Kapitel 38

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„Wer ist diese Lydia überhaupt?", fragte ich nebenbei während ich die Tür zu meinem Loft öffnete und Alec eintreten ließ. Alec, der seine schwere Lederjacke von seinen Schultern streifte und sie auf die Lehne des Sofas fallen ließ, zuckte lediglich mit den Schultern. „Sie kommt wohl aus Portland.", sagte er und lümmelte sich müde auf die weichen Kissen der Couch. Der große Vorsitzende, der noch immer dort geschlafen hatte, war nun aufgesprungen, hatte Alec argwöhnisch beäugt und war dann miauend auf seinen Schoß gesprungen, wo er es sich nun bequem machte, einmal um die eigene Achse lief, sich dann fallen ließ und genüsslich vor sich hin schnurrte.

„Ihre Eltern sind wohl ziemlich wichtige Leute.", erzählte er weiter, verloren in seine Gedanken, während er ganz zärtlich über das weiche Fell des großen Vorsitzenden streichelte. Schön, dass er sich zwischenzeitlich an ihn gewöhnt hatte. „Und diese Lydia ist mitgekommen weil?", stocherte ich wieder nach, während ich uns an der dem Sofa gegenüberliegenden Bar zwei Drinks zusammen mixte. Alec machte ich ein Glas Cola zurecht, wusste ich doch, dass er keinen Alkohol mochte, konnte allerdings nicht widerstehen, ihm nicht doch einen Schluck Whiskey einzuschenken, unbemerkt natürlich. Alec, dessen Blick die ganze Zeit über auf das ruhende Köpfchen des schnurrenden Katers gerichtet war, hatte zwischenzeitlich seinen Kopf gehoben und schaute mich prüfend an. „Wieso interessiert dich das alles?", wollte er wissen. „Bist du etwa eifersüchtig?" Ich glaubte ein zaghaftes, sogar leicht amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen. Ich räusperte mich, reichte ihm den Drink und ließ mich mit meinem eigenen Drink neben ihm auf das Sofa fallen. „Es interessiert mich einfach und nein, ich bin natürlich nicht eifersüchtig.", versuchte ich so überzeugend wie möglich zu klingen. Ob es funktionierte konnte ich nicht so genau sagen, denn das Grinsen auf seinen Lippen, dass zuvor noch kaum zu erkennen gewesen war, wurde plötzlich immer breiter.

Ich nippte an meinem lilafarbenen Getränk, in das ich in meiner gedanklichen Abwesenheit offensichtlich ein wenig zu viel Alkohol gemischt hatte und beobachtete Alec eingehend, der mich noch immer mit diesem freudigen, frechen Grinsen bedachte. Er rückte ein Stück zur Seite, legte seinen Arm auf der Sofalehne ab und drehte sich so um, dass er nun seitlich zum Sofa und mir gegenüber saß. Der große Vorsitzende, dem der Lärm und die ständigen Bewegungen seines menschlichen Kopfkissens offensichtlich zu viel geworden waren, hatte sich in seinem Katzenkörbchen in einer der hinteren Ecken des Wohnzimmers verkrochen.

„Sie scheint sehr nett zu sein.", sagte ich dann und nippte neuerlich an meinem Getränk. „Du bist tatsächlich eifersüchtig. Magnus Bane, der oberste Hexenmeister von Brooklyn ist tatsächlich eifersüchtig.", erfreute er sich an seinen eigenen Worten und nahm einen großen Schluck seines Getränks, woraufhin er angewidert das Gesicht verzog. „Uh, was ist das?"

„Coke.", erwiderte ich achselzuckend und griff nach der Fernbedienung. „Möchtest du dir noch einen Film ansehen oder bist du müde?", schlug ich vor und hoffte auf Letzteres. Nun ja, natürlich hoffte ich nicht, dass er tatsächlich müde war, doch hatte ich Nichts dagegen in Richtung Schlafzimmer zu verschwinden. Mit ihm natürlich. Vorzugsweise nackt. „Also eigentlich möchte ich viel lieber noch mal auf unser Gespräch von vorhin zurückkommen."

„Welches meinst du?", fragte ich und tat unwissend, während Alec weiter wie ein Honigkuchenpferd bis über beide Ohren grinste. „Das du eifersüchtig bist."

„Ich bin nicht eifersüchtig Alexander."

„Oh doch, das bist du."

Wieso war er auf einmal so redegewandt? Sonst war er doch eher der schüchterne Junge von nebenan, jetzt sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus und ganz offensichtlich schien es ihm großen Spaß zu machen, mich mit etwas aufzuziehen, was noch nicht einmal der Wahrheit entsprach.

„Können wir nun bitte das Thema wechseln?", erwiderte ich genervt und verdrehte die Augen. Mit einem weiteren großen Schluck hatte ich das Glas in meinen Händen beinahe komplett geleert. Nur noch ein winziger Rest der leuchtenden lila Flüssigkeit schwenkte noch in dem Glas hin und her.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt