Kapitel 12

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„Magnus Bane, jeder Zeit zu Diensten." Izzy musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Das hat ziemlich lange gedauert."

„Tut mir Leid. Das wöchentliche Bad des großen Vorsitzenden stand heute auf dem Plan." Fragend runzelte sie die Stirn. „Des wer?"

„Des großen Vorsitzenden.", wiederholte ich und betrat das Institut. „Meine Katze." Izzy schloss die Tür hinter mir und verdrehte die Augen. „Das ist der Name deiner Katze? Der große Vorsitzende?"

„Nicht ganz.", korrigierte ich sie mit einem stolzen Lächeln. „Eigentlich heißt er der große Vorsitzende Miau Tse-Tung."  Izzy's Augen waren geweitet. „Findest du das nicht ein bisschen seltsam? Ich meine ... für eine Katze?" Ich schüttelte den Kopf und schaute sie mit ebenso hochgezogener Augenbraue an, wie sie es tat. „Sagt diejenige, die eine Katze namens Church beherbergt." Izzy zuckte mit den Schultern. „Das ist nicht meine Katze. Sie gehört dem Institut."

„Wie auch immer.", erwiderte ich gelangweilt und winkte ab. „Also, wieso hat mich Hodge hergebeten?", fragte ich neugierig. „Das erklärt er dir am besten selbst. Komm mit.", forderte sie mich auf und ich folgte ihr denselben Weg, den ich das letzte Mal zur Bibliothek gegangen war.

Jace und Alec unterhielten sich angestrengt, als Izzy und ich die Bibliothek betraten. Sie waren so vertieft in ihr Gespräch, dass sie uns kaum bemerkten. Clary saß auf einem der anderen Stühle und blätterte gedankenverloren in einem der Bücher. Hodge hatte es sich an einem Schreibtisch bequem gemacht und schrieb irgendetwas auf. „Seht mal wen ich gefunden habe.", warf Izzy in den Raum und begrüßte mit diesen Worten die anderen, die augenblicklich aufblickten. Clary lächelte und begrüßte mich mit einem freundlichen Winken. Jace verdrehte nur genervt die Augen und wandte sich dann wieder an Alec, der seine Blicke unentwegt auf mich gerichtet hielt und überrascht und erfreut zugleich wirkte. Ich lächelte und folgte Izzy an den Tisch. „Alec? Alles in Ordnung?", rief Jace ihn wieder zurück in die Realität. Er räusperte sich, warf mir noch einen letzten Blick zu und wandte sich dann wieder an Jace, kam allerdings nicht umhin, mir immer wieder einen kurzen Seitenblick zuzuwerfen, was mich mehr als einmal zum Schmunzeln brachte. „Tut mir Leid, dass ich dich schon wieder belästigen musste.", begrüßte mich Hodge, der zwischenzeitlich hinter seinem Schreibtisch hervorgekrochen war und sich ebenfalls zu dem Rest von uns gesellt hatte. Seine Finger waren ganz schwarz von der Tinte, mit der er sich eben Notizen gemacht hatte. „Wir haben neue Erkenntnisse über den Yanluo Dämon." Aufmerksam lauschte ich seinen Worten und befreite mich von meinem Mantel. Natürlich legte ich Wert auf meine Kleidung, doch wenn ich wusste, dass ich Alec sehen würde, strengte ich mich ganz besonders an. Diesmal hatte ich mich für ein etwas eleganteres Outfit entschieden. Ich trug eine schwarze Anzughose, ein weißes Hemd, eine schwarze Weste und dazu eine blaue Krawatte; dasselbe Blau wie Alecs Augen. Entspannt ließ ich mich auf einem der Stühle nieder und schlug meine Beine übereinander. „Ich bin ganz Ohr.", forderte ich Hodge schließlich auf, weiterzusprechen und krempelte die Ärmel meines Hemdes bis zu meinen Ellenbogen hoch. Ich spürte wie Alecs Blicke nach wie vor auf mir lagen und ich genoss die Aufmerksamkeit, die er mir so plötzlich zu Teil kommen ließ.

„Alecs Vermutung, dass sich die Schattenjäger den Tod des Yanluo Dämon nur eingebildet haben, ist gar nicht so abwegig." Ich wandte meinen Blick zum ersten Mal auf Alec. Ein merkwürdiges Funkeln lag in seinen Augen, dass ich nicht ganz deuten konnte. Entweder freute er sich über meine Anwesenheit, oder er war stolz darauf, uns mit seiner Vermutung der Lösung ein Stück näher gebracht zu haben. Ich lächelte, wandte meinen Blick kurz danach allerdings wieder von ihm ab. Ich ertrug seine Schönheit einfach nicht und die Tatsache, dass wir nicht alleine waren, machte die ganze Situation nur noch schwieriger. Seit dem überraschenden Kuss in meinem Schlafzimmer, hatte weder er noch ich Anstalten gemacht, den Kuss zu wiederholen. Ich wollte nichts überstürzen, doch bei Alec hatte ich nach wie vor das Gefühl, dass er sich fürchtete; dass er die ganze Situation noch nicht so richtig deuten und verstehen konnte und sich deshalb zurückhielt. Was mich, um ehrlich zu sein, etwas traurig stimmte. Wenn er glaubte, dass ich noch lange warten könnte, hatte er sich gewaltig geschnitten. Selbst jetzt bedurfte es jede Menge meiner Selbstbeherrschung, um ihm nicht regelrecht um den Hals zu fallen. „Oder sie haben ihn heimlich entkommen lassen ...", warf Jace ein, doch Hodge unterbrach ihn mit einem grimmigen Blick, woraufhin Jace gleich wieder in Schweigen verfiel. Nur ein genervtes Knurren glitt über seine Lippen. „Es steht nicht viel in den Schriften, doch meine Recherchen haben ergeben, dass Japheth Pangborn und Gabriel Lightwood irgendetwas mit der Vernichtung des Yanluo Dämon zu tun hatten."

„Lightwood?", erwiderte ich fragend. Hodge nickte.

„Vielleicht sollten wir doch Mom und Dad nach diesem Dämon fragen, wenn sie wieder zurück sind.", warf Izzy in die Unterhaltung mit ein. Jace verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Nicht, bevor wir nicht mehr wissen."

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie uns irgendetwas verheimlichen?", fragte Alec, beinahe vorwurfsvoll, doch Jace zuckte lediglich mit seinen Schultern. „Na irgendjemand muss doch etwas wissen und wie ich das sehe, ist dieser Dämon nicht gerade ungefährlich."

„Verstehe ich das richtig, dass unser Blondschopf hier glaubt, dass man den Yanluo Dämon absichtlich hat entwischen lassen? Aber wäre er dann nicht schon viel früher zurückgekehrt?" Ich runzelte die Stirn und blickte in die fragenden und teilweise wütenden Gesichter der anderen. Jace schnaubte wütend auf. „Der große Hexenmeister spricht ...", warf er genervt ein und rollte mit den Augen. „Nun mein lieber Freund. Wenn du dich richtig erinnerst, habe ich zu dieser Zeit bereits gelebt und war vor Ort, als die Sache mit Yanluo aktuell war, was man von dir nicht gerade behaupten kann.", erwiderte ich ebenso forsch, wie er es getan hatte. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie sich Alecs Lippen zu einem amüsierten Grinsen verzogen.

Clary hatte das Buch auf dem Tisch abgelegt und sich zu Jace gewandt. Zärtlich hatte sie ihre Hand auf seinem Arm platziert. „Vielleicht haben sie ja tatsächlich einfach bloß was von dem Gift abbekommen und waren tatsächlich der Meinung, sie hätten ihn vernichtet." Man spürte gleich, wie Jace sich ein wenig unter Clarys Berührung beruhigte. „Wir sollten jedenfalls Nichts überstürzten.", mischte sich nun auch Hodge wieder in die Unterhaltung mit ein. „Jace und Alec haben beide ihren Standpunkt deutlich gemacht. Jetzt heißt es herauszufinden, wie es tatsächlich gewesen ist und hier kommst du ins Spiel.", erklärte er und wandte sich bei seinen letzten Worten an mich. „Du könntest doch einfach ein paar deiner Hexenmeisterfreunde befragen.", schlug Jace vor und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Ich räusperte mich. „Wie ihr wünscht."

Irgendwann hatte sich Izzy in die Küche verabschiedet, um etwas zu Kochen. Jaces Reaktion nach zu urteilen, schien dies keine sonderlich gute Idee zu sein, doch die hübsche Brünette ließ sich trotzdem nicht von ihrem Vorhaben abbringen und verließ die Bibliothek. Auch Hodge hatte sich irgendwann mit den Worten verabschiedet, nach Hugo schauen zu müssen. Kurz darauf waren auch Clary und Jace verschwunden. Übrig waren nur noch Alec und ich.

Gedankenverloren saß er mir gegenüber an dem runden Tisch und studierte die schwarz beschriebenen und bereits vergilbten Seiten eines alten Buches. „Du siehst gut aus.", stieß ich hervor und rückte ein Stück näher an Alec heran, der augenblicklich seinen Kopf gehoben hatte und gleich darauf seinen Blick wieder verlegen senkte. „Ähm ... danke. Du auch.", erwiderte er und ich nickte höflich. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Ich dachte, nachdem es das letzte Mal mit unserem Frühstück nichts geworden ist, hättest du vielleicht Morgen früh Lust bei mir zu frühstücken."

„Morgen früh?", fragte Alec. Ich lächelte und nickte.

„Du kannst natürlich auch gerne schon heute Abend vorbei kommen und dann Morgen früh bei mir frühstücken."

„Du meinst ... ich soll die Nacht bei dir verbringen?" Sein Atem hatte sich augenblicklich beschleunigt. Beiläufig zuckte ich mit den Schultern, als wäre es das normalste von der Welt, ihm eine solche zu Frage zu stellen und griff nach einem der alten in Leder eingebundenen Bücher. „Wenn du das gerne möchtest, Alexander.", erwiderte ich und bedachte ihn mit intensiven Blicken. Ich musste mich darauf konzentrieren, mir nicht über die Lippen zu lecken, so hervorragend sah er aus in seinem enganliegenden Pullover, der seine Brust- und Armmuskeln unglaublich in Szene setzte. Alec räusperte sich. „Ähm also ... ich meine, okay. Klar, wieso nicht?!" Ich lächelte und zwinkerte ihm zu. „Du wirst es nicht bereuen."

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt