Der Asphalt brennt unter meinen Füßen. Durch die dünne Sohle der Chucks spüre ich das Feuer, als ich mich mit dem 11er-Kasten in den Händen auf die Studiotür zubewege. Die luftigen weißen Leinen-Shorts sind heute ein wahrer Glücksgriff gewesen. Dazu trage ich ein ebenso schneeweißes Croptop. Die Sommerhitze ist schon wieder unerträglich. Im Auto habe ich mich nochmal mit Deo eingesprüht. Schweißperlen rinnen meinen Nacken hinunter, seit ich ausgestiegen bin. Was unter anderem daran liegen dürfte, dass ich meine langen Haare offen trage. Es gefällt Vincent, aber diesmal verfluche ich mich dafür, nicht wenigstens einen Haargummi mitgenommen zu haben.
Ächzend stelle ich den Kasten auf dem Boden ab, drücke die Beine gerade durch und bleibe in der Vorbeuge, um meinen Rücken auszuhängen, bis ich mich Wirbel für Wirbel wieder aufrichte und auf den Klingelknopf drücke. Der Schatten unter dem Vordach ist so unglaublich wohltuend. Mit geschlossenen Augen atme ich tief ein. Auch wenn die Luft stickig ist, enthält sie Sauerstoff, den ich gebrauchen kann.
Der Schlüssel dreht sich im Schloss. Vor mir steht Dag mit einem breiten Grinsen im Gesicht, er hält eine Flasche Cola in der Hand, von der kühles Kondenswasser auf die Fußmatte tropft.
„Hi", begrüße ich ihn, lächle und funktioniere meine Hand zum Fächer um. „Es ist eine Affenhitze hier draußen. Ist es bei euch drinnen besser?"
„Komm rein und find es raus", erwidert er. Ich gehe in die Hocke, will den Bierkasten wieder hochheben, doch Dag hält mich an der Schulter fest. „Lass, ich mach schon. Keine Sorge wegen der Hitze. Dein Macker hat das ganze Studio mit genügend Ventilation ausgestattet, weil er sich auch bei über vierzig Grad nicht von seinem Schreibtisch trennen kann."Kaum bin ich durch die Tür getreten, verstehe ich, was er meint. Wind wirbelt durch mein Haar. Ich stehe einer schwarzen Säule gegenüber, die angenehme, wunderbar frische Luft in den Raum pustet. Erleichtert seufze ich.
„Ein Mann, der mitdenkt - Jetzt habe ich wirklich alles, was ich im Leben brauche." Ich drehe mich lächelnd zu Dag um.
„Wie geht's dir?", fragt er mich, hält mir seine Cola hin und ich nehme sie ihm ab. Vincents bester Freund schnappt sich die Kiste. „Folg mir, dann hör ich dich weiter", fordert er mich auf, also trabe ich ihm hinterher. Nebenbei teile ich meine Haare am Hinterkopf und hole die beiden Partien nach vorn. Genau da brauche ich Kühlung. Liebkosung mithilfe eines Eiswürfels oder sowas wäre perfekt. Schluss mit deinen Fantasien, Charlotte.Dag verströmt eine Mischung aus Tabak- und Deoduft; sehr herb, nicht so ganz mein Fall, aber dennoch angenehm.
„Ich glaube nicht, dass ich dir viel Neues erzählen kann", antworte ich ihm. „Vincent hält dich doch bestimmt eh auf dem Laufenden." Dag lacht und es wirkt ansteckend, also kichere ich mit.
„Na, hör mal, du hast ja wohl noch ein Leben außerhalb eurer Beziehung. Oder nicht?", frotzelt er.
„Habe ich. Beruflich läuft es super. Ich bin froh, nachdem ich aussetzen musste, endlich wieder arbeiten zu können." Die Tür zum Getränkelager steht offen und ich sehe bereits meinen Freund darin, der uns den Rücken zugewandt hat und die Bierauswahl kritisch beäugt. Sein Blick fliegt zu uns. Sofort sehe ich das Funkeln in seinen braunen Augen und das urtypische Kribbeln stellt sich ein.
„Chacha." Er schlingt einen Arm um meine Taille und zieht mich seitlich zu sich ran. Ich küsse ihn für den Bruchteil einer Sekunde und verharre noch kurz in der Nähe seiner Lippen, ehe ich mein Gesicht den Türmen aus Getränkekisten zuwende.
Dag schiebt mein Mitbringsel in die passende Ecke.
Mein Freund malt derweil mit seinen Fingerspitzen eine Spirale auf meinem Bauch. Die Berührung macht mich glatt ekstatisch, trotzdem zwinge ich mich, die Lust im Schach zu halten. Wir haben später noch Zeit dazu ...+
Es dauert nicht lange, bis auch Sina zu uns stößt. Genauso wie jede Menge andere Männer und Frauen in unserem Alter, aber ich halte mich an Dags Freundin.
„Du hast seine Mutter vor ein paar Tagen kennengelernt, meinte Vince", versuche ich mich an einem weiteren Gesprächseinstieg. Wir haben schon mehrfach den Faden verloren, was daran liegen wird, dass ich mir Sina als Freundin unter anderen Umständen nicht ausgesucht hätte. Allerdings bin ich zu faul, aufzustehen und mich ins Getümmel zu stürzen, um nutzlose Bekanntschaften zu schließen.
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So genial
Hayran Kurgu"Manchmal verlieben sich Menschen ineinander, ist das nicht genial? Ich meine, das ist doch der glücklichste Zufall von allen, oder? Du triffst diese eine Person und auf einmal wird dir wieder bewusst, wie viel Liebe du eigentlich im Herzen tragen k...