Kapitel 31

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VICTORIA;
Vielleicht hätte ich alles anders machen sollen. Vielleicht hätte ich ihm vertrauen sollen.
Alles wäre anders gekommen.
-

JUSTIN POV

Eine Welle von Wut überflutete mich, als ich seine kalten, blauen Augen sah. Dieser Blick erinnerte mich an mich selbst, denn so sah ich wahrscheinlich auch aus, als es darum ging, jemanden zu töten. Es war dieser Blick, der einem verriet, dass er meinen Tod schon genau vor Augen hatte, und er es kaum erwarten konnte ihn mit zu erleben.
Eine gewisse Entschlossenheit lag darin und zum ersten mal verunsicherte es mich. Natürlich zeigte ich das nicht.

"Na das hat unser Drew wohl nicht erwartet, hm?"
"Willst du mich verarschen?", knurrte ich meinen Gegenüber an.
"Keines Weges, wo denkst du hin?!"

Mein beschissener Vater umd Cole Odolivan machen gemeinsame Sache. Fucking scheisse!

"Wie hast du überlebt?", fragte ich mit leiser, jedoch ungeduldiger Stimme.

"Jeder hat so seine Tricks", Cole zuckte mit den Schultern und kam auf mich zu. Er reichte mir die Hand. Was soll das?

Bevor ich etwas sagen konnte, sprach er weiter. "Auf ein gerechtes Spiel, mein alter Kumpel."
-

VICTORIA POV

Jeremy lief auf mich zu, während ich mein Geschichtsbuch im Spind suchte. "Hey, was geht?"
"Jeffreys Geschichtsstunde", ich seufzte und streichte mir meine Haare vom Gesicht. "Der Alte unterrichtet auch noch Geschichte?"
"Unser Geschichtslehrer ist krank, deshalb muss Jeffrey die Stunde übernehmen", als ich zu ende sprach, sah ich, wie Justin an mir vorbei lief, ohne mir Beachtung zu schenken. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Wir sprachen nun seit mehreren Wochen kaum ein Wort. Vielleicht war es besser so. Ich ignorierte den Schmerz in meiner linken Brust.

"Vicky, kanns los gehen?", ertönte Nick hinter mir. Ich drehte mich um und sah ihn mit einem gequälten Blick an.
"Klar. Auf in die Hölle."
Nicks Lachen hallte im ganzen Gang, sodass Justin und Jason zu uns rüber sahen. Als sich Nicks und Justins Blick trafen, sah Nick schnell weg und lief voraus. Ich folgte ihm still.
-
"Kriegsende war in welchem Jahr schon wieder, Victoria?"
Ich kniff meine Augen zusammen. Warum wunderte mich das nicht, dass er ausgerechnet mich fragte?
"Uhm..."
Ja, wenn man nicht zu hörte,
so wie ich, dann hat man Pech gehabt.
Hilfesuchend sah ich mich im Klassenraum um. Alle schienen plötzlich so beschäftigt zu sein.
Ich räusperte mich. Okay, dass kann nicht gut gehen.
"Psst", ertönte eine leise Stimme. Ich sah nach Rechts. Ungewollt musste ich lächeln, als er mir "1945" zuflüsterte.
Als ich die Antwort wiederholte, sah ich erneut zu ihm.
Ich formte stumm ein "danke" mit meinen Lippen und Justin zwinkerte mir grinsend zu. Dann drehte er sich wieder nach vorne.

JUSTIN POV

Ich vermisste sie. Fuck.

Bildete ich mir das nur ein, oder wurde sie von Tag zu Tag immer schöner?

Fuck. Fuck!

Das darf doch alles nicht wahr sein!

'Behalt sie im Auge, aber komm ihr nicht zu nahe' sagte mir Bruce.

'Wir müssen Cole und deinen psycho-Dad im Glauben lassen, dass sie gewonnen hätten' sagte mir Mike.

Ich vermisste sie aber so.

Die Worte kamen mir immer wieder in den Sinn. Wir hatten keine Ahnung, was als nächstes passieren könnte, wir mussten auf alles gefasst sein.

Als ich Bruce von Cole erzählt hatte, ist er ausgerastet. Fast durchgedreht. Er sagte mir, dass ich das gefälligst gerade biegen sollte, sonst könnte das ganze so wie letztes mal enden. Ziemlich blutig.

