Kapitel 37

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„Ragnor hat mir alles erzählt.", überraschte mich meine alte Freundin Catarina Loss an diesem Tag und stürmte wie ein aufgescheuchtes blaues Huhn durch meine Wohnungstür. „Hallo Catarina.", begrüßte ich sie und runzelte fragend die Stirn. Es kam eher selten vor, dass sie mich unangemeldet in meiner Wohnung besuchte, zumal war ich eigentlich der Meinung gewesen, dass sie zur Zeit gar nicht in der Stadt war. „Was hast du dir nur dabei gedacht?", wollte sie wissen und bäumte sich in ihrer vollen, dennoch zierlichen Größe vor mir auf.

Ich seufzte. „Ja, es war vielleicht etwas gedankenlos, einfach so alleine in die Schlacht zu ziehen um Yanlou auszuschalten, doch wie du siehst, hat es ganz gut funktioniert." Catarina jedoch schüttelte den Kopf. „Ich meine doch nicht das mit Yanlou.", erwiderte sie und funkelte mich beinahe wütend an. „Das war doch nur eine Kleinigkeit.", fügte sie hinzu und winkte ab. „Ich meine das mit dem Schattenjäger."

Verwirrt und überfragt blickte ich sie an, hatte ich ihr doch von unserem ersten Date erzählt. „Aber du wusstest doch, dass ich vor hatte mit ihm auszugehen."

„Einmal.", erwiderte sie und hob bestimmend ihren Zeigefinger in die Höhe. „Du hattest ein Date mit ihm und jetzt ... jetzt bist du mit ihm zusammen? Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?"

Mit den Augen rollend, ließ ich mich in meinem schwarzen Satinbademantel auf das Sofa fallen und warf den Kopf in den Nacken. Erst Ragnor, jetzt Catarina. Sonst war es ihnen doch auch egal, mit wem ich mein Bett teilte. Nun gut, zugegeben, Schattenjäger waren normalerweise nicht gerade die Art von Personen, mit denen ich meine Zweisamkeit teilte, doch war Alexander anders als die meisten von ihnen.

Wenn ich ehrlich war kränkte es mich sogar ein wenig, dass sie sich mehr Sorgen um meine Liebschaften machte, als um die Tatsache, dass ich im Kampf gegen Yanlou hätte sterben können. Nicht, dass ich tatsächlich mitgewirkt hätte, ihn zu vernichten, immerhin war ich damit beschäftigt gewesen, diesen arroganten blonden Bengel zu retten, doch hatte auch ich immerhin meinen Beitrag geleistet. Ganz abgesehen davon war ich es gewesen, der mit Alec in die Schlacht gezogen war.

„Glaubst du wirklich es ist so eine gute Idee, sich wieder mit dem Rat einzulassen?" Ich schnaubte genervt auf. „Ich habe mich nicht mit dem Rat eingelassen, sondern mit Alexander.", belehrte ich sie eines Besseren und zauberte mir schnell einen Becher heißen Kaffee hierher. Hätte ich gewusst, dass Catarina herkommen würde, um mir eine Moralpredigt zu halten, hätte ich mich schon vorher mit mindestens zwei Liter Kaffee versorgt.

„Ach und du denkst, das ist was anderes?", fragte Catarina und schlich aufgebracht in meiner Wohnung hin und her. „Ich bin mit ihm zusammen."

„Ich nehme an du meinst den Schattenjäger?"

Ich nickte. „Das heißt du stehst in den Diensten des Rates."

Seufzend ließ sie sich neben mich auf mein Sofa fallen und blickte mich mit intensiven Blicken an. „Magnus, du weißt, was das letzte Mal geschehen ist."

„Er wird mir nicht das Herz brechen, wenn du deshalb besorgt bist."

Ihre Augen verengten sich, während sie mich weiter prüfend anschaute. „Du solltest einfach vorsichtig sein." Wieder seufzte ich, dann zwang ich mich zu einem sanften Lächeln und nickte. „Ich bin schon groß Catarina, ich weiß was ich tue."

„Er ist es also wirklich Wert?", fragte sie. Das war eine Frage, bei deren Antwort ich nicht lange überlegen musste. Ein Grinsen, das über mein ganzes Gesicht bis zu meinen Ohren reichte, hatte sich auf meinen Lippen gebildet. Dann nickte ich erneut. „Das ist er.", sagte ich mit fester Stimme und nahm einen Schluck des heißen Kaffees in meinen Händen.

* * *

Alec und ich hatten uns für 10 Uhr an diesem Abend verabredet. Nach dem Gespräch mit seinen Eltern, bei dem auch ich zugegen gewesen war, hatte er sich zu meinem Bedauern dazu entschieden, zurück ins Institut zu gehen. Natürlich war es wichtig, dass er sich mit seinen Eltern vertrug und irgendwie versuchte, die Situation zu klären, doch hätte ich mich sehr über seine Anwesenheit – besonders während der immer kühler werdenden Nächte hier in New York – sehr gefreut. Ich war noch immer wenig erfreut darüber, was Maryse und Robert ihrem Sohn an den Kopf geworfen hatten, doch waren es immer noch seine Eltern und immerhin hatte er das Glück nicht von irgendeinem teuflischen Dämon abzustammen, der Herrscher war über einen Teil der Unterwelt. Eigentlich hatte er es ganz gut getroffen und wenn er Glück hatte, würden seine Eltern vielleicht auch irgendwann akzeptieren, dass er eben nicht der Sohn war, den sie sich gewünscht und vorgestellt hatten.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt