Kapitel 11

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Nervös lief ich auf und ab; wie eine Katze tigerte ich in der großen Eingangshalle hin und her und wartete darauf, dass Alec endlich aus seinem Zimmer kam. Dafür, dass er ständig nur kaputte und verwaschene Kleidung trug, konnte man eigentlich meinen, dass er innerhalb weniger Minuten fertig war. Was trieb er nur so lange da oben? Nicht, dass ich nervös gewesen wäre. Nicht im Geringsten. Ganz und gar nicht. Ich hatte einfach nur tierischen Hunger. Um mir die Zeit ein wenig zu vertreiben, zauberte ich ein wenig; ließ bunte Funken aus meinen Fingerspitzen sprühen und bildete alle möglichen Formen aus verschieden farbigen Lichtstrahlen, die durch die Luft schwirrten wie winzige Glühwürmchen. Als ich Schritte hörte, die langsam aber gezielt die Treppen hinunter stiegen, ließ ich die Funken verpuffen und wandte mich zur selbigen um.

Der arrogante Blondschopf, bekleidet mit seiner schwarzen Kampfmontur nahm zwei Stufen auf einmal, während Alec mit gesenktem Kopf hinter ihm her lief und ihm nach unten folgte. „Du bist schon wieder hier?", fragte Jace unhöflich, nachdem er mich entdeckt hatte. „Ich war gerade in der Nähe, wenn man so will." Alecs Gesichtsausdruck zu urteilen wäre er nicht sonderlich begeistert davon gewesen, wenn auch Jace erfahren hätte, dass ich die Nacht hier verbracht hatte, also log ich. „Verstehe ... wenn du Hodge suchst, der ist sicher schon wieder in der Bibliothek."

Ich wandte meinen Blick zu Alec. Er sah einfach großartig aus. Er trug ein für ihn mehr als ungewöhnliches rotes T-Shirt, was ihm ausgesprochen gut stand. Ich konnte mir ein winziges Grinsen nicht verkneifen. Es war kaum zu übersehen, wie unwohl er sich in diesem Ding fühlte, doch die Tatsache, dass er es scheinbar nur trug, um mir zu gefallen, schmeichelte mir. „Kommst du?", fragte Jace an Alec gewandt. Ich runzelte die Stirn, versuchte Alecs Blicke einzufangen, doch er hielt nach wie vor seine Augen gen Boden gesenkt und versteckte unbeholfen seine Hände in seinen Hosentaschen. „Jace äh ... also eigentlich ...", begann Alec; nervös stotterte er vor sich hin. Ich hing an seinen Lippen, wie eine Katze an einer Dose Thunfisch. Na los, spucks schon aus, sag ihm, dass wir zum Frühstück verabredet sind, forderte ich ihn gedanklich auf. Die Zeit schien für einen kurzen Augenblick still zu stehen. Jace hielt seine Blicke weiterhin auf Alec gerichtet; fragend, neugierig darauf, was er ihm zu sagen hatte. Als Alec neuerlich das Wort erhob, erwartete ich für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde, dass er ihm tatsächlich die Wahrheit sagen würde. Doch innerhalb derselben Sekunde wurden sämtliche meiner Hoffnungen und Erwartungen zerstört; zerstört durch ein paar wenige Worte, die mir nur wieder verdeutlichten, wie dumm ich gewesen war zu glauben, eine Chance bei einem Schattenjäger zu haben. Wie war ich überhaupt auf den Gedanken gekommen, jemals in Erwägung zu ziehen, mich mit ihm zu treffen? Einem Schattenjäger? Ärger war doch hier schon vorprogrammiert. Abgesehen davon schien er offensichtlich mehr auf blond zu stehen. „... Ähm sollten wir nicht Izzy auch was mitbringen? Also zu Essen meine ich." Der arrogante Blondschopf nickte daraufhin und erwiderte: „Klar, wir kaufen ihr was auf dem Rückweg." Er ging zur großen Eingangstür hinüber, öffnete sie und schlüpfte durch einen schmalen Spalt hindurch nach draußen auf die Straße.

Mit vor meiner Brust verschränkten Armen stand ich noch immer dort, ließ meine Blicke auf Alec ruhen, der mich entschuldigend und traurig anblickte. Ich erwartete eine Ausrede, eine Entschuldigung, irgendetwas, doch er stand einfach nur da; wie festgefroren mit ängstlichem Blick. Seine Lippen zitterten leicht. Und in dem Augenblick, in dem er wortlos an mir vorbei ging, den Blick senkte und draußen verschwand, brach er mir zum ersten Mal mein Herz ...

Kurz nachdem sowohl Jace als auch Alec das Institut verlassen hatten, tauchte plötzlich Izzy in der Eingangshalle auf. Dieses Mädchen war auch wirklich überall. „Wo ist Alec?", fragte sie in die Stille hinein. Ich brauchte einen Augenblick, bis ich ihre Worte registriert hatte. Ich schüttelte den Kopf. „Frühstücken schätze ich.", erwiderte ich tonlos und wandte mich zum Gehen. „Richte Hodge aus, dass wenn er mich braucht, einfach nach mir rufen lassen soll." Ich hatte die Tür, die noch immer einen Spalt breit offen stand, fast erreicht, als Izzy mich bat, noch einen Augenblick zu warten.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt