Weg zu meinem Elternhaus. Auch ich trug heute kurze Sachen, ein altes Sport-Tshirt und eine kurze Hose, sodass das einzig Warme an unseren Körpern unsere stabilen Laufschuhe waren, damit wir die 'Wanderung' auch tatsächlich mit heilen Füßen überlebten. Ich nahm ihre Hand und klingelte einmal an der Tür.

Keine fünf Sekunden wurde sie schon geöffnet und ein paar Augen blickten mich an, die meinen so ähnlich sahen. "Moritz! Schon da?", freute ich mich lautstark. Wir schlugen ein und dann grinste Mo auch Mia an. "Und du musst die berühmt-berüchtigte Mia sein. Schön, dich endlich kennenzulernen!" Mia, die sich immer noch etwas schüchtern an meiner Hand festgeklammert hatte, löste den eisernen Griff nun ein wenig und lächelte ihn ebenfalls an. "Schön, dich auch kennenzulernen! Ich hab schon ein bisschen was von dir gehört."

Und so, wie Mo nun einmal gestrickt war, öffnete er direkt die Arme, um sie zu umarmen. Er war von uns drei Kindern immer derjenige gewesen, der am besten und am schnellsten mit neuen Menschen klarkam. Grinsend erwiderte sie die Umarmung und man konnte bereits an ihrem Gesicht ablesen, wie sie sich automatisch entspannte. Ein Glück. Allerdings kannte ich auch niemanden, der sich nicht auf Anhieb gut mit Mo verstand.

Vorsichtig trat Mo einen Schritt zurück, um uns ins Haus zu lassen. Laut rief Mo ins Haus: "Mama, Papa! Jul und Mia sind da!" Ich warf Mia einen unsicheren Blick zu. Meine Familie wusste zwar bereits, dass ich mit Mia zusammen war, aber sonst wussten sie noch beinahe gar nichts über sie. Auch sie war wieder ein bisschen nervös, was man ihr an ihren zitternden Händen ansehen konnte. So nahm ich wieder ihre Hand und zog sie vorsichtig hinter mir her ins Wohnzimmer, wo meine Eltern bereits auf uns warteten.

Meine Mutter zog mich direkt in eine Umarmung, wodurch ich Mias Hand wieder loslassen musste. Dann schob sie mich einen Fußbreit von sich und sagte mir nach einer kurzen Inspektion ins Gesicht: "Schön, dich wieder zu sehen, Jul. Und du musst sicher Mia sein." Sie ließ mich los und ich grinste wegen dem Spitznamen, den nur meinen Eltern und Geschwistern vorbehalten war, in mich hinein. Dann bot sie Mia ihre Hand an, die sie auch gleich schüttelte. "Hallo, Frau Köster." Meine Mutter, die es hasste, so genannt zu werden, reagierte direkt: "Bitte, nenn mich Anna. Sonst fühl ich mich so alt." Mia lachte und nickte.

Mein Vater, der in der Zwischenzeit auf der Couch gesessen hatte und eine Zeitung gelesen hatte, erhob sich nun auch und gesellte sich mit den Worten zu uns: "Schön, dass es dir besser geht Jul." Ich sah ihn überrascht an. "Wie meinst du das?" Doch er schüttelte zur Antwort nur lächelnd den Kopf und gab dann Mia ebenfalls die Hand. "Bevor du auf die Idee kommst, mich auch Herr Köster zu nennen, ich bin Robert. Oder Bob. Wie es dir lieber ist."

Mia lächelte schüchtern und antwortete: "Nett, euch zwei kennenzulernen. Juli hat schon erzählt, wie viel ihm seine Familie bedeutet." Dabei warf sie mir einen kleinen Seitenblick zu und ich errötete ein bisschen. An der Aussage war alles so richtig, aber trotzdem fühlte ich mich etwas unangenehm dabei, es nochmal aus zweiter Hand zu hören. Moritz, der sich inzwischen auch in den kleinen Kreis eingereiht hatte, kniff mir spielerisch in die Wange und lachte: "Ach ja, der kleine Jul." Ich schlug aus Spaß seine Hand weg, musste aber auch grinsen.

111 km/h  /// Julian Köster ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt