Kapitel 18

14 3 0
                                    

„Du kannst auch gerne mitkommen.", hatte Alec mich gefragt, während er die riesige Truhe ausräumte und sich eine Klinge nach der anderen an den Körper hängte. Hatte er mich gerade tatsächlich dazu eingeladen, mit auf die Jagd zu gehen? Dämonenjagd? Nun, für gewöhnlich beschwörte ich eben solche, jagte sie aber nicht, wenn sie nicht gerade versuchten mich umzubringen oder meinen Kleiderschrank zu plündern. „Das ist wirklich sehr lieb von dir.", erwiderte ich und runzelte die Stirn. Langsam schob ich die Bettdecke von meinen Beinen und setzte mich auf. Mit meinen Armen stützte ich mich auf der Matratze ab und wandte meinen Kopf seitlich so zu Alec, dass ich ihn ansehen konnte. Er sah einfach zum anbeißen aus. Dieses schwarze enge Leder stand ihm wirklich unglaublich gut. So etwas sollte er häufiger tragen – nicht nur im Kampf.

Ich hatte größte Mühe meine Gedanken unter Kontrolle zu halten, während er da so vor mir anstand, mich mit seinen traurigen Augen anschaute und sein schlechtes Gewissen buchstäblich vor sich her trug. „Aber ich verzichte. Ich habe ohnehin noch einen Termin. Außerdem wartet der große Vorsitzende sicher schon auf sein Futter." Ich erhob mich nun gänzlich von dem Bett, griff nach meinen Hemd, dass ich auf das kleine Nachttischen neben dem Bett gelegt hatte und zog es mir über den Kopf. Gleichzeitig schlüpfte ich in meine Schuhe, die neben dem Bett standen. „Es tut mir wirklich Leid Magnus. Ich würde den Tag viel lieber mit dir verbringen, aber ..." Er seufzte und senkte leicht den Blick. „... die Pflichten eines Schattenjägers.", beendete ich seinen Satz und lächelte. Ich ging näher auf ihn zu und legte den Kopf schief. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen Alexander. Es ist alles in Ordnung. Du gehst und schlachtest ein paar Dämonen ab, ich gehe und füttere meine Katze." Ich grinste frech, verspielt, voller Sehnsucht nach ihm, beugte mich vor und presste meine Lippen sanft auf seine, während meine Hand sich verselbständigte und sich ganz zärtlich auf seine linke Wange legte. Für einen Augenblick hielt er die Luft an; überrumpelt von meinem Kuss, als hätte er sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass ich ihn einfach küsste, wenn mir danach war. Und bei Gott, mir war immer danach. In jeder Minute. Es wäre eine Schande gewesen, auch nur eine Gelegenheit eines Kusses auszulassen.

Der Kuss dauerte nicht lange. Nach dem Bruchteil einer Sekunde lösten sich unsere Lippen neuerlich voneinander. Mein Atem ging stoßweise. Der Kuss war so simpel, so zart gewesen und war trotzdem wie ein Blitzschlag durch meinen gesamten Körper gedrungen. „Ruf mich an wenn du wieder zu Hause bist ...", begann ich und lächelte. „... und dir ein wenig nach ..... Gesellschaft ist.", fügte ich hinzu, zwinkerte ihm zu, schnappte mir meinen Mantel und verschwand aus seinem Zimmer. Vorsichtig schlich ich mich nach unten. Ich schaffte es den gesamten Weg nach unten in die Eingangshalle unentdeckt zu bleiben. Gerade als ich mich zur großen Eingangstür des Instituts umdrehen wollte, hielt mich eine mir wohlbekannte Stimme zurück. „Du bist in letzter Zeit ziemlich häufig hier." Ich seufzte. Isabelle. Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und wandte mich zu ihr um. „Izzy. Es ist mir immer wieder eine Freude, dich zu sehen.", begrüßte ich sie höflich und deutete eine Verbeugung an.

„Was tust du hier?", fragte sie forsch. Ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen verzogen; ihre Hände beinahe vorwurfsvoll in ihre schlanken Hüften gestemmt. „Wenn ich mich recht erinnere, seid ihr Nephilim es gewesen, die mich um Hilfe gebeten haben. Ich komme eurer Bitte lediglich nach."

„Indem du schon früh am Morgen hier auftauchst?", fragte sie, noch immer skeptisch. Ich lächelte und ließ ein paar Funken aus meinen Fingerspitzen sprühen. Ich zuckte mit den Schultern. „Stets zu Diensten." Wieder deutete ich einen Knicks an drehte mich um und wandte mich zur Tür. „Sei vorsichtig.", stieß sie scharf aus. „Wenn du ihm weh tust, wirst du dir wünschen, uns nie kennengelernt zu haben." Ein leises Kichern entwich meiner Kehle. Bevor ich das Institut verließ, drehte ich mich noch einmal zu ihr um. „Nicht, dass dich das etwas angeht.", begann ich und lächelte. „Aber sein Herz ist bei mir in guten Händen." Mit diesen Worten verschwand ich und ließ die schwere Tür hinter mir ins Schloss fallen.

