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Tonya war fast die ganze Nacht durchgelaufen und hatte das Revier des Forster-Rudels mittlerweile weit hinter sich gelassen. Wo genau sie war, wusste sie nicht. Durch das Niemandsland durch musste sie noch einigen Gruppen von Rudellosen ausweichen, doch nachdem sie ein fremdes Revier betreten hatte, war sie niemandem mehr begegnet.

Es dämmerte bereits. Unsicher blieb Tonya stehen. Vor ihr lag ein großes Feld und irgendetwas sträubte sich in ihr, jetzt noch das Feld zu überqueren, obwohl sie nirgendwo etwas Verdächtiges sehen konnte. Trotzdem gab sie ihrem Gefühl nach und zog sich in den dichteren Wald zurück.

Sie war müde und wäre jetzt am liebsten irgendwo im Unterholz verschwunden, um sich dort zum Schlafen hinzulegen. Aber es gab Wölfe hier und sie wollte nicht von fremden Wölfen im Schlaf überrascht werden. Wie gerne würde sie bei diesem Rudel um ein Nachtquartier anfragen, doch sie wusste nicht, wo sie das Rudelhaus finden konnte.

Tonya seufzte. Am Rande des Waldes lief sie weiter, bis sie plötzlich den Geruch fremder Wölfe in die Nase bekam. Langsam lief sie in die entsprechende Richtung. Kurz bevor die Wölfe sie entdecken konnten, verwandelte sie sich und zog sich ihre Kleidung an, die sie gebündelt auf ihrem Rücken mitgetragen hatte. Dann erst ging sie weiter.

Plötzlich sah sie sich zwei großen Wölfen gegenüber. Tonya blieb stehen, mit gespreizten Armen und gesenktem Kopf.

„Mein Name ist Tonya Burmann und ich bin auf der Suche nach Antworten. Ich bitte euch, mich zu eurem Alpha zu führen. Vielleicht kann er mir dabei helfen, Antworten zu finden."

Ganz still stand sie da und wartete. Auch die Wölfe standen still und starrten sie an. Es war ihnen anzusehen, dass sie gerade mit jemandem aus dem Rudel per Gedanken kommunizierten. Vielleicht sogar mit dem Alpha? Plötzlich kam Bewegung in die Wölfe. Einer der Wölfe drehte Tonya seinen Rücken zu und ging ein paar Schritte, bevor er sich umdrehte, sie anblickte und dann langsam weiterging.

Tonya hatte verstanden. Sie folgte dem Wolf und bemerkte, dass sich der zweite Wolf an ihre Fersen heftete. Gehorsam folgte sie dem Wolf noch fast eine Stunde durch den Wald. Je näher sie ihrem Ziel kamen, umso mehr Wölfe schlossen sich ihnen an. Schließlich war sie von mehr als zehn Wölfen umgeben, als sie auf den eingezäunten Hof eines großen Hauses am Waldrand kamen.

Mitten im Hof blieben sie stehen. Die Wölfe standen im Halbkreis hinter ihr, waren aber einige Schritte zurückgewichen, als sich die Tür zum Hof öffnete und ein großer kräftiger Mann mit langen dunkelblonden Haaren in Begleitung einer wesentlich kleineren hellblonden Frau auf den Hof trat.

„Du bist Tonya Burmann?", fragte der Mann neugierig.

Er kam näher und blieb nur wenige Meter vor Tonya stehen. Neugierig betrachtete er sie und fing an zu grinsen, als Tonya unterwürfig nickte.

„Auf einmal so unterwürfig?", grinste er und Tonyas Kopf schnellte nach oben. Immer noch grinsend blickte der Mann in Tonyas geheimnisvollen grünen Augen. Und plötzlich wurde sein Blick ernst.

„Dein Ruf ist dir vorausgeeilt, Tonya Burmann. Du hast dich Alpha Norman widersetzt und das, obwohl sein Sohn dein Mate ist. Was willst du hier?"

„Verzeiht, Alpha", sagte Tonya so zurückhaltend wie möglich. „Würdet ihr mir zunächst verraten, wo ich hier bin und wer ihr seid?"

„Du bist hier auf dem Territorium des Welter-Rudels und ich bin Alpha Anton", gab der Mann Auskunft. Dann zeigte er auf die Frau, die in diesem Moment an seine Seite trat. „Und das ist meine Frau, Luna Melissa."

„Wenn ihr meinen Namen kennt, Alpha Anton, dann wisst ihr sicher auch, warum ich mich Alpha Norman widersetzt habe."

„Du wolltest ihm nicht gehorchen", antwortete Alpha Anton ernst. „Und wenn ich dich so ansehe, glaube ich den Gerüchten."

„Wenn diese Gerüchte von Alpha Norman und seinen Räten kommt, werden sie wohl kaum der vollen Wahrheit entsprechen."

„Ich bin bereit, deine Version dieser Geschichte anzuhören, Tonya Burmann. Du siehst allerdings ziemlich müde aus. Und ich nehme an, du wirst auch Hunger haben."

Alpha Anton rief eine Frau herbei.

„Das ist Yara. Sie ist unsere Köchin und betreut auch unsere Gäste. Sie wird dir etwas zu Essen geben und dir dann dein Zimmer zeigen. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich zunächst zwei meiner Männer zu deiner Bewachung abstelle. Noch kenne ich dich nicht und weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann."

„Das verstehe ich, Alpha Anton, Luna Melissa. Und ihr habt recht. Ich bin die ganze Nacht durchgelaufen. Ich bin müde und ich habe Hunger und ich bedanke mich für eure Gastfreundschaft."

Eine halbe Stunde später lag Tonya gesättigt und geduscht in einem warmen Bett und war Sekunden später bereits eingeschlafen.

Suche, Tonya!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt