Kapitel 26

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Vor gut einer Stunde hatten wir das Institut erreicht, und Maryse Lightwood, sowie Hodge, dem Leiter des New Yorker Instituts, Bericht erstattet. Maryse hatte die Nachricht erstaunlich gut aufgefasst. Zu gut um ehrlich zu sein. Hodge hingegen war nervös durch die Bibliothek gerannt, von einer Ecke zur anderen auf der Suche nach einer Lösung. Nur, dass er in seinen geliebten, alten Schinken mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit keine Lösung finden würde. Schon damals hatte nichts in den alten Schriften gestanden, was Jem Carstairs hätte helfen können.

Wie ich Maryse nicht anders kannte hatte sie bereits die Divison informiert. Die Beauftragten des Rates hatten zugesagt, so schnell wie möglich hier zu sein und auch nach Ragnor Fell wurde geschickt. Mein alter Freund Ragnor. So lange hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Eigentlich hatte ich mir unser Wiedersehen ein wenig anders vorgestellt. Auch die Stillen Brüder sowie die Eisernen Schwestern wurden über das Verschwinden von Jace und über Yanlous Anwesenheit informiert. Hodge hatte währenddessen damit begonnen, nach Luke und den anderen Abgesandten der Schattenwesen schicken zu lassen und sie über das Geschehene zu informieren. Doch egal wie viel sie auch versprachen zu unternehmen, war Alecs Gesichtsausdruck mehr als nur deutlich anzusehen, dass ihn dies alles reichlich wenig beruhigte. Die Angst lag noch immer tief in seinen Augen; das helle Schimmern war verschwunden und er wirkte müde und matt.

Nachdem Maryse, Hodge und ich das Nötigste besprochen hatten, unter anderem auch, was die Ankunft von Ragnor Fell und seinen derzeitigen Aufenthaltsort anbelangte, hatte ich mich nach oben in Alecs Zimmer geschlichen. Leises Flüstern drang durch verschlossene Türen an meine Ohren, doch ich ignorierte die Worte. Noch immer besorgt um Alecs Wohlergehen, seine Verletzungen und darüber, ob er mir die Schuld für das Verschwinden von Jace gab, hatte ich mich die Treppen nach oben begeben und kam im Türrahmen zu seinem Zimmer zum Stehen. Mühsam hatte er gerade versucht, sich seinen Pullover über seinen geschundenen Oberkörper zu ziehen, als ich mich geräuschvoll räusperte um so auf mich aufmerksam zu machen. „Das sieht nicht gut aus.", sagte ich leise. Alec hob den Kopf, als er meine Anwesenheit bemerkte und wandte sich zu mir um, der Pullover nach wie vor in seinen Händen, bevor er ihn zu Boden fallen ließ. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Seine Haut war mit blutigen Kratzern übersät, die langsam aber sicher – dank seiner Heilrunen – bereits zu heilen begonnen hatten. Die Kratzer waren größtenteils bereits verblasst und nur noch schwache, helle Narben waren zu sehen.

Nach einer Weile, in der wir uns nur schweigend angesehen hatten, stieß ich mich vom Türrahmen ab und schloss die Tür hinter mir. Ich begab mich weiter ins Zimmer hinein und kam nur wenige Zentimeter von Alec entfernt zum Stehen.

„Was meinst du?", fragte Alec leise und ich beobachtete ihn dabei, wie er sich aufmerksam in seinem Zimmer umschaute. Hier sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Und zwar eine gewaltige Bombe. Überall lagen Bücher über Dämonenbeschwörungen, Dämonenkunde und sonstige dämonische Rituale herum. Die Laken auf seinem Bett waren zerwühlt und mit getragenen und ungewaschenen Klamotten übersät. Auch den Fußboden seines Zimmers schien er kurzerhand in einen Kleiderschrank verwandelt zu haben. Doch das war nicht der Grund, weshalb ich ihn so angesehen hatte. Ich machte mir Sorgen; Sorgen um sein Wohlergehen. Nicht nur um die körperlichen Schmerzen, die Yanlou ihm zugeführt hatte, sondern auch um die psychischen, die aufgrund Jaces Verschwinden tief in seinem Inneren verursacht wurden und ihn bis ins Unermessliche zu quälen schienen.

„Das da.", erwiderte ich und zeigte mit der ausgestreckten Hand auf seine Flanke, auf welcher sich ein dunkler Bluterguss abgebildet hatte. Der blaue Fleck zog sich von seinem Rippenbogen bis hin zu seiner Hüfte und sah mehr als schmerzhaft aus. „Achso.", erwiderte Alec so teilnahmslos, als hätte er den Fleck gar nicht bemerkt und blickte an sich herunter. Dann setzte er sich in Bewegung, Richtung Schrank, wo er seine Stele heraus nahm. „Ist halb so wild.", sagte er mit ruhiger Stimme. Ich durchquerte sein Zimmer, verkürzte den Abstand, den er soeben zwischen uns geschaffen hatte und ließ mich auf einem Stuhl nieder, der zuvor noch mit einem Stapel Bücher belagert war, die ich allerdings einfach zur Seite gestoßen hatte.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt