Kapitel 6

3.6K 184 8
                                    

VICTORIA POV

"Du hast es doch auch gesehen, verdammt!" Justin sah mich flehend an. Ich schluckte. "Ja, aber das kann auch ein ganz normaler Mensch sein, der einfach in schwarz gekleidet war." versuchte ich ihn zu beruhigen. Seit heute morgen ist er nervös. "Und was war das mit der Pistole?" fragte er mich. Ich seufzte. "Vielleicht war das nicht einmal eine. Woher willst du das wissen? Ich meine, er ist mehrere Meter von uns entfernt gewesen."
"Siehst du!" mischte sich Mike ein. "Hast du Nick angerufen?" wechselte Bruce das Thema.
Er ging nicht an sein Handy. Den ganzen morgen nicht. Aber wahrscheinlich wegen der Schule. 

Zur erklärung nochmal für alle: Justin dachte, er hätte jemanden gesehen, der mit einer Pistole auf mich zielte. Plötzlich war diese Person verschwunden. Ich hab sie auch gesehen, aber um ehrlich zu sein, sah der jenige - oder die jenige, ziemlich harmlos aus. Ich schüttelte den Kopf auf Bruces Frage. "Könntest du mir mal dein Handy geben?" fragte Fredo nachdenklich. Ich runzelte die Stirn, nahm mein Handy aus der Hosentasche und überreichte es ihm. Er nickte dankend und setzte sich an seinen Laptop. Kurz darauf tippte er irgendetwas auf der Tastatur herum.
"Ich glaube nicht, dass Bieber sich das eingebildet hat." meldete sich John plötzlich zu Wort, der sich bis jetzt zu der ganzen Situation nicht geäussert hat. Justin stand auf, warf die Hände in die Luft und seufzte. "Danke! Wenigstens sind hier nicht alle solche Vollidioten."
"Das ist ungewöhnlich..." murmelte Fredo und krazte sich am Kopf. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. "Was?" fragte Mike. "Ich hab die Nachricht zurückverfolgt. Wisst ihr was daran komisch ist?"
Alle tauschten Blicke untereinander, schüttelten dann aber ahnungslos den Kopf. "Es ist ja fast schon so, als ob diese Nachricht nie verschickt wurde." murmelte er und tippte weiter auf der Tastatur herum. "Aber, wer will denn bitteschön sowas machen?" ich presste meine Lippen aufeinander. "Ich weiss es nicht." gab Bruce verzweifelt zu. "Bieber, Bieber. Wegen dir kommen wir noch in grosse Schwierigkeiten.."
-
"Wo warst du heute morgen?" Nick, der sofort auf mich zulief, sah mich mit grossen Augen an. Ich schüttelte abwesend meinen Kopf, nahm meine Geschichtsbücher aus der Tasche und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, was mir irgendwie nicht wirklich gelang. Ich war müde und mir fehlte meine beste Freundin. Stattdessen sitze ich hier neben dieser Nervensäge, die auf den Namen Nick hört, aber Schwachkopf geht auch. "Warum bist du nicht an dein Handy gegangen? Ich hab versucht dich zu erreichen." fragte ich ihn und musterte ihn. Er runzelte die Stirn und nahm sein Handy aus der Hosentasche. "Nein, hast du nicht." er lachte. "Wie meinst du das?" ich sah ihn verdattert an. "Ich hab keinen Anruf und auch sonstige Nachrichten von dir nicht bekommen." er zuckte mit den Schultern.
Ich riss meine Augen auf. "Was?!" "Was ist denn los?" fragte er etwas verwirrt. Ich räusperte mich, runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf. "Nichts, alles in Ordnung." 
"Bruce hat uns übrigens gerufen. Wir sollen uns nach der Schule mit ihm und den anderen treffen." sofort wurde ich hellhörig. "Ach ja?" fragte ich und drehte mich zu ihm. "Also, wenn das wieder so ne Aktion ist, wie neulich im Stripclub, dann bin ich auf jedenfall dabei." grinste er dreckig. "Was?!" kam es lauter als geplant von mir.
Nick räusperte sich. "Sag mir jetzt nicht, dass du das nicht gewusst hast." er sah mich unsicher an. Die Wut in mir stieg von null auf hundert. "Wann war das?" versuchte ich so ruhig wie möglich zu fragen. "Uhm.." Nick wackelte nervös mit seinem Bein. "Ich glaube, als er dich versetzt hat und ich dich nach Hause gefahren hab, also gestern."

'Das gibts doch nicht...'

Ich drehte mich wieder zur Tafel und starrte den irrsinnig langen Text an. Erst jetzt wurde mir klar, dass wir diesen abschreiben sollten. Ich hatte aber irendwie keine Kraft dazu. Stattdessen starrte ich mit halb offenem Mund, emotionslos auf die vielen Wörter und Buchstaben. Ich schluckte. Mein Hals wurde in null Komma nix trocken und die Wut verwandelte sich so schnell wie sie auch gekommen war in Enttäuschung. Ich dachte, er hatte einen Auftrag. Ich dachte, er hat sich geändert..

"Psst, Vicky.." Nick stupste mich mit dem Ellbogen an. Ich bekam nur ein leises "hm?" aus mir. "Vielleicht war Justin nicht dabei. Ich glaube nicht, dass.." Ich unterbrach ihn. "Ich will darüber jetzt nicht reden." sagte ich emotionslos. Ich muss zuerst mit meinen eigenen Gedanken klar kommen. Ich biss mir auf meine Unterlippe und seufzte. Hat ihm irgendwas gefehlt bei mir? Bin ich ihm nicht gut genug? Sofort wurde ich unsicher. Was, wenn ich ihm schon langweilig geworden bin? Ich bekam Angst. Früher, da liess ich mich nicht verunsichern. Aber jetzt? Jetzt kann ich nicht ohne ihn...
"Vicky? Ist alles in Ordnung?"
Ich nickte und krächzte ein leises "Ja." 
Vielleicht ist das alles nur ein Missverständnis? Vielleicht sollte ich erst einmal mit ihm reden..

Sofort kam mir sein komisches Verhalten wieder in den Sinn. Vielleicht war er deshalb so...
'Nein, hör auf! Denk nicht weiter darüber nach! Das ist alles nur ein Missverständnis. Es wird sich alles klären.' mischte sich mein Unterbewusstsein ein.

Ich atmete tief durch. Ja... Ja vielleicht wird sich das alles ja klären.

JUSTIN POV

"Ich geh jetzt zur Uni!" rief John, bevor er sich seinen Wagenschlüssel schnappte und die Tür zu knallte. Ich musste lachen. "Dass er mal Psychologie studiert.. Wer hätte das gedacht?" fragte Mike grinsend. "Ich." antwortete ich knapp.
John hat einfach ein Helfersyndrom. Ich wusste schon seit dem wir klein sind, dass er irgendwann mal Arzt oder sowas in der Richtung wird. Etwas ungewohnt ist es jedoch schon. Ich meine, er ist trotzdem auf einer Art und Weise kriminell. Aber es ist gut so, wie es ist. Solange er uns nicht im Stich lässt. Er wollte schon immer Psychologe werden. Bis dahin ist noch ein weiter Weg, aber ich bin davon überzeugt, dass er das schafft. 
Ich meine, ihr wisst doch, wie er ist. Meiner Meinung nach, muss er nicht mal studieren, um Psychologe zu werden.
Okay genug jetzt, wir wollen ja nicht gleich mit dem Loben übertreiben.
Ich sah kurz auf meine Armbanduhr.
"Yoh, könnt ihr das Geschäft mit Luke und den anderen auch ohne mich ausführen? Ich muss mein Babe abholen." ich musste grinsen.
Mike verdrehte lachend die Augen, während Flores nur seufzte. Der Kerl ist ohne Cassandra ein ziemliches Wrack.
Ohne auf eine Antwort zu warten, stand ich auf, zog meine schwarzen Schuhe an und schnappte mir die Autoschlüssel. "Warte." hielt mich Bruce auf. Ich blieb stehen und sah ihn fragend an. "Pass auf dich und die Kleine auf. Falls was passiert.." "Keine Sorge, ich pass schon auf sie auf. Das weisst du." beruhigte ich ihn. "Aber nicht nur auf sie, ich will nicht, dass dir etwas passiert." Ich grinste. "Sind wir über Nacht zum Softy geworden?" Bruce verdrehte die Augen und machte eine Wegwerfende Handbewegung. "Halt die Klappe Bieber und verschwinde." er lachte kurz.
"Bis dann." war das letzte, was ich sagte, bevor ich das Haus verliess.
-
'Mein Wagen bräuchte eine Veränderung.' dachte ich mir, während ich auf dem Lenkrad rumtippte und auf Vic wartete.
"Vielleicht eine andere Farbe?!" fragte ich mich nachdenklich..

