Kapitel 48 - Hinterhalt

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Mittlerweile habe ich echt Angst. Vor allem als ich sehe, wie der alte Garcia aus dem Haus kommt, direkt auf das Auto zu.

Pablo klopft auf das Autodach und will dem Fahrer damit das Zeichen geben, dass dieser los Fahren soll. Aber das Auto setzt sich nicht in Bewegung.

"Pablo, willst du ihr nicht noch Lebewohl sagen? Du wirst sie nie wieder sehen. Fahr doch mit... Der Fahrer wird sie am Theater raus lassen."

"Papa... Was tust du da?"

Der alte Mann kommt auf das Auto zu. Er öffnet die hintere Tür, dort, wo ich sitze und beugt sich ein Stück weit zu mir runter. "Eine gute Fahrt wünsche ich, Clara."

Ich halte die Luft an. Und auch Pablo wird neben seinem Vater blass. Dann reagiert er blitzschnell, sprintet um das Auto herum und setzt sich neben mich. Und kurz darauf fährt schon das Auto los.

"Pablo, was geht da nur vor?", frage ich leise, nachdem das Auto die Einfahrt verlassen hat.

"Mein Vater muss Wind von Brasilien bekommen haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Veronica war als Mason unantastbar, indem Rubén sie dort hingeschleppt hat, hat er einen Bandenkrieg riskiert."

"Warum hat er sie nicht einfach zurück zu ihrer Familie geschickt?"

"Rache, für alles, was sie getan hat. Zwölf Jahre Ehe und dabei wurde er ständig von ihr belogen. Veronica hat intrigiert und mehrmals versucht, ihm zu schaden. Aber als sie sich an seinem ungeborenen Kind vergreifen wollte, sind bei ihm alle Hemmungen gefallen."

" Aber ein Bandenkrieg... Pablo, im Ernst? Wo bin ich da nur herein geraten?"

" Er hat dich gehen lassen", versucht er mich zu beruhigen.

Sofort falle ich ihm ins Wort. "Er hat mich Clara genannt, nicht Claire!"

"Ja, ich weiß. Deswegen fahre ich mit. In Boston wirst du dir ein Taxi nehmen."

"Und dann? Pablo, wie viele Frauen hast du deinem Vater schon vorgestellt?"

"Nur die eine. Ganz zu Anfang. Er hat sie direkt vor meinen Augen umgebracht und gesagt, sie sei zu schwach. Deswegen habe ich ein halbes Jahr lang nach einer passenden Frau gesucht und gehofft, eine von ihnen würde schwanger werden."

"Wie viele Frauen...?"

"Vor dir, nach dem ersten... Versuch? Es waren sieben... Aber keine davon war mir wichtig. Ich habe mich nach der ersten Woche nie wieder bei ihnen gemeldet."

"Oh Gott... Ich fasse es nicht."

"Du warst nicht eingeplant, Clara."

"Das macht es nicht besser!", entgegne ich heftig.

"Ich werde dich vor meinem Vater beschützen. Er wird dir nichts tun."

"Er hat seinen Neffen umgebracht!"

"Clara, ich würde meine Seele verkaufen, um dein Leben zu retten!", beteuert er.

Aber ich bin so aufgebracht durch die letzten Minuten, dass ich kurz davor bin, meine Nerven zu verlieren. "Deine Seele?! Hast du überhaupt eine?"

Ich kriege die Bilder von Alejandro und dem Senior gar nicht aus dem Kopf und atme auf, als ich die Skyline von Boston sehe.

Aber bin ich dann wirklich in Sicherheit? Gegen seinen Vater ist Pablo ja schon fast ein Engel.

" Clara", murmelt Pablo leise und greift nach meiner Hand. Offenbar sieht man mir meine Panik an, die mit jedem Herzschlag größer wird.

"Muss ich das Land verlassen?"

Schuld und schuldigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt