Das Gotteshaus war ein langes schmales und sehr hohes Gebäude. Die Frauen hatten alles ausgeräumt und dafür in der Mitte des Raumes zwei lange Tischreihen aufgestellt, die an der Stirnseite dem Eingang gegenüber durch einen weiteren Tisch miteinander verbunden waren. Der Spalt zwischen den Tischreihen war zu schmal um dort bequem sitzen zu können. Dafür waren die Tischreihen lang genug, so dass die Tafel an der Außenseite bestuhlt immer noch genügend Platz für alle bot.
An den Seitenwänden standen weitere Tische, auf denen nun Schalen mit Brot und Obst, sowie Teller mit Wurst und Käse standen, genug von allem um alle satt zu machen.
„Nehmt neben mir Platz", rief Amira und zeigte auf die beiden Stühle ganz oben an der Längsseite der Tafel. Sie selbst saß auf einem Stuhl mit hoher Lehne in der Mitte der Stirnseite.
Kaum hatten Tonya und Leona Platz genommen, eilten auch schon zwei Frauen herbei. Sie nutzten den Spalt zwischen den Tischreihen und konnten so direkt vor den beiden Gästen ihre Krüge mit Wein, Wasser und frisch gepressten Säften abstellen.
Amira füllte ihren Becher bis zum Rand mit Wein. Tonya und auch Leona mischten etwas Saft mit viel Wasser.
„Cloe und Zaira sind heute an der Reihe, uns mit Getränken zu versorgen", lächelte Amira. „Wir brauchen nur die Hand zu heben, wenn einer der Krüge leer ist. An den Tischen an der Wand ist genug zu essen. Bitte bedient euch. Ihr seid zuerst dran", forderte Amira ihre Gäste auf, nahm ihren Becher, trank und lehnte sich dann abwartend zurück.
Tonya seufzte innerlich. Sie hätte gerne noch etwas gewartet, aber sie merkte schnell, dass dadurch auch alle anderen warten mussten. Als auch Leona keine Anstalten machte, aufzustehen, erhob sich Tonya mit einem kleinen Lächeln, nickte Amira dankend zu und ging zum Buffee. Leona folgte ihr.
„Es ist nicht gerade üblich, dass ein Alpha die Gefährtin seines Sohnes verstößt. Was hast du angestellt?", fragte Amira schließlich und schob sich ein Stück kalten Braten in den Mund.
„Ich habe nicht das getan, was er von mir wollte", entgegnete Tonya kurz. „Und warum hast du dein Rudel verlassen, Leona", wandte sie sich sofort fragend an die junge Frau neben sich.
„Ich bin in einem Menschendorf aufgewachsen", antwortete Leona leise.
„Wie das? Du bist doch eine Wölfin." Amira blickte Leona neugierig an.
„Schon", flüsterte Leona verlegen. „Aber meine Wölfin ist sehr schwach. Meine Mutter wollte mich nur schützen und hat mich deshalb zu ihrer Schwester gebracht. Meine Tante ist ein Mensch und hat ihren Gefährten auch unter den Menschen gefunden."
„Wer hat dir dann geholfen, als du dich zum ersten Mal verwandelt hast?", wollte Tonya wissen.
„Meine Mutter und meine Tante", erzählte Leona. „Wann immer es ihr möglich war, hat mich meine Mutter besucht und mir alles beigebracht, was ich als Wölfin wissen musste. Aber sie wollte trotzdem, dass ich in dem Menschendorf bleibe. Dort wäre es sicherer für mich."
„Und was ist mit deinem Vater? Und hast du noch Geschwister?", fragte Amira.
„Mein Vater wollte nichts von mir wissen. Ich war zu schwach für ihn", flüsterte sie so leise, dass selbst Amira und Tonya mit ihrem guten Gehör sie kaum noch verstehen konnten.
„Warum bist du dann nicht in diesem Menschendorf geblieben?", wunderte sich Amira. „Oder bist du aus diesem Menschendorf geflüchtet?"
„Mein Vater war der Beta von Alpha Damian. Er ist bei einem Kampf so schwer verletzt worden, dass er an seinen Verletzungen starb. Kurz darauf folgte ihm meine Mutter. Ich habe noch einen Bruder, der die Aufgabe meines Vaters übernommen hat."

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Suche, Tonya!
WerewolfWas war bei ihrer Geburt wirklich geschehen? Warum hatte ausgerechnet sie diesen Talisman erhalten? Warum hatte sie das Gefühl, dieser Mondstein bedeutete etwas? So viele Fragen und keine Antwort darauf. Tonya wollte sich nicht einfach so unterordne...