"Hey." sprach Victoria ausser Atem, sobald sie sich in den Wagen gesetzt hat. Mein Grinsen wurde breiter. "Warum bist du so rot im Gesicht und verschwitzt?" kicherte ich Kopfschüttelnd. Sie biss sich kurz auf die Unterlippe. "Das spielt keine Rolle." sagte sie etwas zickig. Sofort drehte ich meinen Oberkörper leicht zu ihr und sah sie mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. "Was ist?"
Sie fing an zu lachen. Aber nicht irgendwie. Nein, sie lachte ziemlich gefältscht. Was zum Teufel..
"Sag mir bitte den wahren Grund, warum du mich gestern nicht abgeholt hast."
Sofort verkrampfte ich mich. Scheisse.
Ich drehte mich wieder nach vorne und starrte aus dem Fenster. Nicht in der Lage etwas zu erklären. "Ich wusste es." zischte sie, "wann wolltest du mir das erzählen? Oder wolltest du es überhaupt tun?" fragte sie mich mit einer hohen Stimme.
Ich bekam ungewollt Panik. Warum? Weil ich scheisse gebaut hab man...
"Du weisst es also.." meine Stimme war leise.

VICTORIA POV

Ich war ziemlich ruhig, was mir allerdings schwer fiel. "Hör zu, es ist nichts passiert. Also, nicht direkt.." sagte Justin nach einer Weile. Ich beobachtete jede Bewegung, die er tat. "Es.. Mike hat uns auf einen Drink eingeladen..."
"War ja klar, dass du nicht Nein sagen konntest." zischte ich kopfschüttelnd. "Ich wollte ja gehen, aber.. Verdammt ich weiss auch nicht. Als ich dort war, da konnte ich nicht wiederstehn und.."
"Du konntest nicht wiederstehn? Was meinst du mit 'du konntest nicht wiederstehn'? Was hast du dort gemacht?!"
"Vic, lass uns das Zuhause besprechen." versuchte er mich zu beruhigen. "Nein Justin. Tu mir den Gefallen und fahr mich zu meiner Wohnung." "Was?!" sofort sass er angespannt und kerzengerade im Sitz. "Auf keinen Fall."
War ja klar..
"Ich muss nachdenken." meine Stimmung war im Eimer. Es ist nicht so, dass ich sauer bin. Klar, ich bin es auf einer Art schon, aber viel eher bin ich enttäuscht. "Du wirst ganz sicher nicht alleine in dieser Wohnung sein und dort auch noch übernachten." "Weisst du was? Oh doch, das werde ich. Denn du hast mir nichts zu sagen. Du bist ganz alleine daran Schuld!" ich konnte mich nicht mehr zurück halten und fing an zu schreien. Zwar nicht laut, aber immerhin hob sich die Lautstärke meiner Stimme immer mehr. Er sagte dazu nichts, sondern fuhr sich nur nervös durch seine Haare und seufzte laut. Er murmelte irgendwelche Schimpfwörter, die ich allerdings nicht wirklich verstand. Als er nach einer Weile immer noch nichts sagte, schnallte ich mich ab.

"Weisst du, das Schlimme an dem ganzen ist ja nicht, dass du dort drinnen warst, dir irgendwelche nackten Weiber angesehen hast und mich dabei auch noch versetzt und wer weiss, vielleicht auch vergessen hast. Nein, das Schlimme dabei ist, dass du nicht einmal den Mut hattest mir das zu sagen. Du hast mich enttäuscht." ich stieg aus dem Auto, knallte absichtlich die Tür zu und lief  Richtung Bushaltestelle, um nach Hause zu fahren. Er stieg nicht aus. Er blieb einfach im Wagen sitzen und sagte dazu nichts.

Bad Jay 2 - The RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt