Ding. Und Dong. Ding. Dong. Ding und Dong. Diese zwei Fragen springen von rechts nach links, von links nach rechts. Prallen an der jeweiligen Seite ab und landen wieder auf der anderen ... Es ist wie ein Pingpong, nur ohne Foul. Ohne ein Ende.
Bin ich es? Bereit? Ja oder Nein? Bruchbude? Bin ich eine Bruchbude? Ja, das bin ich. Was für eine? Bin ich mehr als das? Habe ich darauf eine Antwort?
So sicher ich mich eben – erst vor wenigen Augenblicken – im Einklang mit mir oder meinem Körper; ich mich am richtigen Fleck gefühlt habe ... Genauso unsicher bin ich es bei diesen Fragen. Vielmehr den Antworten und alles, was dazugehört. Eher, was dahinter lauert.
Mir ist kaum etwas gewiss. Nicht nur, was er sagen wird. Ich weiß nicht mal, was ich lieber hören wollen würde. Von ihm.
Ein Kreis. Er zeichnet sich in meinem Inneren ab, löst das Ding Dong ab. Das Innenleben des Pingpong-Balls zerbröselt und die äußere Form vergrößert sich. Es ist ein wildes, rundes Etwas, das sich um mich ausbreitet und nicht still bleibt. Eher wie ein Hula Reifen, der angestupst wurde. Schwingungen. Beunruhigend. Alle können sich auswirken. Ein Kreis, in dem ich mich immer und immer wieder drehe. Sehr beengend noch dazu und doch auch – vielleicht gerade dadurch – haltgebend. So lange ich bleibe, wo ich mich auskenne, kann nichts wirklich Schlimmes auf mich zukommen.
Obwohl ... In letzter Zeit habe ich mich ganz schön weit an den äußersten Rand gewagt. Vermutlich war es dumm und nicht mutig. Was, wenn mich diese Schwingungen sonst wohin befördert hätten?
»Was schaut ihr mich so an?«, durchbricht Gabe die Stille. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich in meinem Gedankenkonstrukt gefangen war, aber meine Wahrnehmung kann mir nicht eindeutig genug mitteilen, wie Gabes Stimme zu deuten ist.
»Na, du bist unser Head of Lead oder was du auch immer sonst so sagst«, mischt sich Bene ein, der wirklich sonst immer sehr ruhig ist, wie mir gerade auffällt.
»Und deswegen habe nur ich das zu entscheiden?« Spitzbübisch blickt er die anderen an. Es gefällt ihm wohl, so betrachtet zu werden als das, was er sich anscheinend eh sieht. Innerlich die Augen verdrehend warte ich einfach ab. »Habt ihr sie denn einfach mal gefragt, ob sie überhaupt möchte?«
»Ähm ...«, ist Benes Reaktion und sein Kopf wird blitzschnell rot.
»Jetzt sei mal nicht so. Hätte sie sonst vorgetanzt?«, prescht Flynn hervor und stellt sich ein Stück vor Bene. Das sieht süß aus, da beide fast gleich groß sind und Flynn jetzt auch nicht wirklich breit gebaut ist. Aber das heißt ja nichts.
»Das heißt nichts«, greift Gabe unheimlicherweise meine Worte auf. »Könnte doch sein, dass sie uns dennoch nicht direkt am Hacken haben will«, fügt Gabe mit einem Grinsen an. Für ihn scheint das hier eine witzige Unterhaltung zu sein. Mich irritiert das alles mal wieder, für mich ist so was neu. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.
»Vielleicht auf dich bezogen«, schaltet sich Balou ein – nicht minder lustig betonend – und schreitet zu mir heran. Was geht denn jetzt ab?
Ich räuspere mich, wodurch ich natürlich die Aufmerksamkeit auf mich ziehe. Das mag ich zwar nicht, aber sie müssen sich ja jetzt nicht untereinander noch ... Was auch immer das gerade werden sollte. »Wollen wir nicht beim Essen weiterquatschen?«, versuche ich so gelassen wie möglich zu fragen.
»Au ja!«, stimmt Bene mir zu. »Heute gibt es Spaghetti.« Welche Soße scheint ihm egal zu sein. Zumindest erwähnt er sie nicht.
»Ich nehme das mal als ein Ja zu unserer Gruppe«, gibt Balou lachend von sich und zieht mich mit sich.
Echt, das ist ein Ja?! Und was ist mit Gabe? Oh Himmel! Ich verstehe gar nichts mehr. Auf dem Weg in den offenen Bereich frage ich mich ehrlich, wo ich was eventuell hätte anders formulieren können. Oder ob ich zu doof für Gruppen und deren Kommunikation bin.
Oder aber Balou möchte es einfach so verstehen? Ganz vielleicht freut mich das auch. Nachdem wir alle einen dampfenden Teller – Spaghetti Arrabiata von den Mitarbeitenden gekocht – vor unserer Nase stehen haben und gemeinsam an einem der Tische sitzen, spüre ich auf jeden Fall erneut ein warmes Gefühl in meinem Bauch und noch habe ich gar nichts gegessen.
»Also du bist der Head of Lead?«, frage ich Gabe, der mir gegenübersitzt. Da ich meine Gabel beim Sprechen mit in seine Richtung bewege, werden ein paar Spritzer der roten Soße über den Tisch verteilt. Hupsi. Eine Unschuldsmiene legt sich auf mein Gesicht.
»Jap«, kommt mit dem gleichen Grinsen wie schon eben von ihm, weil es ihm wohl gefällt, der Head of Lead zu sein. Oh Gott, ganz sicher werde ich ihn nicht so ansprechen. Dem Grinsen folgt ein gespielt wütender Blick. »Das war sicherlich mit Absicht.« Er zeigt auf die roten Farbspuren meiner Soße, die sich bis auf sein Shirt fortziehen.
»Nein«, antworte ich, was ja auch stimmt, und dann nimmt er doch tatsächlich die Balsamicoflasche in die Hand und tut so, als würde er sie gleich in meine Richtung kippen. »Nein, Gabe. Wirklich. Keine Absicht.«
Die anderen bekommen sich nicht mehr ein vor Lachen, halten sich aber raus und sind nicht klar für eine Seite. Sie rücken eher etwas von uns ab, damit sie nichts abbekommen, was ich aber auch verstehen kann. Er kreist mit der Flasche in der Luft umher. Will er mir braune Flecken aufs Shirt malen?!
»Sicher?«
»Ja, ja.« Meine Stimme klingt jetzt eher flehend, obwohl es mir egal ist, wenn er den Balsamico fliegen lassen würde, ich hätte schon das nächste im Visier. Tabasco.
»Oh nein!«, sagt er, nach dem er meinem Blick bemerkt, »den lässt du schön da stehen.«
»Nur, wenn du ...«, weiter muss ich nicht sprechen, er stellt die Flasche ab, »Na, geht doch«, gebe ich triumphierend von mir.
»Also du bist der Head of Lead?«, wiederhole ich meine Frage mit einem schelmischen Grinsen.
Die anderen brechen erneut ins schallende Lachen aus.
DU LIEST GERADE
Egal von welchem Fleck
Teen Fiction◦𝗬𝗼𝘂𝗻𝗴 𝗔𝗱𝘂𝗹𝘁◦ Unerwünscht. Einsam. Abgewiesen. Das ist die 17-jährige Mo gewohnt. ›Raus‹ ist eins der geläufigsten Worte in ihrem unsteten Leben. Stück für Stück bröckelt es - in ihr, um sie herum. Alles. Wechsel und Wandel begleiten sie...