Kapitel 19 - Pablos wahres Gesicht

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"Clara. Schön dich zu sehen. Ich gebe zu, ich habe mit deinem Bruder gerechnet." Pablo strahlt über das ganze Gesicht. Dabei mustert er mich eindringlich mit diesem intensiven Blick, in den ich mich so schnell verliebt hatte.

Pablo stellt sich direkt vor mich und steckt eine Hand lässig in die Hosentasche, während sein Blick über meinen Körper gleitet.

Also war meine Vermutung richtig. Pedro ist Rubén. Der Vater. Der Kunstliebhaber. Der Frauenheld. Der Mann, der liiert, aber nicht verheiratet ist. All diese Informationen gab Rubén mir bereitwillig, als wir zu dritt gefrühstückt haben. Und ich war so auf die Probleme meines Bruders fixiert, dass ich diese Parallelen nicht erkannt habe.

Nun frage ich mich gerade, wie ich Noah als blauäugig bezeichnen konnte. Dabei war ich selbst völlig blind und naiv... Und verliebt. Verliebt in diesen Mann, der mich immer noch breit angrinst. "Ich wollte dich gerade dasselbe fragen, Pablo. Wo ist Pedro? Oder Rubén? Auch ein Doppelname, wie bei dir?"

Pablos Lächeln wird breiter. "Du bist wirklich clever. Das gefällt mir. Ich habe dich vermisst, Clara."

Oh, von wegen! Er hatte meine Handynummer. Jederzeit hätte er sich bei mir melden können. Ich hebe meine rechte Hand und verpasse ihm eine Ohrfeige.

Sofort entsteht Bewegung hinter Pablo und mehrere Schusswaffen richten sich auf mich.

Fuck!

Aber Pablo hebt nur eine Hand und sofort werden die Waffen gesenkt und die Männer gehen an uns vorbei, verlassen die riesige, leerstehende Werft.

"Bist du schwanger geworden?", fragt Pablo. Sein breites Lächeln ist verschwunden, sein Gesicht ist kühl und ernst. Auch eine Seite, die ich an ihm mochte. Dieser unglaublich heiße, unnahbare Blick...

Diesmal ist es die linke Hand, mit der ich ihm eine Ohrfeige verpasse. Er
hatte es darauf angelegt, mich zu schwängern! Von wegen, ihm würde der Abschied schwerfallen!

Er kneift kurz seine Augen zusammen und strahlt in diesem Moment eine kaltblütige Dominanz aus, die meine Knie weich werden lassen.

"Bist du schwanger?"

"Nein! Gott sei Dank!", knurre ich wütend.

"Schade. Bei dir hatte ich im Nachhinein ein gutes Gefühl."

Es fällt mir schwer, seine Nähe zu ertragen. Seine Stimme zu hören. Es fühlt sich an, als würde es mich innerlich zerreißen. Ich liebe ihn. Immer noch. Trotzdem. Aber ich darf diese Gefühle nicht zulassen!

Ich krame in meiner Handtasche nach den beiden Briefumschlägen und drücke sie Pablo gegen die Brust. Absichtlich dort, wo ich die Kugel an den Rippen herausgeholt hatte. Wäre sie doch damals durch gegangen, direkt in die Lunge rein...

Pablo nimmt die Umschläge und lächelt wieder. Er geht ein paar Schritte von mir weg, zurück zum Tisch. Dort lehnt er sich seitlich mit der Hüfte daran an und holt ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche. In aller Ruhe zündet er die Umschläge an, die sofort anfangen zu brennen. Er legt sie auf den Tisch und sieht mich wieder an.

Wie gelähmt sehe ich dabei zu, wie er einfach so 50.000 Dollar verbrennt. "Was soll der Scheiß?", frage ich aufgebracht. 50 Riesen verbrennen da einfach, als wäre es bloß Papier!

"Ich fürchte, ich kann das Geld nicht annehmen, Clara." Seine Stimme ist ruhig und gefasst. Aber es schwingt ein gefährlicher Unterton darin.

"Lass meinen Bruder in Ruhe!"

"Dein Bruder ist mir völlig egal. Ich soll ihn in Ruhe lassen, ja? Kein Problem. Aber das kostet extra." Völlig gelassen geht er wieder auf mich zu und lächelt, als er vor mir stehen bleibt.

Schuld und schuldigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt