- Donnerstag, 07.03.24 - Freaks/Surf Curse -
In einem meiner alten AirPods lief das Lied Freaks von Surf Curse, als ich mich leicht verschwitzt und außer Atem neben meine Mannschaftskollegin und Kapitänin Steffi fallen ließ. Wir hatten die letzten zehn Minuten unseres Lebens damit verbracht, alle Strafrunden auf dem Feld zu laufen, die wir damit gesammelt hatten, über Gott und die Welt zu quatschen. "Das war es wert", kam es aus Steffis Mund. Und auch ich konnte dazu nicht nein sagen.
Wir hatten gerade über Umzüge geredet, speziell über meinen Umzug vor knapp fünf Monaten hierher nach Köln, als wir die Trillerpfeife unseres genervten Trainers hörten, der uns nun hatte Runden über das Handballfeld laufen lassen.
Noch hatte ich ihr nicht erzählen können, dass ich eigentlich nur nach Köln gezogen war, um dem Schmerz zu entgehen, der einem widerfährt, wenn man sich von seinem langjährigen Freund trennt, während man gleichzeitig mit ihm in einem sehr kleinen Dorf mitten im Nirgendwo vor Stuttgart lebt.
Entsprechend war der Start meines Masters ein Jahr nach meinem abgeschlossenen Bachelor in Medienwissenschaften ein neuer Anfang gewesen. Da kam es mir also stark entgegen, dass ich bei einer Uni akzeptiert wurde, die gut 350 Kilometer von diesem Ort entfernt lag.
So redeten wir weiter, während wir auf dem Boden sitzend unsere schmerzenden Beine dehnten. Der Trainer wies uns nur noch an, das Licht in der Halle auszumachen, bevor wir gingen, da der Großteil des Teams bereits duschen gegangen war.
Ich meinte zu ihr: "Ich finde es echt schade, dass du am Sonntag keine Zeit hast. Das Spiel wäre so viel witziger gewesen, wenn du dabei gewesen wärst!"
Bei dieser Aussage bezog ich mich auf das Handball-Bundesligaspiel, für welches ich schließlich eine einzelne Karte kaufen musste.
Ich zog mein Handy aus meiner Trainingstasche und machte schnell ein Foto von unseren ausgestreckten Beinen, bevor ich es in meine Instagram-Story hochlud und Steffi darin taggte. Die Caption 'wir sind einfach besser als der Rest >>>' konnte ich mir auch nicht nehmen lassen, bevor ich das Handy wieder wegsteckte.
Steffi fragte offen: "Gegen wen spielt der BHC nochmal?" Ich antwortete knapp: "Gegen Gummersbach. Ich habe aber keine Ahnung, ob ich irgendwen aus den Teams kennen sollte..."
Sie lachte und meinte dann zu mir: "Also den Bergischen HC kannst du vergessen, da gibt es niemanden so wichtigen. Aber bei Gummersbach... naja, da könntest du Namen des Kaders von der EM kennen."
Die EM war seit knapp einem Monat vorbei, und immer noch störte mich es, dass es Deutschland nur auf den vierten Platz geschafft hatte. Trotzdem war ich dankbar, dass mich Steffi immer zu sich nach Hause eingeladen hatte, um mit mir so viele Spiele wie möglich anzuschauen. Dadurch hatte ich einiges zur Bundesliga - und vor allem zu den in Steffis Augen gut aussehenden Spielern - mitnehmen können.
Mein Herz wurde schwer. Ich war auch früher nur selten bei Bundesligaspielen dabei gewesen und hatte kaum eine Ahnung, wie alles dabei ablief. Ich legte die Arme um Steffi, die direkt neben mir saß und meinte: "Ach man, das wird ja was werden." Dabei lächelte ich leicht.
Steffi meinte nur noch: "Ich schicke dir einen Post von den Offiziellen. Dann hast du was zum reposten, und jeder bekommt mit, dass du auch noch zum Bundesliga-Fan mutierst." Sie grinste. Auch Steffi musste inzwischen darunter leiden, dass ich eine kleine aber feine Reichweite mit meinem Instagram-Kanal aufgebaut hatte. Auf diesem drehte es sich primär um Handball und alles was zu dieser Welt dazugehörte, aber ich mischte den Content auch ab und zu mit Selfies von Freunden oder Fotos von schönen Erlebnissen auf, um es persönlich zu halten. Ich wollte nie so eine Influencerin sein, die sich nur auf eine Sache konzentrierte. Mein Instagram-Kanal sollte immer noch meiner sein.
