Endlich ist es Sonntag. Am Wochenende bin ich produktiv gewesen, und das allein versetzt mich bereits in eine super Stimmung. Besonders die lange Session am Samstag, nachdem Siggi dann weg war, hat sich bezahlt gemacht. Doch meine Laune wird noch so viel besser werden, denn gleich habe ich endlich meine Freundin zurück.
„Ich stehe vor der Tür", informiere ich Charlotte am Handy. „Wie ist das, kommst du runter, soll ich raufkommen?"
„Ähm", höre ich sie machen und zucke zusammen, als vor mir der Summer losgeht. Reflexartig drücke ich die Tür auf und betrete den Hausflur.
„Okay, ich schätze, ich komm dann mal –" Sie hat bereits aufgelegt. Gleich auf dem nächsten Treppenabsatz schwingt eine blaue Wohnungstür auf und ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und großen, braunen Augen mustert mich. Ich erinnere mich an sie. Sie war mit Marlene und Charlotte auf der Party. Dag hat mir ebenfalls von ihr berichtet. Das ist Didi. Mein Bester steht auf den zierlichen Typ Frau, und vielleicht hätte er bei ihr sogar einen Versuch gewagt, wäre da nicht ihr fester Freund. Ich frage mich, ob sie glücklich mit diesem Kerl ist, oder man mal ausloten könnte, ob vielleicht doch eine kleine Chance für meinen Kumpel besteht.„Hey Vincent", begrüßt sie mich. Ich setze ein freundliches Lächeln auf.
„Didi", rufe ich und beweise ihr damit erstmal, dass auch ich ihren Namen kenne. Leichtfüßig erklimme ich die wenigen Stufen, und treffe genau oben ein, als Charlotte ihre Freundin und Kollegin am Ellbogen packt.
„Was soll das?", fragt sie sie, ehe unsere Blicke sich treffen und sie verstummt. Ein Strahlen lässt ihr Gesicht aufleuchten. „Hi." Charlotte lässt Didi los und wirft sich praktisch in meine Arme. Ich hebe sie kurz lachend hoch und stelle sie schließlich wieder auf ihre beiden Beine.„Ihr seid ja wirklich süß." Ihre Kollegin grinst uns an. Die Dunkelhaarige hat die Hände hinterm Rücken versteckt und sich an die Wand ihres Flurs gelehnt, der in einer geschmackvollen Matschfarbe gestrichen ist. An den Garderobenspiegel hat sie Bilder aus dem Fotoautomaten geklemmt, auf denen sie ihren Typen küsst, und unendlich glücklich wirkt. Das bedeutet wohl Pech für Dag. Ich räuspere mich.
„Die und süß, ja?" Ich zeige mit dem Daumen auf Charlotte und ziehe eine Augenbraue hoch. Didi lacht, und ich beobachte aus dem Augenwinkel die Reaktion meiner Freundin. Sie formt irgendwas stumm mit den Lippen. „Was flüstert du jetzt?", frage ich sie prompt.
„Du musst nicht immer alles wissen", wendet sie sich an mich. „Wollen wir?" Ich halte ihr meinen Arm hin und sie hakt sich bei mir unter.
„Danke, dass du sie hier abholst", sagt Didi. „Ich hätte es wirklich nicht geschafft, sie noch nach Hause zu fahren. Mein Meeting beginnt in zehn Minuten."
„Ich revanchier' mich nur bei ihr. Sie hat mich auch schon bei Freunden abgeholt", erkläre ich.
„Apropos, hauch mich mal an", fordert Charlotte mich auf. Ich rolle mit den Augen.
„Ob du's glaubst oder nicht, auch ich habe meine Prinzipien. Ich fahre nie – nie! – besoffen. Dafür war mir meine Karre zu teuer." Ich entlocke ihr ein Schmunzeln damit. „Anhauchen werde ich dich also ganz bestimmt nicht, aber küssen kann ich dich gern, falls da Interesse besteht."
„Aber, Vincent." Charlotte schaut anklagend zu mir auf und zeigt auf Didi. „Doch nicht vor den Kindern."
„Entschuldigung?", empört die sich hustend.
„Wir überlassen dich mal Chefchen", beschließt meine Freundin und hakt sich bei mir unter. Ihre Kollegin lächelt.
„Euch einen netten Abend."
„Dir auch", erwidere ich höflich, schlinge einen Arm um Charlottes Taille und sie winkt Didi zum Abschied, die die Tür langsam schließt.Sobald sie zu ist, grinse ich meine Freundin an, die sich davon anstecken lässt. „Hey", begrüße ich sie. Charlotte erwidert nichts, sie zieht mich bloß am Kragen meines Pullovers zu sich runter und küsst mich. Es liegt jede Menge Wärme und die zarte Vertrautheit darin, die ich in den wenigen vergangenen Tagen vermisst habe. Ihr Honiggeschmack füllt meinen Mund aus und verschwindet dann langsam, als sie sich von mir löst. „Zu dir oder zu mir?", frage ich, nachdem ich einen tiefen Atemzug genommen habe. Charlotte deutet auf die Reisetasche in ihrer Hand.
„Zu mir, ich muss doch meine Klamotten auspacken."
„Pack sie bei mir aus", erwidere ich, ohne drüber nachzudenken. „Kannst sie auch gleich in meiner Wohnung lassen, wir räumen dir was frei im Schrank", setze ich noch eins obendrauf, denn jetzt habe ich eh schon angedeutet, worauf ich hinauswill. Ich lehne meine Stirn gegen ihre und schaue ihr in die Augen. Charlotte senkt kurz die Lider, blickt aber gleich wieder zu mir auf.
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So genial
Fiksi Penggemar"Manchmal verlieben sich Menschen ineinander, ist das nicht genial? Ich meine, das ist doch der glücklichste Zufall von allen, oder? Du triffst diese eine Person und auf einmal wird dir wieder bewusst, wie viel Liebe du eigentlich im Herzen tragen k...