Die Arme noch über den Kopf gestreckt, betrete ich am nächsten Morgen das Wohnzimmer. Den Schauplatz unserer gestrigen Aussprache. Hier finde ich Vincent also vor. Vorhin, als ich die Augen aufgeschlagen habe, lag er nicht mehr neben mir. Er hat es sich mit seinem Handy auf dem Sofa gemütlich gemacht hat.
„Morgen", begrüße ich ihn verschlafen.
Mein Freund legt den Kopf in den Nacken und ein Lächeln umspielt seine Lippen, das mich sofort ansteckt. Ich drücke ihm einen Kuss auf, bevor ich mich zu ihm aufs Sofa geselle. Meine Knie lege ich auf seinen ausgestreckten Beinen ab. Vincent grinst mich noch immer an und eine Weile grinse ich zurück. Er trägt eine graue Jogginghose und ein T-Shirt, wirklich nichts besonderes also, und trotzdem kann ich mich kaum satt sehen. Gestern sind wir noch zusammen baden und dann direkt schlafen gegangen. Jetzt, wo unsere Tränenflut verebbt ist, kann ich mich wieder auf das konzentrieren, was mir schon am Abend aufgefallen ist. Vincent hat eine andere Aura. Es ist, als wäre er noch mehr er selbst. Vielleicht, weil er nun wirklich nichts mehr versteckt. Er wirkt ... frei. Und es zieht mich stärker denn je zu ihm hin.
„Ähm", mache ich verlegen, als ich realisiere, dass ich ihn schon lange angestarrt haben muss, und sehe runter auf meine nackten Oberschenkel „Hast du schon gefrühstückt?", frage ich ihn.
Als er sich unvermittelt vorbeugt, hebe ich den Kopf. Vincent legt sein Smartphone beiseite und fischt eine angebrochene Tüte Schoko-Karamell-Bonbons vom Couchtisch.
„Ich hab angefangen zu frühstücken." Noch während er mir antwortet greift er in die offene Packung rein und zieht ein eingewickeltes Bonbon raus. Den Schutz aus Plastik entfernt er, dann dreht er das Konfekt zwischen Daumen und Zeigefinger, führt es in Richtung Mund und - Ich schnappe es mir, umschließe seine beiden Finger mit meinem Mund und sauge die Nascherei ein, bevor sie in seine Futterluke wandern kann. Die süße Mischung der Aromen erfasst meine Geschmacksnerven. Sein Handgelenk umklammere ich und lecke einmal der Länge nach über seine Finger. Vincent starrt mich aus großen Augen perplex an.
„Ih ...", empört er sich leise und betrachtet seine feuchten Finger. Ehe ich mich versehe, schlingt er lachend einen Arm um meine Taille, sodass ich ihm auf keinen Fall entkommen kann, und schmiert meinen Speichel an seinem T-Shirt ab, dass ich zum Schlafen getragen habe.
„Eww-", mache ich angewidert und will den Laut ewig in die Länge ziehen, aber er legt seine Lippen auf meine und ich schließe automatisch die Augen. Purer Reflex. Seine Zunge dringt in meinen Mund. Erst als ich mich in dem Kuss zu verlieren drohe, Karamell und Schokolade wieder schmecke, wird mir bewusst, was er damit eigentlich bezwecken will. Doch da ist es längst zu spät. Vincent hat sich das Bonbon zurückerobert und löst sich
von mir.„Das war meins", konstatiert er unbeeindruckt und bietet mir die große Tüte an, damit ich selbst auch ein wenig zur Dezimierung seines Süßigkeitenvorrats beitragen kann.
Ich verdrehe die Augen, schiebe die Tüte beiseite, klettere auf seinen Schoß und küsse ihn wieder, was sich zu einem regelrechten Wettstreit auswächst. Dieses Bonbon ist die Trophäe und ich bin fest entschlossen, den Preis zu ergattern. Deshalb gleitet meine Hand kühl berechnend unter den Bund seiner Jogginghose, und ich nutze den Überraschungseffekt voll aus, denn Vincent stockt einen Moment. Ich klaue ihm erneut das Bonbon, das sich in seiner Größe schon sigifikant reduziert hat. Zufriedengestellt lehne ich mich zurück.
Dabei nehme ich die Hand aus seiner Hose, nicht ohne den Gummibund hochzuziehen. Durch die Zugkraft schnellt der Bund zurück, trifft auf seine nackte Haut an der Stelle, wo sein T-Shirt hochgerutscht ist, und Vincent zuckt zusammen.„Was sollte das?" In seinem Stolz gekränkt verdreht er die Augen. „Musst du so unfaire Tricks auspacken?"
„Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt", erwidere ich lapidar und schenke ihm ein zuckersüßes Lächeln.
„Das gerade war ja wohl mehr Krieg als Liebe", grummelt er.
„Nein, das interpretierst du falsch. Es war ganz viel Liebe", beteuere ich und küsse ihn. Versöhnlich diesmal, schließlich ist das Bonbon inzwischen vollständig geschmolzen.
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So genial
Fanfiction"Manchmal verlieben sich Menschen ineinander, ist das nicht genial? Ich meine, das ist doch der glücklichste Zufall von allen, oder? Du triffst diese eine Person und auf einmal wird dir wieder bewusst, wie viel Liebe du eigentlich im Herzen tragen k...