"Alles klar?", Jason stupste mich an. Ich zuckte zusammen. "Ja", benommen fuhr ich mit meiner Hand über das Gesicht.

Ich vermisste sie so.

"Ich glaube, du starrst sie zu auffällig an", sagte Jason etwas unsicher.
Sie warf gerade ihre Haare über die linke Schulter und nahm einen Bissen von ihrem Sandwich.
"Hm?"
"Bieber, hör auf so zu glotzen, sonst kriegt das jeder mit."
"Halt die Fresse", ich leckte mir über die Lippen, so wie sie.
"Okay, lass uns raus. Ich halt das hier nicht aus. Jeden Tag benimmst du dich wie ein Liebeskranker."

Ohne den Blick von ihr zu nehmen antworte ich Jason. "Das kann dir doch scheiss egal sein."
Es nervte mich, dass Jason mich immer bei wichtigen Dingen stören musste. "Früher warst du wirklich cooler", murmelte er. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. "Du hast doch keine Ahnung", knurrte ich und ballte meine Hände zu Fäusten.
"Stimmt, vielleicht hab ich wirklich keine Ahnung, wie sehr du sie liebst. Aber ich weiss, dass das ganz sicher nicht normal ist. Bieber, sie ist deine Schwester."

Ich stand auf, der Stuhl, auf den ich bisher gesessen hatte, flog zu Boden. Ich näherte mich Jason. "Sag das nochmal", forderte ich ihn heraus. Er stand auf und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Was willst du jetzt tun?"
"Du willst wissen, was ich mit dir tun werde?", fragte ich gefährlich leise.

Um uns versammelten sich Schüler und bildeten einen Kreis.
Nein, fucking nein!

"Ich will sowas nie wieder von dir hören", flüsterre ich weiter. Ich war unglaublich wütend und auch enttäuscht. Ausgerechnet Jason musste mir sowas unter die Nase reiben, obwohl er genau wusste, wie scheisse es mir ging. Jasons Augen wurden gross. "Justin.."
"Was?", zischte ich wütend. Es war still.
Als ich bemerkte, wie eine weiche, kleine Hand meine nahm, musste ich mich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass sie es war. Ich kannte jede einzelne Stelle an ihrem Körper inn und auswendig.

"Hört auf"

Ich drehte mich um und sah direkt in ihre runden Augen. "Okay", hauchte ich. Victoria nickte erleichtert, liess mich los und ging aus der Cafeteria.

Die Menschen um uns gingen wieder zurück auf ihre Plätze. "Alter, es tut mir Leid, ich wollte nicht so eine Scheisse sagen."
"Verpiss dich und lass mich alleine", erwiderte ich. Jason nickte nur still und verschwand

Fuck.

VICTORIA POV

"Dad", sagte ich und blieb vor ihm stehen. Er lächelte schief und umarmte mich. Ich fühlte mich komisch, so ganz alleine in seiner Gegenwart. Womöglich lag es daran, dass mir Justins Worte in denn Sinn kamen, die er mir immer und immer wieder sagte.

'Glaub ihm kein Wort'

Trotzdem tat ich es, weil ich wusste, dass ich nicht davon laufen konnte. Er lebte und das war nun mal so, obwohl ich mir nicht mehr sicher war, ob es gut oder schlecht war.
Ich hatte mit Mum Streit, weil sie mir einfach nicht glauben wollte und sogar darüber nachgedacht hatte, mich zu einem Psychologen zu schicken.
Ausserdem war ein Albtraum wahr geworden; Justin war mein Bruder und das hies, dass alles, was wir getan hatten, sozusagen illegal war. Wir hatten uns strafbar gemacht. Wenn dass jemand erfahren würde, dann hätten wir grosse Probleme.

"Ich wollte dir nur bescheid geben, dass ich morgen Zeit hätte, mit dir zu deiner Mum zu fahren."

Ich wusste immer noch nicht, was er getan hatte und was damals vorgefallen war. Hat er Mum betrogen? Möglich wäre es.

Ich hatte ihn oft darauf angesprochen, aber er redete sich immer raus, was mich verunsicherte.
Und was sollte das mit dem falschen Nachnamen?
So viele Fragen, die ich hoffentlich beantwortet bekommen werde.

"Morgen abend um sieben. Ist das okay?"
"Ja klar", antwortete ich.

Warum fühlte sich das alles so falsch an?

Bad Jay 2 - The RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt