Kapitel 2

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„Das wars.", verkündete ich stolz, nachdem ich auch den letzten Heilzauber erfolgreich beendet hatte. Die Narbe war lediglich noch ein schwacher Schatten auf seiner Haut. Seine Brust hob und senkte sich schwer unter seinen Atemzügen. Er keuchte leicht, als ich meine Hände wieder an mich gezogen hatte und die blauen Funken sich in Luft aufgelöst hatten. Ich rieb meine Hände aneinander, um auch die letzten Funken zu vertreiben. „Es geht mir schon viel besser.", hörte ich Alec's noch immer geschwächte Stimme. Er versuchte sich schwerfällig aufzusetzen, brauchte allerdings drei Anläufe, bis sein Körper ihm wieder ganz gehorchte. Bei jeder Bewegung spannten sich seine Bauchmuskeln unter seiner straffen, mit schwarzen Runen übersäten Haut an. „Das will ich doch hoffen.", erwiderte ich mit einem leicht anzüglichen Grinsen und genoss den Anblick seiner Wangen, die sich mit jedem Wort meinerseits mehr rötlich verfärbten. Ragnor Fell hätte mir sicherlich für meine Gedanken eigenhändig den Kopf abgerissen. Ein Schattenjäger? War das tatsächlich mein Ernst? Offensichtlich!

Als Alec endlich eine ihm angenehme Position gefunden hatte, strich er die Bettdecke glatt und zog sie zurück bis über seine Brust. Schade. Ich hätte nichts dagegen gehabt, mir noch ein wenig länger seine muskulöse Brust einzuverleiben. Doch ihm schien die Situation etwas unangenehm zu sein, was meine Laune noch ein wenig anhob und ihn noch so viel anziehender auf mich wirken ließ, als er es sowieso schon tat. Selbst wenn ich es gewollt hätte, könnte ich mir dieses ständige Grinsen nicht verkneifen. Wie von alleine verzogen sich meine Mundwinkel immer wieder aufs Neue zu einem Lächeln, immer dann, wenn Alec's Muskeln leicht zuckten; wenn seine Wangen sich wieder rot verfärbten oder er peinlich berührt zur Seite schaute. Er war so jung und unschuldig – genau das Richtige für mich. „Du solltest Kämpfe in den nächsten Tagen vermeiden.", riet ich ihm und griff nach meinen Handschuhen. „Du brauchst absolute Ruhe, mindestens noch für ein oder zwei Tage." Alec nickte mit dem Kopf und schluckte. Nach wie vor etwas unbeholfen streckte er die Hand nach dem Glas Wasser aus, das auf seinem Nachttisch stand, doch bei jeder größeren Bewegung zuckte er leicht zusammen unter den stechenden Schmerzen, die offensichtlich noch immer hinter seinem Brustkorb pochten.

Ich streckte meine Hand ebenfalls nach dem Glas aus, erreichte es vor ihm, schloss meine rechte Hand um das kühle Glas mit der klaren Flüssigkeit darin und reichte es ihm. Während das Glas aus meiner in seine Hand wechselte, berührten sich ganz sanft unsere Hände. Ein Schmunzeln stahl sich auf meine Lippen, als meine kühle Haut auf Alec's Erhitzte traf. Er zuckte zusammen, wandte seinen Blick von mir ab und hob das Glas an seine Lippen. Vorsichtig nahm er erst einen, dann einen weiteren Schluck und ließ die kühle Flüssigkeit langsam seine Kehle hinunterfließen. Ich erwischte mich dabei mir zu wünschen, dass ich das Glas war, das gerade an seine Lippen gepresst wurde. Dass ich die Flüssigkeit war, die sich über seine Lippen bis hinein in seinen Mund ergoss und seine Zunge umspielte. Erst als er das Glas wieder absetzte erinnerte ich mich daran, dass ich weder das Glas, noch die Flüssigkeit war. Was für eine Verschwendung.

Als ich meine Handschuhe wieder angezogen hatte, griff ich nach meinem Mantel, den ich vorsichtig über den Fuß von Alecs Bett geworfen hatte. Alec schaffte es allein, das Glas auf den Nachttisch zurückzustellen, hielt sich mit seiner anderen Hand allerdings die Brust, während er sich seitlich zum Tisch beugte. Er atmete schwer aus, als er sich wieder in seine Kissen zurückfallen ließ. „Du willst schon gehen?", hörte ich Alecs erstaunte Stimme. Dann räusperte er sich leicht verlegen und wandte seine Blicke wieder gen Boden. „Ähm ... ich meine, danke." Ich warf mir den Mantel über meine Schultern, schloss ganz langsam einen Knopf nach dem anderen und trat noch mal einen Schritt näher an sein Bett heran. Alec räusperte sich erneut, hustete leicht. „Für jemanden mit solchen Augen ...", begann ich und zeigte mit dem Finger auf ihn. „... würde ich fast alles tun." Ich schenkte ihm noch ein letztes, freches Grinsen, wandte ihm dann den Rücken zu und verschwand. Lautlos ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und begegnete Izzy auf dem Flur, die scheinbar die ganze Zeit über hier draußen gewartet hatte. „Lauschen schickt sich nicht für eine Lady", tadelte ich sie und schritt langsam an ihr vorbei. „Ich habe nicht gelauscht", widersprach sie mit fester Stimme. Ihre Arme hatte sie vor ihrer Brust verschränkt. Mit skeptischen Blicken begutachteten sie mich von oben bis unten. „Und eine Lady bin ich auch nicht" Ich musste grinsen. „Das meine Liebe, ist offensichtlich." Ich nickte ihr zum Abschied zu, ließ meine Hände in die Taschen meines Mantels verschwinden und ging dann den Flur entlang. Ich ignorierte die letzten Worte, die sie mir noch hinterherrief und begab mich Richtung Eingangshalle um kurz darauf das Institut zu verlassen. Ich war eindeutig schon viel zu lange hier. Abgesehen davon wartete der große Vorsitzende Miau Tse Tung sicherlich schon auf sein Abendessen. „Bis dann ihr Nephilim.", ließ ich meine Stimme ein letztes Mal durch die Gänge und Flure des Instituts hallen, verbeugte mich vor niemand anderem als mir selbst und verließ das Institut.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt