Kapitel 45

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Am nächsten Morgen spürte ich das Kribbeln der Aufregung schon, bevor ich die Augen öffnete. Die Sonne fiel sanft durch die Vorhänge meines Zimmers, doch die Erinnerungen an den gestrigen Abend hüllten mich in eine wohlige Wärme ein. Ich blieb noch eine Weile liegen und dachte an Nathon – an die Worte, die er gesagt hatte, und an den Kuss, den wir geteilt hatten.

Der Tag schien vielversprechend zu beginnen, aber ich wusste, dass die Dinge nicht einfach werden würden. In den letzten Wochen hatten sich so viele Gefühle und Unsicherheiten aufgebaut, und ich hatte das Gefühl, dass wir beide endlich an einem Punkt angelangt waren, an dem wir nicht mehr einfach weglaufen konnten.

Ich schälte mich schließlich aus dem Bett und streckte mich ausgiebig. Noch bevor ich richtig wach war, klopfte es leise an der Tür. Ich wusste sofort, wer es war. Nathon trat ein, mit einem leicht verlegenen Lächeln auf den Lippen.

„Guten Morgen“, sagte er sanft.

„Guten Morgen“, erwiderte ich und versuchte, meine Stimme neutral zu halten, obwohl mein Herz schneller schlug.

Er sah für einen Moment unsicher aus, dann trat er näher an mich heran. „Ich wollte nur… Ich hoffe, es geht dir gut. Nach allem, was gestern passiert ist.“

Ich nickte und spürte, wie sich meine Wangen leicht röteten. „Mir geht's gut. Es war… Es war schön.“

Er lächelte erleichtert. „Ich wollte dich nicht überrumpeln.“

„Hast du nicht“, sagte ich schnell. „Es war… genau richtig.“

Für einen Moment standen wir uns einfach nur gegenüber und tauschten Blicke aus. Da war diese seltsame Spannung in der Luft, eine Mischung aus Unbehagen und Verlangen. Es war, als wären wir beide uns plötzlich unserer Gefühle bewusster als je zuvor.

„Was machen wir jetzt?“ fragte ich schließlich, meine Stimme leise.

Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich denke, wir müssen das einfach auf uns zukommen lassen.“

„Das klingt vernünftig“, stimmte ich zu, auch wenn meine Gedanken alles andere als ruhig waren.

„Hey, ich habe uns etwas zum Frühstück gemacht“, sagte er dann, fast schon abrupt, um die Spannung zu brechen. „Es ist nichts Besonderes, nur Pfannkuchen.“

„Klingt perfekt“, erwiderte ich dankbar. „Ich komme gleich runter.“

Er nickte und verließ das Zimmer, ließ die Tür hinter sich offen. Ich atmete tief durch und versuchte, meine Gedanken zu ordnen, bevor ich ihm nach unten folgte.

In der Küche duftete es verführerisch nach frischen Pfannkuchen. Ethan saß bereits am Tisch und schaufelte sich einen Teller voll, während Laurie Kaffee einschenkte. Sie lächelte mir zu, als ich hereinkam.

„Gut geschlafen?“ fragte sie mit einem Augenzwinkern.

„Ja, danke“, antwortete ich und setzte mich an den Tisch, wo Nathon mir bereits einen Teller mit Pfannkuchen hinstellte.

„Das wird ein langer Tag“, sagte Laurie, während sie sich neben mich setzte. „Die Highschool geht bald wieder los, und es gibt noch so viel zu erledigen.“

„Ja, ich freue mich schon darauf“, sagte ich und bemerkte, dass ich es tatsächlich tat. Die Routine der Schule, das Lernen und die neuen Herausforderungen, die auf mich warteten, schienen im Moment wie eine willkommene Ablenkung.

„Und vergiss nicht, dass Nathon bald wieder mit dem Footballtraining anfängt“, fügte Laurie hinzu. „Es wird hektisch werden.“

„Oh ja, das Training“, murmelte Nathon, mehr zu sich selbst als zu uns.

Ich sah ihn an und konnte die Mischung aus Vorfreude und Sorge in seinem Blick erkennen. Football war für ihn immer eine große Sache gewesen, und ich wusste, dass es ihm wichtig war, sich darauf zu konzentrieren.

Der Rest des Frühstücks verlief in einer lockeren Atmosphäre, doch immer wieder kreuzten sich unsere Blicke, und jedes Mal spürte ich das gleiche Kribbeln in meinem Bauch. Es war, als würde ein unsichtbares Band zwischen uns immer stärker werden, selbst wenn wir es versuchten, nicht zu sehr zu zeigen.

Nachdem das Frühstück vorbei war, räumten wir gemeinsam den Tisch ab. Laurie und Ethan machten sich bald darauf auf den Weg in die Stadt, um ein paar Besorgungen zu erledigen, und ließen uns alleine im Haus zurück.

Als die Haustür hinter ihnen ins Schloss fiel, blieb es still. Nathon und ich standen uns in der Küche gegenüber, beide nicht sicher, wie wir mit dieser neuen Situation umgehen sollten.

„Wollen wir vielleicht… einfach ein bisschen abhängen?“ fragte er schließlich zögernd.

„Ja, das klingt gut“, antwortete ich, froh über die Möglichkeit, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.

Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch. Für einen Moment war da wieder diese Spannung zwischen uns, die wir beide nicht zu brechen wagten. Schließlich nahm er die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein.

Während ein Film lief, rückten wir unweigerlich näher zusammen. Es war, als würden unsere Körper automatisch die Nähe zueinander suchen, selbst wenn unsere Gedanken noch von der Unsicherheit geprägt waren. Als seine Hand schließlich meine berührte, hielt ich die Luft an.

„Lena…“ flüsterte er leise, seine Stimme zögerlich.

„Ja?“ fragte ich und drehte mich leicht zu ihm um.

Er zögerte, als wüsste er nicht genau, was er sagen sollte. Doch dann beugte er sich vor, seine Lippen nur einen Hauch von meinen entfernt. „Ich…“ begann er, doch die Worte verblassten, als er schließlich den Abstand überbrückte und mich küsste.

Dieser Kuss war anders – weniger zurückhaltend, intensiver. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als sich unsere Lippen trafen, und wie sich eine Wärme in mir ausbreitete, die alle Zweifel und Unsicherheiten überdeckte.

Als wir uns schließlich voneinander lösten, blieb er nah bei mir, seine Stirn an meine gelehnt. „Lena, ich…“

Ich legte einen Finger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Nathon, wir müssen nicht alles jetzt klären. Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen, okay?“

Er nickte, und ich spürte die Spannung in seinen Schultern nachlassen. „Danke“, flüsterte er, bevor er mich erneut in seine Arme zog. Wir blieben so sitzen, eingehüllt in die Stille und die Gewissheit, dass wir beide bereit waren, diesen Weg gemeinsam zu gehen – Schritt für Schritt.

Heartstrings in the U.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt