Kapitel 41

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Ich nickte immer wieder ein und wachte kurz darauf mit noch größeren Schmerzen wieder auf. Es waren die Albträume, die mich nicht schlafen ließen, die mich wach hielten und die Schmerzen in meinem Inneren nur noch verstärkten. In meinen Träumen sah ich Alec, Alec wie er versuchte, dumm wie er war, mich zu befreien, nicht wissend, dass es keine Hoffnung mehr gab, wenn Elijah erst einmal angefangen hatte zu wüten. Er kannte ihn nicht – ich schon. Ich hatte viele Jahre mit ihm verbracht, viele intime Jahre. Nach all der Zeit hatte er sich keinen Funken verändert.

Ich hustete und spuckte Blut. Ich erschrak bei dem Anblick des roten Flecks auf dem dunklen Boden der nur ganz leicht leuchtete im trüben Licht. „Das sieht nicht gut aus.", hörte ich eine dumpfe Stimme neben mir. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich nicht mehr alleine war. Der Rattenjunge saß neben mir, versuchte seine Schürfwunden mit Stofffetzen seiner Kleidung zu versorgen. Immer wieder warf er mir besorgte Blicke zu. „Schlaues Kerlchen.", stammelte ich leise vor mich hin und erschrak selbst bei dem erschöpften Klang meiner Stimme. Genervt verdrehte ich die Augen und versuchte meinen steifen Körper in eine wesentlich bequemere Situation zu versetzen, doch so sehr ich es auch wollte, gelang mir noch nicht einmal das. Die Wunde an meinem Kopf hatte etwas aufgehört zu bluten, doch hämmerte der Schmerz noch immer wie ein lautes Donnern gegen das Innere meines Schädels. Mir wurde schwindelig, übel sogar. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal solche Gefühle empfunden hatte. Übelkeit höchstes dann, wenn ich es auf einer Party mal wieder mit zu viel Alkohol übertrieben hatte, doch das würde ich eher als eine angenehme Übelkeit bezeichnen. Das hier war einfach nur nervig und alles andere als nach meinem Geschmack.

„Willst du mir nicht verraten, was euer Plan war?", fragte ich den Rattenjungen dann in der Hoffnung mich durch ein wenig Smalltalk von den Schmerzen abzulenken. Der Junge, der noch immer die ganzen Schrammen auf seiner Haut betrachtete und versuchte sich die kaputte Brille so gut es ging zurück auf die Nase zu schieben, seufzte.

„Nun, wenn ich ehrlich bin hab ich nicht alles verstanden von dem was die anderen gesagt haben ...", begann er und seufzte, lehnte sich selbst mit dem Rücken gegen die kalten Mauern und schaute mich von der Seite aus an. Typisch. Ich schüttelte den Kopf und bedeutete ihm mit einem kurzen Seitenblick, weiterzusprechen. Ich versuchte ein leises Stöhnen zu unterdrücken und schluckte den Schmerz so gut es ging runter. Dennoch schaffte ich es nicht ein leises Schnauben zu unterdrücken, das über meine Lippen kroch als Steven, oder wie auch immer dieser Kerl hieß, mit der Sprache herausrückte. „Das hätte ich mir auch denken können.", murmelte ich leise vor mich hin. „Wieso habe ich da nicht früher dran gedacht?"

„Ist das eine rhetorische Frage?", fragte der Rattenjunge und lupfte eine Augenbraue. Soweit es mir in meinem Zustand noch möglich war, funkelte ich ihn wütend an und versuchte noch einmal, mich aufzusetzen. „Wenn Elijah es tatsächlich schafft, Asmodeus heraufzubeschwören, dann sind wir geliefert. Und zwar alle."

Samson, der jetzt die Stirn runzelte, schaute mich fragend an. „Aber ... ist er nicht dein Vater oder sowas?" Ich nickte. „Oder sowas ...", stammelte ich erwidernd und schaffte es tatsächlich mich aufzusetzen. Mit dem Rücken lehnte ich mich gegen die Wand, atmete tief durch und machte eine kurze Pause um die restliche Kraft, die mir noch geblieben war, zu sammeln. „Ich nehme an, er ... er braucht dein Blut?", fragte ich dann, wieder stotternd. Von Minute zu Minute fiel es mir schwerer, meine Gedanke in Worte zu formen. Simon nickte, senkte den Blick. „Naja, ich sollte der Köder sein. Angeblich wollte er dich im Tausch gegen mein Blut freilassen."

„Was ja wirklich sehr gut geklappt hat, wie man sieht." Wieder verdrehte ich die Augen. Dumme, dumme Schattenjäger. Nie taten sie das, was man von ihnen erwartete. Hätten sie es nicht einfach gut sein lassen können? Jetzt wo Sam erst einmal hier war, ein Unschuldiger, ein Mensch, würde es nicht mehr lange dauern, bis Elijah mit dem Ritual beginnen würde und wenn er das erst mal geschafft hatte würde es nicht mehr lange dauern, bis die Welt unterging. Dann würden auch Alec und seine kleinen Gefolgsleute nicht mehr viel ausrichten können.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt