Kapitel 8 - Reyes

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Es ist kurz vor 4 Uhr in der Früh, als ich wach werde. Wenn ich mich jetzt noch mal eine Stunde hinlege, werde ich wie gerädert aus dem Bett kommen, wenn der Wecker klingelt. Deswegen knipse ich das Licht an, setze mich im Bett auf und strecke mich ausführlich.

Leise gähnend ziehe ich einen Bikini an, werfe den Morgenmantel über und gehe hinaus in den Flur. Die Tür zum Turmzimmer ist zu, also schalte ich das Licht an und gehe direkt über die Wendeltreppe hinunter zum Pool. Gähnend rolle ich die Plane auf, werfe die Poolheizung an und gehe rüber in die Küche.

Bis das Wasser angenehm warm ist, dauert es eine Weile. Also mache ich mir einen Tee. Während ich im Wohnzimmer die "New Scientist" lese, trinke ich immer wieder etwas Tee. Es ist erst halb fünf, in einer Stunde muss ich los. Also gehe ich wieder zurück zum Pool, lege den Bademantel auf eine Liege und steige in das noch kühle Wasser.

Ich schwimme ein paar Bahnen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Meine Gedanken wandern zu Noah. Er hat sich nicht gemeldet. Hat er noch Schulden oder ist nun wieder alles in Ordnung? Ich werfe einen Blick auf die Uhr und seufze leise. Bald muss ich wieder zur Arbeit, daher schwimme ich zur Leiter und steige aus dem Wasser. Durch die großen Spiegel sehe ich eine Bewegung und drehe mich um.

Pablo steht an der Tür und starrt mich an. Sein Blick wandert über meinen Körper. Und das nicht bloß einmal. An meiner Oberweite bleibt er hängen.

„Hey, meine Augen sind ein Stück weiter oben."

„Entschuldige, ich habe Geräusche gehört und..." Sein Blick rutscht wieder runter, nachdem er es immerhin zehn Sekunden lang geschafft hat, mir in die Augen zu sehen.

Ich wende mich ab und gehe ein paar Schritte, nehme den Morgenmantel und lege ihn mir um.
„Gehst du ins Fitnessstudio, oder..."

„Zwei bis dreimal die Woche, ja", erwidere ich knapp. Dann drehe ich mich wieder zu ihm um. „Es ist noch früh und ich muss mindestens bis 15 Uhr arbeiten. Schlaf noch etwas."

„Musst du schon los?"

„Noch nicht. Ich geh' duschen und esse vielleicht noch was auf die Schnelle."

„Ich kann dir eine Portion Rührei machen", schlägt Pablo sofort vor und lächelt einnehmend. „Magst du Kaffee dazu?"

Ich zögere kurz. Eigentlich möchte ich mich nicht an seine Gesellschaft gewöhnen. Heute ist schon der dritte Tag. Tempus fugit - Die Zeit flieht dahin. Bald wird er fort sein. „Tee. Ich habe noch eine Tasse im Wohnzimmer." Mit nassen Füßen gehe ich die Wendeltreppe hoch, direkt ins Bad und nehme eine kurze Dusche. Ich mache mich danach fertig und ziehe mich um. Weiße Jeans, heller Pullover. Als ich heruntergehe, riecht es bereits nach Rührei.

Pablo pfeift leise vor sich hin, während er den Inhalt der Pfanne auf zwei Teller verteilt.
Ich setze mich an den Küchentisch und greife nach meiner Tasse. Sie ist wieder voll und eine frische Teekugel hängt drin. Ich probiere vorsichtig. Fast perfekt. Entweder ist er selber Teetrinker, oder er hat intuitiv alles richtig gemacht.

„Der Tee in der Tasse war schon kalt", erklärt er lächelnd.

„Danke."

Er setzt sich dazu und wir essen Rührei. Nur ganz leicht gesalzen, wie ich es am liebsten mag. Und nicht mit Milch vermischt, wie es manche Unmenschen machen. Vielleicht haben wir mehr gemeinsam, als ich zuerst annahm. Oder er hat nur den Salzstreuer gefunden.

„Ist es okay, wenn ich heute dusche? Oder sollte noch warten?"

Ich nicke leicht auf seine erste Frage hin. „Nicht zu heiß und nur kurz. Und nimm nicht zu viel Duschgel. Es darf nichts an die Wunde. Etwas Wasser ist okay, aber kein Shampoo, oder so."
„Sind die Pflaster nicht wasserabweisend?"

Schuld und schuldigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt