Kapitel 16

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Vor gut einer Stunde hatte ich eine Nachricht von Alec erhalten, dass ich etwa gegen elf Uhr vorbei kommen sollte. Ein bisschen fühlte ich mich, als hätte man mich zu einer geheimen Pyjamaparty eingeladen, zu der man mir verboten hatte hinzugehen, weil sowohl Mädchen als auch Jungs anwesend sein würden. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass ich nie Einladungen zu solchen Anlässen erhalten hatte, geschweige denn über Eltern verfügte, die sich so viel für mich interessiert hätten, dass sie mir tatsächlich einen nächtlichen Ausflug in das Haus meines Geliebten verboten hätten. Nicht, das Alec mein Geliebter war. Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht, was er war, oder was wir waren.

Ich hatte die Dusche verlassen und stand nun splitterfasernackt vor dem großen Spiegel in meinem Schlafzimmer. Ich betrachtete meine leicht güldene Haut und den fehlenden Bauchnabel. Alec machte sich stets Sorgen wegen seiner Runen, aus Angst, ich würde sie abstoßend finden. Was, wenn er meinen nicht vorhandenen Bauchnabel abstoßend finden würde? Was, wenn ihm die Farbe meiner Haut zu golden war? Ich schalte mich selbst in meinen Gedanken und zwang mich, diese dämlichen Gedanken endlich loszulassen. Was war nur aus mir geworden? Ich griff nach dem matt schwarzen Hemd, dass ich auf dem kleinen Regal im Badezimmer abgelegt hatte und welches, je nach dem wie das Licht drauf schien, leicht schimmerte und zog es mir über den Kopf. Dann schnappte ich mir meine rote enganliegende Lederhose, schlüpfte ebenfalls hinein und fixierte sie mit einem schwarzen Gürtel der einen Totenkopf als Gürtelschnalle trug. Ich ließ die ersten zwei Knöpfe meines Hemdes geöffnet, krempelte die Ärmel bis zu den Ellenbogen hoch und legte ein paar Ringe und Armkettchen an. Daraufhin gelte ich mir die Haare nach oben, versah sie mit einer Ladung Glitter und legte ein wenig Make-Up auf. Mit schwarzem Eyeliner umrandete ich meine Augen, tupfte etwas schwarzen Lidschatten auf meine Lider und platzierte mit nur einem Fingerschnippen kleine diverse Glitzersteinchen unter meinem rechten Auge. Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel und beschloss, dass ich ganz ansehnlich aussah für rein nächtliches Date, was wahrscheinlich lediglich in einer harmlosen Übernachtung enden würde und begab mich in den Flur, wo meine schwarzen Lederschuhe bereits auf mich warteten. Nachdem ich auch in diese hinein geschlüpft war, warf ich mir meinen schwarzen Trenchcoat über und verließ meine Wohnung.

Beim Institut angekommen hielt ich inne. Ich hatte keine Ahnung ob ich klingeln, oder mich sonst irgendwie bemerkbar machen sollte. Ich wusste nicht, ob Alecs Eltern zwischenzeitlich vielleicht zurückgekehrt waren, ob Jace und Izzy bereits schliefen oder ob er von mir erwartete, dass ich die Fassade der alten Kathedrale nach oben kletterte, um in sein Zimmer zu gelangen. Ganz Romeo und Julia like eben. Ich hoffte nicht, dass er Letzteres von mir verlangte. Klettern gehörte nicht gerade zu meinen Stärken.

Ich griff nach meinem Telefon, dass ich zuvor noch in meine Hosentasche gesteckt hatte und ließ Alec in einer kurzen Textnachricht wissen, dass ich unten vor der Tür stand und darauf wartete, dass er mich rein ließ. Leise tigerte ich die Stufen auf und ab und ließ die Blicke schweifen. Gerade als ich einen neuerlichen Blick auf den Displays meines Telefons warf um zu überprüfen, ob Alec womöglich geantwortet hatte, wurde eine der Flügeltüren geöffnet. Leise quietschend wurde die Tür aufgezogen. Alec, bekleidet mit einer schwarzen Jogginghose und einem enganliegenden weißen T-Shirt, stand vor mir und empfing mich mit einem gut gelaunten Lächeln. „Hey.", begrüßte er mich leise. Seine Stimme war lediglich ein Flüstern. Ohne ein weiteres Wort schlich ich durch einen schmalen Schlitz der Tür hindurch und verschwand im Inneren. Alec blickte sich noch einmal um, vergewisserte sich, dass draußen niemand war, der uns beobachtet hatte und schob die Tür so leise wie möglich zu. Es klickte kurz, als die Tür zurück ins Schloss fiel. „Lass uns nach oben gehen." Seine Stimme war nach wie vor lediglich ein kaum wahrnehmbares Flüstern. Offensichtlich wusste niemand sonst von meinem nächtlichen Besuch. Hoffentlich würde ich am nächsten Morgen nicht schon wieder Izzy im Badezimmer begegnet. Das wäre etwas schwieriger zu erklären.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt