Kapitel 9

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„Hier steht das Yanlous Gift Halluzinationen verursacht.", las Hodge eine der Textpassagen in dem alten Buch vor, dass Alec mit gebracht hatte. Eine Information, die mir bereits sehr bekannt gewesen war. „Sobald das Gift in den Körper eindringt, wirkt es direkt auf das zentrale Nervensystem des Opfers und sorgt für schlimme Schmerzen und Wahnvorstellungen." Auch das war mir nicht neu. „In allen Büchern steht, dass Yanlou von Schattenjägern aufgespürt und getötet wurde, aber es könnte doch sein, dass es gar nicht Yanlou war, der getötet worden ist. Die Schattenjäger, die ihn angeblich getötet hatten, waren alle nach dem Kampf schwer verwundet. Es konnte doch also möglich sein, dass sie ebenfalls eine geringe Menge von dem Gift abbekommen hatten oder?", fragte Alec und wandte seine Blicke aufmerksam in die Runde. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er meinen Blicken auswich und angestrengt versuchte, mich auf keinen Fall anzusehen, was mir – zugegeben – einen leichten Stich mitten ins Herz versetzte.

Alecs Gedankengang war mir neu und etwas, was ich bisher noch gar nicht in Betracht gezogen hatte. Wieso auch? Für mich war Yanlou bereits seit mehreren Jahrzehnten tot. Es hatte nie einen Grund gegeben daran zu zweifeln. Stolz wandte ich meine Blicke auf Alec; lächelte sachte, versuchte einen Blick in seine saphirblauen Augen zu erhaschen, doch nach wie vor wich er mir gekonnt aus. Hodge nickte. „Möglich ist das durchaus. In den Schriften steht nirgendwo wie Yanlou genau getötet wurde, sondern nur, dass man ihn getötet hat." Mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht lehnte Alec sich auf seinem Stuhl zurück und wandte seinen Blick zu Jace, der sich ebenfalls wieder auf seinem Stuhl nieder ließ. „Toll also haben die sich das nur eingebildet?" Entnervt verdrehte er seine hübschen, goldenen Augen. „Und wir haben das Vieh jetzt am Hals." Izzy zuckte mit ihren schmalen Schultern. Ihre zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haare hüpften bei jeder ihrer Bewegungen leicht hin und her. „Dann töten wir es eben." Ich schnaubte lachend auf und schüttelte den Kopf. Stark mochten diese Nephilin ja sein, bei der Verteilung des Gehirns schienen die dort oben jedoch recht spärlich damit umgegangen zu sein. Sie konnten nicht ernsthaft glauben, den Yanlou einfach so mir nichts dir nichts auslöschen zu können. „Was ist denn daran so lustig?", fragte der übermütige Blondschopf und bedachte mich mit einem finsteren Blick.

„Das ihr Yanlou nicht einfach so töten könnt, Jensen.", erwiderte ich beinahe amüsiert und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. „Yanlou ist ein uralter Großdämon, der ein sehr mächtiges und erfahrenes Schattenjägerpaar auf dem Gewissen hat. Er hat dafür gesorgt, dass ihr Sohn abhängig von seinem Blut wurde und jetzt denkt ihr, ihr könntet diesen Dämon einfach so töten?" Ich schnaubte verächtlich auf und schüttelte eindringlich den Kopf. Selbst bei ihrer Erfahrung würden sie es niemals schaffen, ihn alleine zu bekämpfen, geschweige denn zu vernichten. Abgesehen davon würde ich den Teufel tun und zulassen, dass Alec etwas passierte. „Hochmut kommt immer vor dem Fall."

Hodge hatte das Buch zwischenzeitlich wieder zugeklappt. Die Seiten hatten Staub aufgewirbelt, als sie aufeinander schlugen. „Genau aus diesem Grund habe ich nach dir schicken lassen Magnus.", erklärte Hodge mit ruhiger Stimme und erhob die Hand, als Jace bereits angesetzt hatte, ihn zu unterbrechen. Respektloser kleiner Bengel. „Jetzt ist keine Zeit für Streitereien Jace, Magnus hat Recht. Der Yanlou Dämon ist nicht einfach so zu töten. Erinnerst du dich an den Kampf mit Abaddon?" Jace verzog das Gesicht zu einer Grimasse und wandte sich an Alec. Ohja, an diesen Dämon konnte sogar ich mich noch sehr gut erinnern. Zwar war ich nicht während des Kampfes dabei gewesen, doch hatte es mich Stunden, nein sogar Tage sowie ein paar Bannsprüche und Tinkturen gekostet, Alec wieder auf die Beine zu bekommen. „Magnus, ich würde dich bitten uns in dieser Angelegenheit zu helfen. Du kanntest die Carstairs und warst zu der damaligen Zeit vor Ort. Du kennst den Dämon ebenfalls, seine Stärken und seine Schwächen sind dir besser bekannt als mir.", wandte sich Hodge nun neuerlich an mich und faltete seine Hände ineinander „Vielleicht gibt es in den Archiven noch mehr Material was uns helfen könnte, würdest du dir das vielleicht ansehen? Ich werde währenddessen mit dem Ratsvorsitzenden sprechen und darum bitten das man dich für deine Unterstützung großzügig entlohnt.", schlug er vor und ich nickte zufrieden. Immerhin durfte ich diesmal mit einer anständigen Bezahlung rechnen. Meine Art zu Leben finanzierte sich immerhin nicht von selbst. Irgendwie musste auch ich meine Unkosten tragen; da half es mir auch nichts, dass ich ein Hexenmeister war. Zumindest nicht immer.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt