Kapitel 13

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"Sag mir nicht, das du schon wieder verfolgt, gejagt oder verbannt wurdest."

"Ragnor, mein alter Freund. Wie geht es dir?"

"Diese Nummer war für Notfälle gedacht. Ich hoffe es ist ein Notfall.", schnaubte Ragnor in die Sprechmuschel auf der anderen Seite der Leitung. „Hier ist es gerade vier Uhr morgens." Desinteressiert zuckte ich mit den Schultern. „Vielleicht hättest du mir einfach sagen sollen, wo du dich derzeit aufhältst, dann hätte ich dich zu einer genehmeren Uhrzeit anrufen können.", erwiderte ich sarkastisch und verdrehte die Augen. Ich stand in meiner Wohnung und genoss den Ausblick aus meinem Wohnzimmerfenster. Vor gut einer halben Stunde hatte es angefangen zu regnen. Wie aus Eimern schüttete es auf die Straßen von Brooklyn. Ich beobachtete ein paar Leute, die mit Regenschirmen draußen herum liefen und sich einen Platz zum unterstellen suchten.

„Ich bin überall und nirgends, das weißt du doch."

„Nicht sonderlich aufschlussreich."

„Wenn du nichts dagegen hättest, würde ich jetzt ganz gerne weiterschlafen.", grummelte Ragnor müde und gähnte.

„Da hätte ich sehr wohl etwas dagegen.", erwiderte ich und seufzte genervt in mich hinein. „Ich brauche deine Hilfe."

„Um vier Uhr morgens? Ich habe vergangene Nacht einem ziemlichen Gelage beigewohnt. Ich würde jetzt wirklich gerne schlafen." Er gähnte wieder. Ich vernahm ein leises Rascheln, dass durch den Hörer drang.

„Was weißt du über Yanluo?", fragte ich dann.

„Den Dämon?", fragte er ein wenig verwundert.

„Nein, den Rockstar."

„Jemand hat sich nach einem Dämon benannt?"

„Natürlich meine ich den Dämon.", erwiderte ich und tigerte rastlos in meiner Wohnung umher. Immer wieder warf ich einen Blick nach draußen auf das verregnete New York, sog den atemberaubenden Ausblick in mich auf. Ein Ausblick, der einem niemals lästig wurde.

„Nicht sonderlich viel.", begann Ragnor und räusperte sich. „Nur, dass er diesen Schattenjägerjungen von seinem Blut abhängig gemacht und seine Eltern getötet hat."

„Wer hat ihn vernichtet?"

„Vernichtet?", wiederholte er. Ich sah ihn förmlich vor mir, wie er eine Augenbraue fragend in die Höhe zog und mich mit diesem für ihn typischen, desinteressierten Blick tangierte.

„Ich glaube Pangborn und Lightwood waren es. Frag mich aber nicht nach ihren Vornamen. Du kennst mein Namensgedächtnis. Wieso interessiert dich das überhaupt?"

„Ein Mitglied des New Yorker Instituts behauptet, von ihm angegriffen worden zu sein."

„Und da ist er sich sicher?", fragte er ungläubig.

„Keine Ahnung, er ist ziemlich blond, wenn du verstehst ...", erwiderte ich und seufzte. Ragnor konnte mir hier offensichtlich auch nicht weiter helfen. Er schien über dieselben Informationen zu verfügen, die mir ebenfalls bereits bekannt waren. „Tut mir Leid mein Freund, aber ich muss jetzt gehen.", fügte ich hinzu, als ich eine dunkle Gestalt die Straße überqueren sah. Alec. Er war früh dran. Für einen Schattenjäger. „Erst weckst du mich und dann würgst du mich einfach ab?", fragte Ragnor mit einem gespielt entsetzten Ausdruck in der Stimme. „Tut mir Leid, ich habe ein Date."

„Ein Date? Sag mir nicht, dass es wieder einer dieser Vampire ist. So langsam dürftest du die Nase voll haben von diesen Blutsaugern." Ein genervtes Stöhnen schwang in seiner Stimme mit. Plötzlich klingelte es an der Tür. „Tut mir Leid Ragnor, ich muss auflegen.", entschuldigte ich mich noch bei ihm, bevor ich auf den roten Knopf des Telefons drückte, es auf mein Sofa warf und mit einem Hechtsprung zur Wohnungstür eilte. Ich betätigte den Summer und wartete im Türrahmen auf Alec.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt