Kapitel 25

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Alec hielt noch immer den sich unter ihm wehrenden Jace unter Kontrolle. Izzy stand rechts neben mir, Clary schräg hinter mir und Simon rechts neben Izzy. Allen war der Schock förmlich ins Gesicht geschrieben. Eine riesige Gestalt hatte sich vor uns aufgebaut. Die grünschwarzen Schuppen seiner Haut schimmerten leicht im trüben Licht des Mondes, der hoch über New York stand und den Park nur spärlich erhellte. Seine langen Arme hingen an beiden Seiten schlaff herunter; die scharfen Klauen klirrend gegeneinander schlagend. Sein gehörnter Kopf erinnerte an den Teufel höchstpersönlich. Schwarze Höhlen befanden sich anstelle von zwei Augen in seinem Kopf, unterstützt von einer eingefallenen Nase, die inmitten seines hässlichen Gesichts saß. Ein Angst einflößendes Lächeln lag auf seinem riesigen Mund. Ein Lächeln, dass hunderte scharfe Reißzähne hinter seinen schmalen Lippen offenbarte. Als er sich leicht zur Seite drehte, bemerkte ich die fünf spitzen Stacheln, die aus seinem Rücken hervortraten wie Haifischflossen. „Es ist mir eine Ehre.", zischte er durch seine spitzen Zähne und deutete eine Verbeugung an, was mehr als lächerlich wirkte. Er bewegte sich alles andere als elegant. Yanlou mochte vielleicht stark sein, einer der stärkten Dämonen die unsere Welt jemals gesehen hatte, doch war er aufgrund der schweren Schuppen, die seinen Körper formten, unglaublich grobmotorisch, was uns vielleicht ein Vorteil sein würde, würde es tatsächlich auf einen Kampf hinauslaufen. Ein Kampf auf Leben und Tod. Ich musste zugeben, dass mein Plan doch nicht ganz so aufgegangen war, wie ich gehofft hatte. „Der große Magnus Bane ist ebenfalls hier.", raunte er, beinahe amüsiert. „Ich fühle mich geehrt."

„Musst du nicht.", erwiderte ich spitz. „Ich bin nicht deinetwegen gekommen."

„Jetzt enttäuschst du mich aber.", erwiderte er und stieß ein gehässiges Lachen aus. Er kam einen Schritt näher auf uns zu und zeigte auf Jace, der sich noch immer unter Alecs festem Griff wehrte. „Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du meinen Freund nun los lässt."

„Dein Freund?", zischte Alec so wütend, dass mir seine Stimme Gänsehaut verursachte. „Er ist nicht dein Freund."

„Du hast Recht. Wie konnte ich nur.", scherzte Yanlou und fletschte die Zähne. Genüsslich streckte er eine robuste, dicke, grünliche mit Warzen übersäte Zunge heraus und leckte sich über die Lippen. „Untertan trifft es wohl eher." Wieder ertönte dieses gehässige Lachen. Alecs Augen begannen zu Funkeln. „Was hast du mit ihm gemacht?", fragte Izzy, beinahe hysterisch. Ihre Stimme war lange nicht mehr so selbstbewusst, wie zuvor. Clary hinter mir zitterte. Ich hörte, wie ihre Zähne ängstlich aufeinander schlugen. „Dumme Schattenjäger die ihr seid. Lehrt man euch denn heute nichts mehr? Was ist denn aus der guten alten Dämonologie geworden?" Alec stieß ein wütendes Knurren aus. Wäre er nicht nach wie vor damit beschäftigt gewesen, Jace unter sich im Zaum zu halten, hätte er sich mit Sicherheit auf Yanlou gestürzt. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass er noch immer mit Jace beschäftigt war. So konnte er wenigstens keine Dummheiten anstellen. „Oder habt ihr in der Schule einfach nicht aufgepasst?", fügte Yanlou lachend hinzu. Izzys Körper spannte sich an und auch ich spürte, wie meine Fingerspitzen zu Kribbeln begannen und sich bereits kleine blaue Funken formten, die um meine Hand herum kreisten. „Keine gute Idee, Hexenmeister." Ich stockte in meiner Bewegung. „Wenn du nicht willst, dass ich auch deine anderen kleinen Freunde in willenlose Diener verwandel, solltest du deine Magie unter Kontrolle halten." Und dann, ehe ich mich versah, ohne dass jemand von uns hätte reagieren können, holte er mit seinem langen rechten Arm aus, schleuderte ihn Richtung Alec und traf diesen genau in seinen Rippen. Mit einem Satz flog er nach hinten, seine Augen vor Schreck geweitet und seine Lippen schmerzverzerrt zusammengepresst. Wieder überkam mich dieses Gefühl von Wut; das Bedürfnis, Yanlou hier und jetzt den Kopf abzureißen. Mit einem lauten Knall traf Alec auf dem Boden auf, rollte noch ein paar Meter weiter und blieb für einen Augenblick reglos auf dem Boden liegen. Ich hörte, wie Izzy zischend die Luft einsog. Clary stieß einen leisen Schreckensschrei aus und schlug sich die Hand vor den Mund. Meine Muskeln waren bis zum Zerbersten angespannt, meine Hände zu Fäusten geballt und meine Zähne so fest aufeinandergepresst, dass ich das Gefühl hatte, sie würden wie Glas unter meinen Bissen zerbrechen. Ich hielt meine Blicke starr auf Alec gerichtet. Bewegungslos lag er nach wie vor auf dem Boden. Sekundenlang, regte er sich nicht. Sekunden, die sich zogen wie Gummi, wie ein alter Kaugummi, den man unter seinen Schuhen fand. Und dann ertönte ein schmerzhaftes Stöhnen. Langsam drehte er sich zur Seite und ich stieß einen erleichterten Seufzer aus, als ich seine Bewegung vernahm. Auch Izzy atmete wieder tief durch. Vorsichtig stützte er sich auf seinem Ellenbogen auf, taumelte zurück, als er versuchte sich Aufrecht hinzustellen, fing sich aber wieder, kurz bevor er zu Boden fiel. Sein Gesicht zu einer Grimasse verzogen presste er seine Hand gegen seine Rippen, genau an die Stelle, wo Yanlou in zuvor mit seinem gepanzerten Arm getroffen hatte.

When Worlds Collide | Magnus BaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt