Kapitel 8

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Es war noch recht früh als das Institut nach mir rufen ließ. Hodge, der Tutor des New Yorker Instituts hatte nach mir geschickt. Alles was ich wusste war, dass es um einen Dämonenangriff ging. Ich hasste es, wenn das Institut glaubte, Tag und Nacht von meinen Fähigkeiten sowie von meinem jahrhundertealten Wissen profitieren zu können. Doch dann viel mein Gedanke auf Alec; auf die Tatsache, dass er ebenfalls im Institut war und dass wir uns seit dem verhängnisvollen Kuss von vor zwei Tagen weder gesehen, noch gesprochen hatten. Also schlüpfte ich in meine schwarze Robe, zog mir die Kapuze tief ins Gesicht und machte mich auf den Weg ins Institut. Ich nahm die U-Bahn, was mir ein wenig mehr Zeit verschaffte über das, was zwischen Alec und mir vorgefallen war, nachzudenken. Ich hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde, wenn er mich wieder sah; was er tun oder sagen würde. Ich wusste nicht, wie er den Kuss empfunden hatte; ob es für ihn eine einmalige Sache gewesen war oder ob er womöglich mehr wollte. Ich war mir im Klaren darüber, dass es ihm sein Leben als Schattenjäger erschwerte, seine wahre Sexualität auszuleben, doch hoffte ich darauf, dass es nicht nur bei diesem einen Kuss bleiben würde ...

Es dauerte nicht lange, bis ich das Institut erreicht und höflich angeklopft hatte. Nachdem beim ersten Klopfen niemand reagiert hatte, klopfte ich ein zweites Mal. Kurz darauf erklang ein kaum merkliches Knacken hinter der mächtigen großen zweiflügeligen Tür. Schlösser wurden geöffnet, Riegel hervor geschoben und kurz darauf schwang die Tür nach innen hin auf. Die hübsche Brünette namens Isabelle, die alle nur Izzy nannten, Alecs Schwester, stand vor mir. Mit hoch gezogener Augenbraue blickte sie mir entgegen, eine Hand in ihre Hüften gestemmt. „Magnus Bane?", erklang es fragend aus ihrem Mund. Ich deutete eine Verbeugung an. „Stets zu Diensten.", erwiderte ich amüsiert. „Darf ich eintreten?" Mit skeptischen Blicken betrachtete sie meinen Aufzug, der schlichter war als sonst und trat schließlich einen Schritt zur Seite, sodass ich die große Eingangshalle des Instituts betreten konnte.

Nachdem ich die Eingangshalle betreten hatte, schloss Izzy die Türen hinter mir und verriegelte sie. Links und Rechts von mir führten zwei große Treppen in die oberen Stockwerke; vor mir lag eine riesige Halle. An der Decke hing ein großer, goldener Kronleuchter, der die Halle nur spärlich mit orangefarbenen Licht erhellte. „Ich hoffe es ist wichtig.", ließ ich verlauten und faltete meine Hände vor meinem Körper ineinander. „Ich habe extra deswegen einen Termin beim Friseur sausen lassen."

„Du gehst zum Friseur?", fragte Izzy daraufhin erstaunt. Ich zuckte mit den Achseln. „Nein, eigentlich nicht. Ich wollte meinen Auftritt nur etwas dramatischer gestalten." Genervt rollte sie mit den Augen und bedeutete mir dann mit einer kurzen Handbewegung, dass ich ihr folgen sollte. „Hodge ist in der Bibliothek." Neugierig und aufmerksam zugleich ließ ich meine Blicke schweifen; erhaschte einen die Treppe nach oben in der Hoffnung, womöglich Alec irgendwo entdecken zu können. Alec, der wusste, dass ich herkommen würde, dem unser erneutes Zusammentreffen allerdings so unangenehm war, dass er sich vor mir versteckte. Doch leider konnte ich ihn weder hier, noch in den Hallen auf dem Weg zur Bibliothek entdecken.

Es war schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal das Privileg gehabt hatte, die Bibliothek des New Yorker Instituts zu betreten. Riesige deckenhohe Bücherregale, die bis zum Bersten gefüllt waren mit alten und neuen Bänden, zierten die Wände des riesigen Saals. Zwischen den Regalen waren große, bodentiefe Fenster eingelassen, die teilweise zugehangen waren mit dunklen Vorhängen. Ein großer runder Tisch mit jede Menge Stühlen stand inmitten des Raumes. Ich erkannte einen blonden Lockenkopf, der vornübergebeugt vor dem Tisch über ein paar aufgeklappten Büchern stand und hastig darin blätterte. Wie war noch sein Name? Jason? Jensen? John? Jedenfalls irgendwas mit J. Mein Namensgedächtnis war nicht gerade das Beste. Ein Mann mittleren Alters, Hodge, stand an einem der Regale und suchte nach ein paar weiteren Büchern. Er zog ein sehr altes in Leder gefasstes Buch heraus und wischte den Staub ab, der sich darauf abgelagert hatte. „Hey Hodge, sieh mal wer da ist.", machte Izzy schließlich auf uns aufmerksam und begab sich zu dem blonden Schönling hinüber, der augenblicklich aufsah. Skeptisch runzelte er die Stirn und hob fragend eine Augenbraue. Gut sah er aus, das musste man ihm lassen. „Magnus Bane.", stieß Hodge erfreut hervor und kam auf mich zu, der alte dicke Schinken noch immer in seiner Hand. Ich begrüßte ihn mit einem stummen Nicken.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt