Bad Jay 2 - The Revenge

Kapitel 32

Cassie weinte den ganzen Nachmittag ohne Unterbrechung. Es ging ihr dreckig. Draussen war schönes Wetter; die Sonne lachte und der Himmel war wolkenlos. Eigentlich wäre sie, so wie ich sie kannte, sofort auf die Terrasse gegangen und hätte sich gebräunt. Stattdessen lag sie im Zimmer in ihrem Bett und verkroch sich unter der Decke. Die Tatsache, dass es zu heiss war, sich unter eine Decke zu legen, liess sie völlig kalt. Sie sagte, es sei ihr egal, ob sie schwitzen und dann stinken würde oder nicht, es würde sie ja keiner anfassen. Mit keinem meinte sie Fredo.
Sie hat ihm endlich gestanden, dass sie ihn betrogen hatte. Es endete damit, dass er ihre Lieblingsvase, in der die roten Rosen, die er ihr geschenkt hatte, (es waren exakt hundert Stück), gegen die Wand schmiss und die Rosen zertrampelte, bevor er schliesslich aus der Wohnung stürmte und sie alleine in dem Chaos liess. Als ich nach Hause kam, fand ich sie auf dem Boden kauernd die Scherben aufsammeln. Sie hatte sich an der Hand geschnitten, ziemlich tief, aber es war ihr egal gewesen. Während das Blut auf den hellgrauen Teppich, vermischt mit ihren unzähligen Tränen, tropfte, sammelte sie tapfer die Scherben und Rosen auf und war diese weg. Bei jeder einzelnen Rose kam immer eine Träne mehr aus ihren Augen. Sie war ein einziges Wrack, als ich sie gefunden hatte.

Wie eine ertrinkende klammerte sie sich an mich und weinte.
Wir sassen die halbe Nacht auf dem Boden und weinten. Ich um Justin und sie um Fredo und umgekehrt. Ich trauerte um ihre Kaputte Liebe und sie um meine.

Es tat gut, alles aus mir heraus zu lassen, die ganze Trauer und den Frust, trotzdem ging der Schmerz immernoch nicht weg. Auch nicht am nächsten Tag.

Ich sass neben Cassie und strich ihr ihre verschwitzten Haare aus dem Gesicht, während sie das Bild von Fredo und ihr ansah, auf dem sie ihn auf die Wange küsste, während er ein breites Lächeln im Gesicht hatte. Ihre Tränen tropften auf das Glas des Bilderrahmens und auf die sowieso schon schweissnasse Decke. Es tat weh sie so zu sehen.

"Ich liebe ihn so, Victoria", sie nannte mich nie Victoria, ausser es war etwas ernstes. Einen ganz kurzen Augenblick kam mir Justin in den Sinn, denn dies tat er auch.

"Das ist mir erst jetzt richtig, richtig klar geworden. Ich kann nicht ohne meinen Latino", sie nahm das Taschentuch, welches ich ihr hinhielt, an.
"Vielleicht solltest du nochmals mit ihm reden"
"Er will nichts von mir wissen. Ich habs schon versucht. Er ist fertig mit mir", ihre Augen waren angeschwollen. Das immer so läuchtend, helle, schimmernde Gründ in ihren katzenhaften Augen, sah längst nicht mehr so schön und läuchtend aus. Das einzige, was man in ihnen sah, war Müdigkeit, Trauer und Verzweiflung. Das einst so starke Funkeln in ihren Augen war weg. Einfach verschwunden.

Cassie hatte viele feste Freunde. Na ja, jedenfalls deutlich viel mehr als ich. Sie hatte schon mehrere Beziehungen hinter sich, aber so war sie noch nie. Klar, bei dem ein oder anderen war sie traurig, jedoch hielt diese Trauer gerade mal einen Tag. Und geweint hatte sie zuletzt um einen Jungen, als sie dreizehn war. Er war ihre erste Liebe und verliess sie gerade mal nach einen Monat Beziehung, um nach Washington zu ziehen. Sie hatte ganze sechs Monate getrauert und liess niemanden an sie heran. Irgendwie glaube ich, dass die Trennung mit Fredo wirklich die Schlimmste von allen war.

Vielleicht lag es daran, dass sie selber Schuld war? Immerhin hat sie Fredo ja betrogen und das auch noch mit Mike. Den Mike, der eigentlich so gar nicht in ihr Beutechema passte. Er war viel zu ernst, viel zu kalt und verschlossen für die so offene, lustige und immer fröhliche Cassandra.

Es war mir ein Rätsel, wie sie gerade ihn um den Finger gewickelt hatte, oder eher er sie, so sicher war ich mir nicht.

"Das wird schon wieder, versprochen", ich versuchte sie zu trösten, es gelang mir nicht. "Nichts wird wieder. Rein gar nichts!", zischte sie mit zittriger Stimme. Ich presse meine Lippen aufeinander und sah aus dem Fenster.