September
Ich blinzle mehrfach, aber das Bild bleibt dasselbe: Die Crowd trägt einen unserer Fans, der sich in einen aufblasbaren Poolsessel gepflanzt und sich daran mit Gaffa Tape festgeklebt hat, auf hunderten von Händen. Auch seinen Becher mit Bier hat er mit Panzerklebeband umwickelt. Seine Hand ist daran festgepappt, keinen einzigen Finger könnte er von seinem Getränk trennen.
„Was geht denn hier ab?", frage ich ungläubig ins Mikrofon. Die Menge jubelt mir zu, aber das tut sie eigentlich immer. Ich könnte sie aufs Übelste beleidigen und hätte trotzdem keine unmittelbaren Konsequenzen zu befürchten. Einer der unbestrittenen Top-Vorteile, die die Berühmtheit so mit sich bringt. Das Gefühl, dass niemand dein Tun gutheißt, bist du los für die Ära deines Ruhms. Irgendeiner deiner verblendeten Anhänger wird zu dir halten, völlig Rille, welche Scheiße du abziehst.
Dag und ich wechseln einen amüsierten Blick. Eine aus der ersten Reihe posaunt schrill ihren Wunsch heraus, mein Kumpel möge sie bitte schwängern. Meine Stirn wölbt sich prompt, manche Sachen sind auch nach x Jahren noch gewöhnungsbedürftig. Keine Ahnung, ob Dag von diesem Zwischenruf überhaupt was mitbekommen hat. Falls ja, lässt er sich nichts anmerken.
„Digga, die Frage ist doch: Warum haben wir das noch nie gemacht?", beantwortet er meine Frage mit einer Gegenfrage und prostet dem Typen zu, dessen breites Grinsen nicht nachlässt, obwohl er sich mehr mit dem Gesöff überschüttet, das er trinken wollte.
„Sunny Lake People, was geht bei euch?!", rufe ich lauter. Die Masse reagiert mit Applaus, Geschrei, Gegröle und Radau. Es ist das erste Mal, dass wir auf dem Sunny Lake Festival spielen, trotzdem ist die Stimmung unglaublich. Als hätten all diese Leute Ewigkeiten gewartet, bis wir mit SDP endlich das LineUp anführen.Unsere Setlist neigt sich dem Ende und in meinem Kopf gehe ich dauernd unser Repertoire durch. Ich will ihnen allen unbedingt die perfekte Zugabe liefern. Dieses Publikum hat es sich verdient, dass wir nochmal alles geben am Schluss.
„Ettlingen, es war uns eine Ehre", beginnt Dag mit unserer Verabschiedung und die ersten Noten unseres vorletzten Lieds heute Abend erklingen. Ich konzentriere mich auf meinen Part und genieße das Singen in vollen Zügen. Die Bühne ist nach meiner Wohnung und unserem Studio mein drittes Zuhause. Dort oben zu stehen, in so viele Gesichter treuer Fans zu blicken, die mit uns feiern, weinen, lachen, alles rauslassen, während wir spielen ... Etwas Vergleichbares gibt es nicht und ich würde das um keinen Preis je missen wollen. Dag und ich sind uns darin einig. Solange wir mit SDP Karriere machen, werden wir live auftreten. Im Zuge unserer eigenen Tournee oder auf Festivals. Wie an diesem lauen Spätsommertag am Buchtzig See nahe Karlsruhe.
Ich könnte die ganze Welt umarmen gerade! Zumindest jeden Einzelnen, der da unten steht und uns supportet; dann natürlich Dag, unsere Band, jeden Techniker, Ef – alle. Kaum zu fassen, dass ich Geburtstag habe und wir ein Konzert vor so vielen Menschen geben. Ich habe es mir damals so gewünscht, ganz genau so. Hab die Kerzen auf meiner Geburtstagstorte ausgepustet, die Augen geschlossen und praktisch dafür gebetet, dass Dag und ich irgendwann groß rauskommen. Und es ist wirklich passiert!
Nach der Performance ziehen wir uns in den Backstage-Bereich zurück und ich komme aus dem Glückstaumel für eine gute Minute nicht mehr raus. Adrenalin pumpt durch meine Adern, kribbelt in meiner Kehle und ich lache mich vor so viel Freude scheckig.
„Woo-hoo, was für eine geile Show!", triumphiert mein bester Freund lauthals und ich pflichte ihm bei. Er klopft mir auf die Schulter und ich verschütte Flüssigkeit aus der Wasserflasche, die ich gerade für ihn aufgeschraubt habe. Ihn kümmert es nicht, Dag bedankt sich bei mir und kippt den halben Liter runter. Kaum ist er fertig streckt er sofort die Hand nach der nächsten Flasche aus, die er sich diesmal aber selbst krallt, ohne mein Zutun. Auch ich trinke und höre ihn zwischen zwei Schlucken sagen: „Geh du ruhig zuerst duschen."
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So genial
Fanfic"Manchmal verlieben sich Menschen ineinander, ist das nicht genial? Ich meine, das ist doch der glücklichste Zufall von allen, oder? Du triffst diese eine Person und auf einmal wird dir wieder bewusst, wie viel Liebe du eigentlich im Herzen tragen k...