Dankend nahm ich das Angebot an, bevor wir aufstanden und kurz unter die unterfinanzierte Gemeinschaftsdusche hüpften.
Als ich die Benachrichtigung von Steffis Instagram-Kanal bemerkte, öffnete ich diese direkt und repostete schnell die Instagram-Story, auf der ein Teaser-Foto für das aufkommende Spiel zu sehen war, mit den Worten 'wen treffe ich da? Vorfreude ist groß!'. Erst danach widmete ich mich dem Foto und erkannte direkt die Handarbeit eines ausgebildeten Media-Experten. Das Foto war gut konstruiert und zusammengestellt, und zentral auf dem Bild war eine beeindruckende Aufnahme eines jubelnden Spielers, dessen Gesicht ich kannte, aber nicht genau zuordnen konnte.
"Du, Steffi, wer ist denn der Spieler auf dem Foto?" Sie grinste. "Das ist Julian Köster. Du kannst dich sicher noch an ihn erinnern. Er ist der Typ, den basically die ganze Nationalmannschaft als Frauenschwarm bezeichnet hat." Und tatsächlich, da klingelte eine kleine Erinnerung in meinem Hinterkopf. "Richtig, das war doch der Typ auf Rückraum Links, der so riesig war, oder?" Sie nickte nur zur Bestätigung, bevor sie sich den Pulli über den Kopf zog. Auch ich schlüpfte schnell in meine restlichen Klamotten und meine ausgelaufenen Vans, die ich dringend durch ein neues Paar ersetzen musste.
Steffi schaltete als letzte Aktion alle Lichter in der Halle aus und zog die große Glastür hinter uns ins Schloss, während sie ihren Schlüssel aus der Jackentasche zog und die Tür abschloss. Aufs Neue bewunderte ich ihre Organisiertheit und rief mir ins Gedächtnis, dass nur Kapitäne und Kapitäninnen neben den Trainern einen Schlüssel erhalten hatten, und das mit gutem Recht.
Unsere Wege trennten sich auf dem Parkplatz, als sie zu ihrem alten Auto lief, während ich die Kette von meinem Fahrrad löste und zusammen mit meiner Trainingstasche in den Korb vor mir legte. Ich winkte ihr noch einmal kurz zum Abschied, als ich um die nächste Ecke fuhr und sie aus meinem Sichtfeld verschwand.
In meinem Herzen freute ich mich tatsächlich auf das Spiel am Sonntag.
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Hallo ihr Lieben und willkommen zu einer neuen Geschichte! Ich hatte das Gefühl, dass Handballer hier auf Wattpad stark unterrepräsentiert sind und hatte Lust, wieder was zu schreiben, und das hier ist dabei herausgesprungen :) Ich versuche, regelmäßig zu updaten, aber bitte erwartet nicht jeden Tag ein neues Kapitel <3 Außerdem gebe ich immer am Kapitelanfang den Tag, das Datum und einen Song durch, der in meinen Augen gut zum Kapitel passt.
Für die ganzen Songs habe ich auch eine Spotify-Playlist gemacht, die ihr in einem Kommentar verlinkt findet.
passt gut auf euch auf und bis bald, eure Ella :)
Kurzer Nachtrag, bevor ihr noch verwirrt seid: der POV, aus dem das Kapitel geschrieben ist, wechselt ständig. Deshalb ist immer direkt im Kapitel-Titel mit angegeben, aus welcher Sicht ich gerade schreibe. Ich hoffe, es ist nicht zu kompliziert :)
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111 km/h /// Julian Köster ff
FanfictionHandball, Uni, Instagram und Köln. Das sind alle Themen, die Mia in ihrer kleinen Welt momentan interessieren. Als leidenschaftliche Spielerin geht sie auch an ihrem neuen Wohnort regelmäßig zu nahegelegenen Bundesligaspielen. Doch das Spiel des Ber...