Kapitel 30

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Ich lauschte dem Rauschen des Wassers, während Alec unter der Dusche stand und sich von dem schweren Kampf gegen Yanlou erholte. Ich wollte mir vorhin nichts anmerken lassen, doch konnte auch mir nicht erklären, weshalb Elijah sich nicht hatte blicken lassen. Allerdings konnten wir uns jetzt auch sicher sein, dass nicht Yanlou derjenige welche war, der die Zügel in der Hand hatte, sondern Elijah. Die ganze Zeit über war er es gewesen; hatte Yanlou geführt wie eine Marionette. Wenn wir nicht bald herausfanden, wo er sich aufhielt und was genau sein Plan war, würde es noch mehr Tote, noch mehr solcher Dämonenangriffe geben. Dämonen, die man einst bereits in die Hölle zurückgesandt hatte und die mit Hilfe von Elijah wieder ihren Weg in diese Welt zurückfinden würden.

Während Alec unter der Dusche stand, hatte ich noch einmal nach Jace gesehen, der nach wie vor regungslos, jedoch regelmäßig atmend auf dem Bett lag und leise schnarchte. Ich hatte meine Hände über ihn gehalten wie einen Schleier, hatte nach Rückständen des Gifts gesucht, jedoch nichts gefunden. Sein Körper hatte sich fast wieder ganz erholt. Ebenso wie Alec verfügte er über die Selbstheilungskräfte eines Engels. Vielleicht würde es noch einen oder zwei Tage dauern, bis er wieder aufwachte. Bevor ich das Zimmer verließ bediente ich mich noch an ein paar der übrig gebliebenen Tinkturen und transportierte sie zurück ins Wohnzimmer, wo ich sie farblich sortiert sorgfältig auf meinem eintausend Dollar Tisch aufreihte und darauf wartete, dass Alec zurückkam.

Nur wenige Zeit später verstummte das Geräusch des rauschenden Wassers wieder. Ich hörte das leise Quietschen der Duschtüren, die aufgezogen und dann wieder geschlossen wurden. Wenig später erschien Alec auch schon wieder im Wohnzimmer, bekleidet mit einem meiner violettfarbenen Schlafanzüge. Ich wusste, dass dies nicht gerade seine bevorzugte Garderobe war, doch die meisten meiner schlichten Kleidung hatte ich ihm bereits geliehen, die wahrscheinlich irgendwo in dem Chaos in seinem Zimmer auf dem Boden herum lagen. Am nächsten Waschtag würde Maryse sich sicher wundern, wo diese ganzen fremden, für ihren Sohn doch eher untypischen Klamotten herkamen. Mit einem Lächeln empfing ich ihn, erhob mich von meinem Sofa, auf dem ich mich zuvor müde niedergelassen hatte und begutachtete seinen Aufzug von oben bis unten. Seine Haare waren nach wie vor feucht von dem Wasser. Einzelne Tropfen bahnten sich ihren Weg seine Schläfe entlang bis runter zu seinem Hals wo sie im Kragen des Pyjamahemdes verschwanden. Die ersten zwei Knöpfe hatte er aufgeknöpft, die Ärmel des Hemdes bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt und die Schlafanzughose saß ihm ganz eindeutig etwas zu eng an seinen muskulösen Beinen, was mich allerdings nicht im Geringsten störte.

„Ich seh aus wie ein Trottel.", brummte Alec und zuckte unbeholfen mit den Schultern. Ich grinste unmerklich in mich hinein und ließ mich wieder zurück auf die weichen Kissen des Sofas fallen. Erwartungsvoll klopfte ich mit der flachen Hand auf die Stelle neben mir und verdeutlichte Alec, sich zu mir zu setzen. „Lila steht dir ausgezeichnet.", komplimentierte ich seinen Aufzug und lächelte ihn aufmunternd an. Er sollte öfters ein paar meiner Klamotten tragen. Nicht nur, dass ich es mochte, wenn er sie trug, standen sie ihm auch wirklich blendend. Das Schwarz war zwar mehr als sexy, doch hin und wieder sollte er sich auch mal ein paar freundlichere Farben erlauben, besonders, wenn er nicht im Dienst war. Langsam trottete Alec auf das Sofa zu. Die Hose war ihm zwar zu eng, gleichzeitig aber auch ein Stück zu lang. Die Hose verdeckte beinahe völlig seine Füße, nur die Spitzen seiner Zehen waren zu sehen, während er sich auf dem Sofa niederließ und in die Kissen zurückfallen ließ. Er seufzte, als das Polster unter seinem Gewicht nachgab.

„Du musst dir wirklich keine Umstände machen.", begann er und wandte mir einen kurzen Blick zu. „Ich kann auch einfach ein paar Heilrunen auftragen. In ein paar Stunden bin ich wieder wie neu."

„Stimmt.", erwiderte ich und lächelte. „Mit meinen Tinkturen geht es allerdings schneller. Außerdem möchte ich sicher gehen, dass du nichts von Yanlous Gift abbekommen hast.", überzeugte ich ihn davon, mich seine Wunden begutachten zu lassen. Meine Stimme war streng und ließ keine Widerrede zu. Alec seufzte, gab schließlich nach und drehte sich seitlich so zu mir um, dass ich einen ungehinderten Blick auf die zerkratzte Haut auf seinem Gesicht und seinem Hals hatte. „Du solltest das Hemd kurz ausziehen.", begann ich und bedachte ihn mit intensiven Blicken. „Ich muss auch die Wunden an deinen Armen und auf deiner Brust versorgen." Hatte ich anfangs noch mit Gegenwehr gerechnet, sagte Alec kein Wort, erwiderte nur stumm meinen Blick und begann sich das Hemd aufzuknöpfen. Meine Blicke ruhten auf seinen schlanken Fingern, wie sie ganz langsam und behutsam einen Knopf nach dem anderen öffneten und mehr als einmal erwischte ich mich dabei, wie ich mir vorstellte derjenige zu sein, der diese Knöpfe öffnete, einen nach dem anderen um ihm kurz darauf das Hemd von dem Leib zu reißen und seinen muskulösen, wenn auch geschundenen Oberkörper zu entblößen. Ich würde schon dafür sorgen, dass es ihm bald wieder besser ging; dass er sich wieder gut fühlte.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt