Mit einer flinken Bewegung öffnete ich die Tür zu meiner Wohnung, in der mich Cassie erwartete. Nach dem Gespräch mit Justin wusste ich nicht, ob ich Angst haben sollte oder mich freuen sollte, dass er mich genauso wie ich ihn liebt. Ich wusste, dass das ganze zwischen uns falsch war. Es war falsch und strafbar. Aber so was von. Unsicherheit plagte mich. Was, wenn ich nie über meinen Bruder hinweg komme? Was, wenn ich für immer ihn wollen werde, obwohl wir zweifellos Halbgeschwister waren?
Bis jetzt hatte ich keinen richtigen Gedanken über die Tatsache, dass wir plötzlich Geschwister waren, gefasst. Ich wusste nicht wieso, aber ich beschloss schon am Anfang Dad zu glauben. Ohne jeden zweifel. Er würde mich nicht anlügen, dafür liebt er mich zu sehr. Langsam aber sicher, wurde ich jedoch skeptisch. Das alles ergibt keinen Sinn. Sein plötzliches Auftauchen, die Reaktion von meiner Mum und auch Justins Reaktion. Er sagte mir, ich durfte Dad nicht glauben. Ich musste nur Justin vertrauen. Trotzdem tat ich es. Ich glaubte Dad und es fühlte sich so falsch an.Ich schob meine Gedanken bei Seite, als ich in Cassies Zimmer rein ging. Wie erstarrt blieb ich mit weit aufgerissenen Augen stehen. "Was zum.. Cassandra!", schrie ich voller Wut. Cassie drückte den neben ihr im Bett sitzenden Mike von sich und stand auf. "Das ist nicht so, wie es aussieht Vicky", versuchte sie zu erklären. Ich schnaubte. "Was soll das? Ich dachte du liebst Fredo?!", schrie ich weiter. Ich konnte es nicht glauben. Was war denn bloss los mit ihr?
"Er hat mich geküsst, nicht ich ihn!"
"Du hast aber nichts dagegen unternommen!", verteidigte sich Mike wütend.
Ich ignorierte Cassies gescheiterte Versuche mich zu beruhigen, als mein Blick an Mike hängen blieb. Mit schnellen Schritten kam ich auf ihn zu und stellte mich vor ihn hin. Er war gross, weshalb er seinen Kopf nach unten beugen musste, um mich ansehen zu können. Sein Gesicht war meinem nur wenige Zentimeter entfernt. Ich zeigte mit dem Zeigefinger gegen seine Brust. "Du...", fing ich an. Ich wusste ehrlich gesagt nicht wirklich, was ich sagen wollte. Mich ging diese Sache nichts an, immerhin war das die Beziehung von Fredo und Cassie. Trotzdem liess mich die Tatsache nicht in Ruhe, dass Fredo litt, während Mike bei Cassie war und die beiden rummachten als gäbe es keine Morgen.
Mike hob eine Augenbraue. "Was?"
"Du bist unglaublich! Verschwinde aus meiner Wohnung, ich will dich hier nicht sehen!", die Wut gewann die Oberhand. Es ging mir nicht nur darum, dass Cassie hier einen riesen Fehler machte. Mir ging es um die Freundschaft zwischen den Jungs und vor allem um Justin.
Als ich heute gesehen habe, wie Justin Fredo in die Arme nahm. Diesen Augenblick würde ich wohl nie vergessen. Diese Erleichterung in Justins Augen, als er seinen Kumpel begegnete. Mir war das bisher nie klar, aber ich hatte das Gefühl, dass die Freundschaft zwischen Justin und Fredo stärker war, als gedacht.
Ausserdem fühlte ich mich unglaublich unwohl, wenn Mike und Cassie vor meinen Augen rummachten. Fredo war immer für mich da, egal um was es ging. Er beschützte mich fast so sehr wie Justin. So etwas hatte er nicht verdient. Ich würde mich ein klein wenig wie eine Verräterin fühlen, wenn ich das mit Mike einfach so zulassen würde."Ich glaube, das kann Cassandra entscheiden, ich bin schliesslich ihr Besuch", erwiderte Mike.
"Du solltest gehen. Wegen dir habe ich Fredo verloren", sagte sie kühl. Mikes Augen weiteten sich.
"Das ist doch nicht dein verdammter Ernst."
"Geh", sagte Cassie wütend und zeigte auf die Tür.
Mike sah zuerst mich mit zusammen gekniffenen Augen an, dann Cassie, bevor er aus dem Zimmer nach draussen stürmte.
Eine Weile war es still. Das einzige, was zu hören war, war das schniefen von Cassie und mein zittriges Atmen.
"Victoria, ich weiss nicht, wie ich dir das erklären soll."
Ich schüttelte den Kopf. Cassie ist meine beste Freundin seit ich denken kann. Ich stand immer hinter ihr, genauso wie sie hinter mir. Aber das, was sie hier tat, das konnte ich nicht verstehen. Ausnahmsweise beschloss ich mich, so gut es ging, aus der ganzen Sache rauszuhalten.
"Das musst du nicht", fiel ich ihr ins Wort. Sie sah mich erstaunt an, ich sprach weiter. "Das ist deine Sache. Mach was du willst, aber eines musst du wissen. Fredo leidet und das nur wegen dir. Sei wenigstens so fair und entschuldige dich bei ihn, das wäre das mindeste, was du tun könntest."Ich lief aus ihrem Zimmer und liess sie alleine. Das alles war zu viel. Justin, Dad und jetzt auch noch Mike, Fredo und Cassie. Kann nicht einfach alles gut werden?
Ich frage mich, wann das alles endlich vorbei sein wird und ich mein normales Leben zurück bekommen kann. Seit ich mich auf Justin eingelassen habe, war mein Leben alles andere als normal.
Manchmal auf eine gute Weise, meistens jedoch auf eine schlechtere Weise.JUSTIN POV
Ich trat ins Haus und platzte direkt in eine lautstarke Diskussion zwischen Bruce und Rose. Etwas fiel zu Boden und ein lautes Geräusch von zerbrochenen Scherben war zu hören. Ich überlegte kurz, ob ich ins Wohnzimmer gehen sollte, oder nicht. Entschied mich schnell dagegen, da ich keine Lust auf noch mehr Streit hatte.
Stattdessen lief ich wieder aus dem Haus, so als wäre ich nie dort gewesen. Ich nahm mein Handy und suchte in meiner Kontaktliste zuerst nach dem Namen Victoria.
Sofort verbannte ich den Gedanken und wählte stattdessen die Nummer von Jake, der aber nicht ran ging. Zähneknirschend versuchte ich Jeremy zu erreichen. Ich hasste ihn nach wie vor, trotzdem würde er es nicht wagen, mich vor seiner Haustür stehen zu lassen. Der Kerl hat eine fucking Villa, und sicher noch einen Platz, wo ich übernachten konnte.
Wie erhofft ging er ran.
"Bieber, was für eine Überraschung", die Ironie hätte von mir stammen können.
"Glaub mir, ich rufe ganz sicher nicht zu meinem Vergnügen an", spottete ich.
Eine Pause entstand. Mir wurde bewusst, dass er wohl darauf wartete, dass ich weiter sprach. "Kann ich bei dir unterkommen? Nur bis morgen", ich überwand meinen Stolz. Aber nur dieses eine Mal!
"Wow, du bittest mich um einen Gefallen",
"Sag jetzt, ja oder nein", drängte ich angepisst.
"Tut mir Leid, aber nein. Ich bin heute bei..", er räusperte sich, "einer Bekannten."Ich spannte mich an. Warum hatte ich das Gefühl, diese 'Bekannte' zu kennen.
"Du Bastard bist nicht ernsthaft mit dieser Verräterin Julie?"
"Um Himmelswillen, du bist nicht mein Vater!", jammerte der Lappen.
Ich antwortete nicht, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, mich zu beruhigen.
"Okay, du kannst kommen", gab er sich seufzend geschlagen und legte auf.-
"Hallo", Jeremy klang freundlich, worüber ich die Augen verdrehte.
"Mach mal die Tür auf!", forderte ich ihn durch die Sprechanlage auf. "Wenn du dich so verhältst, dann werde ich ganz sicher nicht.."
"Hudson", warnte ich ihn. Ohne ein Wort zu verschwenden ertönte ein summ geräusch und liess mich somit in die Villa treten. Na wenigstens sah die Villa besser aus als Jeremy selber.Hudson erwartete mich schon im Flur. Mit verschränkten Armen musterte er mich skeptisch. "Hast du eine Waffe dabei?"
"Das geht dich einen Scheiss an", knurrte ich zurück und liess mich auf das Sofa fallen, welches wahrscheinlich mehr wert war, als mein.. - Bruces Haus."Weisst du, dafür, dass ich dich hier schlafen lassen, bist du ziemlich unfreundlich."
Ich sah ihn warnend an, lehnte meinen Kopf nach hinten und schloss meine Augen.
"Diese Bekannte existiert gar nicht. Stimmts?"
"Ja, so zu sagen hast du recht", gab er zu.Hudson setzte sich auf einen Sessel gegenüber von mir und sah mich auffordernd an.
"Was?", fragte ich, als ich meine müden Augen öffnete.
"Nun ja, du bist hier und das ohne Erklärung. Also, was hast du getan, dass dich Bruce rausgeworfen hat?"
"Das geht dich einen schei...-"
"Okay, okay. Ich habs verstanden, Alter", stöhnte Hudson überfordert und rief nach jemanden. Die etwas ältere Dame, wahscheinlich die Sklavin, oder wie man das auch nannte, begrüsste mich freundlich."Was willst du trinken und essen?", fragte Hudson mich.
Ich sah ihn prüfend an. Er bot mir etwas an? "Keine Sorge, sie tut schon nichts ins Essen, um dich umzubringen. Wir sind hier ja schliesslich nicht bei CSI Miami oder so."
"Das würdest du nicht einmal wagen", schnaubte ich kopfschüttelnd.Nachdem ich mir ein grosses Sandwich und eine Flasche Bier 'bestellt' hatte, und dieses dann auch schnell konsumierte, zeigte mir Jeremy das Gästezimmer. Verwöhntes Arschloch.
"Was sagt man?"
Okay, ich glaube, der Kerl ist noch schlimmer, als Luke, Jason und Mike zusammen. Was für eine Nervensäge. "Verpiss dich", ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Als Jeremy kopfschüttelnd aus dem Zimmer gehen wollte, hielt ich ihn auf. "Danke, Hudson, trotzdem bist du ein Wichser, das ist dir hoffentlich klar", das war nicht als Witz gemeint, das wusste er.Jeremy seufzte. "Nur damit das klar ist, ich tue das nicht für dich. Ich tue das, weil du Victoria viel bedeutest", dann knallte er die Tür zu und liess mich in diesem übergrossen Zimmer zurück. Von draussen kam ein gedämpftes: "Wehe du machst etwas kaputt, meine Mom rastet aus."
Ich lachte ihn leise aus. Was für ein Jammerlappen.
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Bad Jay 2 - The Revenge
FanfictionFortsetzung von Bad Jay - Odolivan "Wenn du denkst, dass alles schon längstens vorbei ist, dann hast du dich geirrt, Drew. Mein Spiel hat gerade erst begonnen und ihr seid alle Teil davon." - Cole Odolivan in Bad Jay 2 The Revenge