„Sie wollen, dass ich einen Dämon für sie heraufbeschwöre?" Nicht, dass ich nicht schon einige Male zuvor um solch einen Gefallen gebeten wurde, doch die Tatsache, dass die junge Frau vor mir ein Mensch war, ließ mich tatsächlich einen Augenblick zögern. „Wenn es um die Bezahlung geht, dafür haben wir gesorgt. Wir zahlen Ihnen jeden Preis, den Sie verlangen." Ich runzelte die Stirn und begab mich zu der kleinen Bar in meinem Wohnzimmer. Während ich mir einen meiner Lieblingsdrinks zusammenmixte, sie fragte, ob sie auch etwas zu Trinken wollte, jedoch dankend ablehnte, ließ ich sie nicht aus den Augen. Für gewöhnlich war es mir egal, weshalb man von mir verlangte, einen Dämon heraufzubeschwören, doch diesmal interessierte mich es. Die junge Frau hatte feuerrotes Haar, eine spitze Nase, trug ein graues Kostüm und eine schwarze Aktentasche in ihren Händen. „Und was verschafft mir die Ehre?", fragte ich neugierig, schnappte mir eines der Schirmchen und steckte es in meinen Drink. Ich trug meinen Satinmorgenmantel und schwarze Hausschuhe. Der große Vorsitzende scharwenzelte hin und wieder um meine Beine herum und schnurrte, bettelte nach ein bisschen Zuneigung. Die letzten paar Tage hatte ich ihn tatsächlich ein bisschen vernachlässigt. Das musste sich ändern. „Es heißt, Sie sind der Beste."

„Das bin ich.", stimmte ich ihr ungehindert zu und nahm einen Schluck meines leuchtenden Getränks. „Doch was ist der Grund für diese Beschwörung? Wenn ein Dämon erst einmal in dieser Welt freigelassen wurde, ist es nicht so einfach, ihn wieder loszuwerden." Die junge Frau räusperte sich und kam ein paar Schritte näher auf mich zu. „Ich arbeite für Cosmetics Enterprises. Nun, es gibt diesen einen großen Konkurrenten und, wie soll ich sagen, unser Boss sucht nach einem Ass, dass er sich solange im Ärmel verstecken kann, bis der richtige Augenblick gekommen ist." Ich grinste. Es war schon häufiger vorgekommen, dass irgendwelche großen Firmen mich um Hilfe gebeten hatten, meistens dann, wenn sie kurz vor dem Bankrott standen. „Und welchen Dämon soll ich heraufbeschwören?", fragte ich neugierig, leerte das Glas mit einem Schluck und stellte es auf dem Wohnzimmertisch ab. „Moment ... ich habe mir ... den Namen irgendwo aufgeschrieben.", murmelte sie vor sich hin und begann in ihrer Aktentasche herumzuwühlen. Als sie den Zettel gefunden hatte, schloss sie ihre Tasche wieder und reichte mir das gelbe Stück Papier. „Asuras?", fragte ich und runzelte die Stirn. „Ziemlich dickleibige Biester. Eklig. Voll von Schleim. Ihr Boss ist sich bewusst, dass es sich dabei um Gestaltenwandler handelt?" Die junge Frau nickte. „Ich glaube das ist der Grund, weshalb er Asuras haben möchte."

„Es wird ein paar Tage dauern.", stellte ich fest und legte das Stück Papier ebenfalls auf den Wohnzimmertisch, gleich neben das leere Glas. „Bitte, nehmen Sie sich alle Zeit der Welt. Wir sollten allerdings noch über die Bezahlung sprechen.", begann sie und kramte neuerlich in ihrer Tasche herum. Diesmal zog sie einen kleinen Bock heraus. Sie blätterte darin um und hielt schließlich inne, als sie scheinbar die richtige Seite gefunden hatte. „Wären $ 50,000.00 okay?"

„Wie wäre es mit doppelt so viel?", forderte ich und stellte ihre Geduld auf die Probe. Asuras war ein winziger, unwichtiger Dämon; ein Gestaltenwandler. Nichts großartiges. Ich hätte es auch für weniger getan. Sie blätterte eine Seite in ihrem Block weiter und nickte. „Sind wir dann im Geschäft?" Diesmal war ich derjenige, der nickte. Ich trat ein Stück näher an sie heran und erwiderte ihren Handschlag. Ein breites Grinsen lag auf ihren Lippen, als sie ihr Mobiltelefon aus der Tasche ihres Blazers herauszog. Abgesehen von der hübschen Summe Geld die ich damit verdienen würde, hätte ich vielleicht sogar eine Möglichkeit Asuras zu fragen, was er über Yanluo wusste. Vielleicht gingen in der Unterwelt irgendwelche Gerüchte umher, die uns weiterhelfen würden.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt