Zwei Wochen war ich krankgeschrieben und habe an einer Reha teilgenommen. Jetzt muss ich nur noch einmal die Woche hin. Meine Schulter wird ohne bleibende Schäden verheilen. Aber ich muss es langsam angehen lassen.
Mein erster Arbeitstag beginnt langweilig und wie immer. Es werden die anstehenden Operationen aufgeteilt, die Patienten besprochen und dann geht es schon los zur Visite.
Mir kommt es so vor, als wäre ich nie weg gewesen. Dabei waren es immerhin drei Wochen. Aber der Arbeitsalltag hat mich schon bald wieder fest im Griff.
Nach der Visite geht es zurück in das Gemeinschaftsbüro. Aber in der Tür bleibe ich völlig überrascht stehen. Überall sind Blumen und Luftballons, alle Ärzte und Pfleger der Station drängen sich in das Zimmer. Eine riesige Torte steht auf dem Tisch.
"Überraschung!", rufen sie in einem Chor.
"Oh, wow... Danke." Ich bin zu Tränen gerührt und schüttele haufenweise Hände und lasse mich umarmen. Die Überraschung ist dem Team wirklich gelungen. Und das erste Mal seit Wochen laufen die Tränen aus Freude. "Ihr seid toll. Danke."
Dr Einar grinst bis über beide Ohren. "Wir sind so froh, dass Sie wieder da sind, Dr Swift."
Die Feier ist nur kurz, dann müssen alle wieder an die Arbeit. Ein paar Stücke von der Torte wandern mit auf das Bereitschaftszimmer der Schwestern.
Nur Reyes ist noch da, als ich ein wenig den Müll wegräumst." In mein Büro, Swift."
Ich nicke nur leicht. Was immer jetzt auch kommt, mich kann so leicht nichts mehr aus der Ruhe bringen. Ich habe mit einem Bein in einer Mafiafamilie gestanden. Dagegen sind die Probleme, die ich vorher hatte, ein Witz. "Was gibt's?" Kurz nachdem ich die Frage gestellt hast, schließe ich die Tür.
Reyes deutet auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. "Sie wissen sicher, dass seit dem Weggang von Johanson eine Stelle als Oberarzt frei ist. Nach wie vor sehe ich Sie auf diesem Posten, Swift."
Typisch Reyes. Er hat noch nie lange um den heißen Brei herum geredet.
"Meine Meinung dazu hat sich in den letzten Wochen nicht geändert."
"Die Tatsache das Sie Einar zurückgeholt haben, spricht für sich. Auch wenn Sie es nicht gerne hören, aber Sie bestechen nicht nur durch medizinisches Können."
"Ich fühle mich wohl als Facharzt."
"Ich habe Sie trotzdem vorgeschlagen, Swift. Natürlich müssen Sie sich nun erst wieder einarbeiten. Die ersten zwei Wochen im Dienst übernehmen Sie Assistenzaufgaben, oder sehen dem behandelnden Operateur bloß über die Schulter."
"Erwarten Sie bloß nicht irgendeine Gefälligkeit, Reyes."
Auf seinem Gesicht erscheint ein leichtes Lächeln. "Nein. Wieso? Ich tue Ihnen ja keinen Gefallen, nicht wahr?"
Ich hebe kurz die Augenbrauen. Reyes verzichtet auf seine berühmten Gefälligkeiten? Hat er mich etwa die letzten drei Wochen vermisst?
Immerhin war ich nicht da, um hier und da deeskalierend auf die Kollegen einzureden, die sich mal wieder an seinem Ton gestört haben."Dann mache ich mich mal an die Arbeit."
Reyes nickt mir bloß zu und vertieft sich in seine Arbeit. Ich stehe auf und verlasse das Büro wieder.
Also erstmal langsam angehen lassen. Das ist gut, so kann ich meinen Arm noch etwas schonen, bis ich ihn wieder voll belasten kann.
Im Laufe des Tages bin ich bei drei Operationen dabei. Und wie vereinbart, schaue ich dabei bloß über die Schulter. Die Eingriffe sind einfach und werden routinemäßig erledigt. Kurz vor Schluss kommt jedoch ein Notfall aus der Ambulanz rein.
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Schuld und schuldig
ActionClara ist Allgemeinchirurgin am Boston Medical Center und liebt ihren Job. Ihr Leben wäre fast perfekt, wäre da nicht ihr spielsüchtiger Bruder, der ein Händchen für Probleme hat. Um ihm zu helfen, würde Clara alles tun. - Wirklich alles? Was, wenn...