Der Wecker reißt mich aus dem Tiefschlaf. Ich brauche ein paar Anläufe, bis ich das Handy finde und ausschalte.
Pablo gähnt neben mir und zieht mich heran. „Guten Morgen."
„Guten Morgen." Ich küsse ihn kurz, dann stehe ich auf und gehe unter die Dusche. Anschließend mache ich mich noch frisch. Zurück im Schlafzimmer sehe du, das Pablo ebenfalls aufgestanden ist.
„Möchtest du wieder einen Tee?", fragt er lächelnd. Er trägt wieder die Pyjamahose und seine Haare stehen in alle Richtungen ab. Es steht ihm gut. Ebenso wie sein Schlafzimmerblick.
Die Erinnerungen an letzte Nacht und der Anblick seines nackten Oberkörpers führen mich kurz in Versuchung. „Nee, ich glaube, heute wird es ein Espresso... Wird eine harte Schicht."
Pablo geht an mir vorbei und haut mir kurz auf den Hintern. Er grinst breit und geht ins Bad.
In der Zeit ziehe ich mich an. Weiße Jeans und ein helles Oberteil. Ich packe noch eine Ersatzhose und einen dünnen Pullover in eine Tasche.
Als ich herunter gehe, riecht es in der Küche bereits nach Kaffee. Ich räume die Zeitschriften, die ich neulich gekauft habe, noch mit in die Tasche und lege sie zur Handtasche. Dann fällt mir ein, dass Noah ja das Auto hat. Also stopfe ich alles in einen Rucksack.
Pablo stellt sich hinter mich, streicht meine Haare bei Seite und küsst meinen Nacken. „Wann musst du los?"
„In einer halben Stunde."
Pablo drückt mir die kleine Tasse in die Hand und wir setzen uns noch einen Moment im Wohnzimmer auf die Couch. Er legt eine Hand locker um mich, während ich hin und wieder einen Schluck trinke.
„Möchtest du noch was essen? Ich kann schnell Rührei machen."
„Nicht nötig. Ich hole im Supermarkt ein paar Snacks. Koffein ist aktuell alles, was ich brauche."
Er brummt leise. „Wie hast du geschlafen?"
Ich drehe leicht meinen Kopf und lehne meinen Rücken an seine Seite. „Wie ein Stein. Und selbst?"
„So gut wie schon lange nicht mehr." Sein Blick ist heiß und intensiv. Und während ich den Espresso trinke, vergeht die Zeit wie im Flug. Leider musst du mich auf den Weg machen.
Pablo küsst mich lange und mag mich am liebsten nicht gehen lassen. Aber ich reiße mich von ihm los, wenn auch widerwillig. Im Flur lege ich den Nierengurt und einen Schal um, setze den Rucksack auf und küsse Pablo noch einmal, ehe ich das Haus verlasse.Neben dem Motorrad ziehe ich den Helm auf, starte die Maschine und fahre zum Krankenhaus. Am Supermarkt mache ich einen kurzen Zwischenhalt. Cola, Kekse, Sandwiches und Schokolade. Ungesund? Jep.
Im Gemeinschaftsraum ist Reyes wieder als Erstes da und steht vor der Kaffeemaschine. Den habe ich ja ganz vergessen. Ich wollte doch noch zur Klinikleitung. Am besten irgendwann nach einer Pause. Bis dahin lasse ich mir nichts anmerken.
„Guten Morgen!", grüße ich freundlich, wie immer. Ich stelle den Helm bei Seite und nehme den Rucksack ab. Nach und nach hole ich alles raus, bis auf die Wechselwäsche.
„Morgen, Swift. Haben Sie sich unterkühlt?"
„Nee, bin mit dem Motorrad da." Ich zwinge mich zu einem unbefangenen Lächeln, nehme den Nierengurt ab und stopfe ihn in den Rucksack, den ich neben meinen Helm stelle.
„Ah, ich sehe. Ich wusste ja nicht, dass Sie so eine Draufgängerin sind."
„Ach was, es ist ein ganz normales Fortbewegungsmittel." Den Schal lasse ich bewusst um. Soll er ruhig denken, sein Griff von gestern ist sichtbar.
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Schuld und schuldig
ActionClara ist Allgemeinchirurgin am Boston Medical Center und liebt ihren Job. Ihr Leben wäre fast perfekt, wäre da nicht ihr spielsüchtiger Bruder, der ein Händchen für Probleme hat. Um ihm zu helfen, würde Clara alles tun. - Wirklich alles? Was, wenn...