VICTORIA POV
Ich blieb zuerst wie erstarrt stehen und sah Justin nach, während er einfach davon lief. Seine Schritte waren schwer, man hörte sie im ganzen Gang, und schnell, sodass er innerhalb kürzester Zeit aus der Schule verschwand. Die Tür ging zu, ich drehte meinen Kopf in die Richtug von Dad. Dieser sah verärgert aus.
"Siehst du, was du für einen Bruder hast? Diesem Kerl sollten mal die Ohren lang gezogen werden. Ich bin stolz, dass ich wenigstens so eine vorbildliche Tochter habe."
Er lobte mich. Aber warum fühlte ich mich direkt angegrifften? Warum wurde ich wütend, als ich diese Worte aus seinem Mund hörte?
"Wie bitte?!" Meine Stimme war plötzlich laut und fassungslos.
Er wollte etwas erwidern, aber ich hielt ihn auf. "Weisst du was? Vielleicht hat Justin ja recht und du bist wirklich ein Bastard."
Dann nahm ich meine Tasche, die auf dem Boden lag und stürmte an ihm vorbei, um Justin hinterher zu rennen.
-
"Justin?! Justin!"
Hektisch sah ich nach dem matt-grauen Audi, den ich unter tausenden wieder erkennen konnte. "Justin!" Schrie ich und rannte auf ihn zu, als ich ihn, gar nicht so weit entfernt, entdeckte. Er war kurz davor einzusteigen."Was? Wenm du deine Vorwürfe loswerden willst, dann kannst du gerade gehen." Seine Stimme war tief und sein Ausdruck voller Wut, die er gegenüber seinem Vater, vielleicht unserem Vater, empfand.
"Ich..", ich ringte nach Luft und kam langsam auf ihn zu. "Ich will dir keine Vorwürfe machen. Ich finde, du hast recht dazu zu sagen, was du denkst", erklärte ich. Zu meinem Erstaunen wirkte Justin plötzlich erleichtert und nicht mehr so angespannt.
"Wirklich?"
Ich nickte nur und biss mir auf die Unterlippe, als mir prompt der Gedanke kam, was wir vorhin gemacht hatten. Mein Herzschlag beschleunigte sich schon nur bei dem Gedanken daran. Als würde Justin meine Gedanken lesen können, verformten sich seine Lippen zu einem amüsierten, sexy Lächeln."Wir können unser vorheriges Projekt gerne vortsetzen."
"Projekt?", grinste ich kopfschüttelnd und lief auf die andere Seite des Autos zu, um die Beifahrertür zu öffnen und mich hinein zu setzen. Er tat es mir nach. Sein Oberkörper drehte sich in meine Richtung.
"Ja, Projekt", antwortete er mir schulterzuckend und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. "Lass uns erst mal von weg von hier", winkte ich nervös ab und schnallte mich an. Warum fühlte ich mich plötzlich wie ein pubertierender, von Hormonen gesteuerter Teenager? Ich hatte mich doch schon lange daran gewöhnt, solche Bemerkungen von Justin zu hören.Er hob seine Augenbraue. "Du und Schule schwänzen? Mit mir?"
Ich leckte mir über die Lippen, zuckte mit den Schultern, nahm mein schwarzes Haarband von meinem Handgelenk, um mir meine Haare zu binden. Er beobachtete mich während dessen und liess mich nicht aus den Augen. "Ich mag es, wenn du deine Haare bindest. Dann kann ich noch besser dein Gesicht sehen."
Ich hiel inne und sah ihn lächelnd an. Na sowas. Das hatte er mir noch nie erzählt."Wirklich?" Ich sah zum Seitenspiegel hinaus, um meine Haare zu betrachten. Seufzend warf ich den Kopf nach hinten. "Was ist?"
"Meine Haare wollen nicht so sein, wie ich will. Ich meine, sieh dir doch diesen Buckel an?!", jammerte ich und drehte meinen Kopf um, damit er verstand.
"Also, wenn du mich fragst, hinterlässt dieser, wie du ihn nennst, Haarbuckel, gewisse Sympathiepunkte. Ausserdem, wen interessiert es denn bitte, wie deine Haare gebunden sind?"
"Na vielen dank auch."
"Du weisst, wie das gemeint ist, Babe", schmunzelte er und zog an meinen zusammengebundenen Haaren. Das tat er immer gerne, nur um micht zu nerven."Ich liebe dich sogar, wenn du scheisse aussiehst."
"Hey?!", beschwerte ich mich und öffnete ungläubig meinen Mund. "Was denn?", er schüttelte lachend den Kopf und startete den Wagen.
Ich genoss es, so unbeschwert mit ihm Zeit zu verbrigen.
"Um auf deine Frage zurück zu kommen, ich schwänze nicht. Ich wurde aus dem Unterricht geworfen, weil ein gewisser Mister 'ichbindercoolste' sich mal wieder einmischen musste."
"Ich bi ja auch der coolste. Sogar der Obercoolste." Er beschleunigte das Tempo auf der Autobahn. Ich hatte keine Angst. Er war ein guter Autofahrer und ich vertraute ihm."Du bist du so kindisch."
"Das nennt man Spass"
"Was auch immer", ich sah aus dem Fenster und beobachtete die vielen verschiedenen Autos.
Ich wollte fragen, wohin wir fuhren, entschied mich aber dagegen. Es war mir egal, wohin wir fuhren. Hauptsache, ich konnte bei ihm sein.
-
Justin hielt an einer Raststäte an. Wir holten und Cafe und ein Sandwich. Zusammen sassen wir beide draussen auf der Autohaube und assen."Justin?"
Ich hatte angst darüber zu reden, wollte es aber umbedingt tun. Ich wollte ihn das einfach fragen und konnte es mir nicht verkneifen.
"Hm?", murmelte er kauend und drehte seinen Kopf in meine Richtung. Ich senkte meinen halb gegessenen Sandwich und hielt ihn in einer Hand auf dem Schoss.
"Erzählst du mir, was zwischen dir und Dad.. Ich meine, deinem Vater, vorgefallen ist?"Er verschluckte sich fast an seinem Sandwich, denn er fing an laut zu husten. "Du kennst sie. Er hat mich mit vierzehn rausgeschmissen."
"Warum lügst du? Ich weiss, dass das nicht alles ist."
"Weil es keine Rolle mehr spielt, okay?" Er liess sein Sandwicht auf der Autohaube liegen, als er von dieser stieg und klopfte seine Hände aus. "Bitte Justin. Erzähl mir alles."
Er hielt inne und sah mir ausdruckslos in die Augen.
"Du willst also die Wahrheit?"
"Ja", krächzte ich etwas unsicher und nickte hastig.
"Gut, wie du willst."Dann begann Justin zu erzählen.
"Er war nie da. Schon seitdem ich denken konnte, war ich alleine mit meiner Mom. Später, als Aiden dazu kam, war er noch weniger bei uns. Keiner wusste genau, wo er sich momentan aufhielt. Ehrlich gesagt, wollte es auch keiner wissen." Er hielt kurz inne. "Meine Eltern haben oft gestritten. Jedes mal, wenn Mom irgendwelche Drogen im Spülkasten der Toilette fand, und das waren nicht nur ein paar Tütchen, dann zerriss sie die ganzen Säcke, die voller Koks waren. Weisses Pulver, welches für mich damals so ungefährlich schien... Sobald er das heraus fand, machte er Stress. Er schlug sie, er machte sie kaputt. Jedes mal aufs neue. Egal, wie sehr ich mich versuchte zwischen die beiden zu stellen, wie sehr ich geschrieen habe, sie sollen aufhören, es ging immer weiter. Er fing an die ganzen Möbel zu zerstören, wurde aggressiv. Manchmal da.." Er unterbrach sich selber und presste seine Lippen aufeinander. Und zum ersten mal, sah ich den kleinen Jungen vor mir, der sich jeden Tag um seine Mom sorgen machen musste. Der Junge, der einen kleinen Bruder hatte und ihn ohne jeglichen Schutz seinem Vater überlassen musste, als dieser ihn einfach so aus dem Haus geschmissen hat.
"Er schlug mich, naja, manchmal. Er zog oft an meinen kurzen Haaren und verpasste mir ein paar." Justin presste seine Lippen aufeinander. In seinen Augen glänzten die Tränen. Ich zog ihn in meine Arme und er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Sein ganzer Körper zitterte.
Nach einigen Minuten löste er sich von mir, sah mich an und sprach weiter. "Er war damals in irgendeiner Gemeinschaft, Gruppe, keine Ahnung, was das genau war. Das weiss ich, weil Fredo das herausgefunden hat. Ich weiss bis heute nicht, was genau er dort getrieben hat, oder immer noch treibt, aber ich weiss, dass es noch schlimmer ist, als das, was ich mit den Jungs mache."Dad in einer.. Mafia?! Das kann nicht sein! Oder..?
"Verstehst du jetzt, warum ich ihn so sehr hasse?"
Ich fuhr mit meinen Händen zu seinen rötlichen Wangen und strich ihm beruhigend über die weiche Haut. "Ja", meine Stimme war so leise, dass man es fast nicht mehr hören konnte. In meiner Kehle war ein grosser Klos.
Eine Träne rollte mir über die Wangen. "Es tut mir so..-"
"Schhh, nein. Sag es nicht. Ich will es nicht hören", unterbrach er mich leise und küsste mich sanft, auf den Mund.
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Bad Jay 2 - The Revenge
FanfictionFortsetzung von Bad Jay - Odolivan "Wenn du denkst, dass alles schon längstens vorbei ist, dann hast du dich geirrt, Drew. Mein Spiel hat gerade erst begonnen und ihr seid alle Teil davon." - Cole Odolivan in Bad Jay 2 The Revenge