Der Montagmorgen begann wie gewohnt: Der Wecker klingelte viel zu früh, und ich musste mich zwingen, aus dem Bett zu steigen. Obwohl ich nun schon seit zwei Wochen in Amerika war, fühlte sich der Schulalltag immer noch ein wenig fremd an. Die Mischung aus neuen Fächern, fremder Sprache und den vielen Gesichtern, die ich noch immer nicht alle kannte, forderte viel Energie. Doch heute war ich besonders neugierig – ich hatte beschlossen, mich auf das Neue einzulassen und jede Erfahrung zu genießen.
Nachdem ich mich in eine einfache Jeans und ein graues T-Shirt geworfen hatte, ging ich die Treppe hinunter in die Küche. Laurie war wie immer schon wach und bereitete das Frühstück vor.
„Guten Morgen, Lena“, sagte sie und lächelte, als ich hereinkam.
„Guten Morgen, Laurie“, antwortete ich und schnappte mir schnell eine Banane. „Ich hab’s heute ein bisschen eilig, ich hoffe, das ist okay.“
„Natürlich, kein Problem“, sagte sie und wandte sich wieder ihren Pfannkuchen zu. „Vergiss nicht, dir auch noch etwas für die Pause mitzunehmen.“
Ich warf ihr ein dankbares Lächeln zu, schnappte mir noch schnell einen Müsliriegel und verabschiedete mich dann aus der Tür.
Die Busfahrt zur Schule verlief wie immer. Ich setzte mich auf meinen Stammplatz und schaute aus dem Fenster, während die Stadt an mir vorbeizog. Meine Gedanken wanderten immer wieder zu Nathon. In den letzten Tagen hatte ich bemerkt, dass er oft in sich gekehrt wirkte, besonders nach dem Training. Ich fragte mich, was in ihm vorging, aber es fühlte sich irgendwie falsch an, ihn direkt darauf anzusprechen.
In der Schule verlief der Tag weitgehend ereignislos – der Unterricht war interessant, aber nichts Außergewöhnliches passierte. Die Gespräche mit meinen neuen Freunden gaben mir immer noch das Gefühl, dass ich jeden Tag ein Stück mehr dazugehörte. Doch in meinen Pausen erwischte ich mich dabei, immer wieder über Nathon nachzudenken.
Am Nachmittag, als ich nach Hause kam, war das Haus still. Ich war froh über die Ruhe und machte mich auf den Weg in mein Zimmer, um mich ein wenig zu entspannen. Doch gerade, als ich den Flur entlangging, kam Nathon aus seinem Zimmer. Er hatte noch seine Football-Tasche über der Schulter und sah ein wenig erschöpft, aber zufrieden aus.
„Hey, Lena“, begrüßte er mich und lehnte sich locker gegen den Türrahmen. „Wie war dein Tag?“
„Ganz gut, danke. Und deiner? Wie lief das Training?“, fragte ich zurück und versuchte, ein Gespräch zu beginnen.
„Es war anstrengend, aber wir machen Fortschritte“, antwortete er, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. „Es fühlt sich gut an, wenn alles zusammenpasst.“
„Das klingt gut“, sagte ich und lächelte. Es war eine dieser kurzen, unverfänglichen Unterhaltungen, aber irgendetwas in der Luft ließ sie bedeutungsvoller erscheinen.
Gerade als das Gespräch abzuklingen drohte, erschien Laurie um die Ecke. „Ich wollte gerade fragen, was ihr beiden heute Abend vorhabt“, sagte sie und warf uns einen neugierigen Blick zu.
„Eigentlich nichts Besonderes“, antwortete ich und sah Nathon an, der nachdenklich nickte.
„Wir könnten einen Filmabend machen“, schlug Nathon vor. „Ich hab heute nicht mehr viel vor, und es wäre eine gute Gelegenheit, einfach mal abzuschalten.“
„Das klingt toll“, stimmte ich zu. „Welchen Film hast du im Sinn?“
„Wie wäre es mit einem Klassiker? Vielleicht etwas, das du noch nicht gesehen hast“, meinte Nathon, während wir langsam in Richtung Wohnzimmer gingen.
Laurie lächelte uns zu und sagte: „Das klingt nach einem guten Plan. Ich werde euch nicht stören und mich in mein Zimmer zurückziehen.“
Als wir im Wohnzimmer ankamen, machte Nathon es sich auf dem Sofa bequem, während ich mir einen Platz neben ihm suchte. Er scrollte durch die Filmvorschläge auf dem Fernseher, bevor er sich für *Forrest Gump* entschied – ein Film, von dem ich viel gehört, aber nie gesehen hatte.
„Du wirst ihn lieben“, sagte Nathon, als er den Film startete. „Er ist lustig, traurig und irgendwie einfach schön.“
Der Film begann, und ich ließ mich von der Geschichte umhüllen. Nathon hatte recht – *Forrest Gump* hatte etwas Magisches, das mich sofort in seinen Bann zog. Während des Films kommentierten wir gelegentlich die Szenen, lachten über die absurden Momente und schwiegen, wenn es ernst wurde.
„Ich kann nicht glauben, dass ich den Film noch nie gesehen habe“, sagte ich, als die Credits liefen. „Er ist wirklich unglaublich.“
„Ja, er hat etwas Besonderes“, stimmte Nathon zu, und ich konnte den leisen Nachklang von Emotionen in seiner Stimme hören. „Es ist einer dieser Filme, die man immer wieder anschauen kann und jedes Mal etwas Neues entdeckt.“
„Danke, dass du ihn mit mir angeschaut hast“, sagte ich und fühlte eine warme Verbindung zwischen uns.
„Gerne“, antwortete er, seine Augen trafen meine für einen Moment, bevor er verlegen wegschaute. „Vielleicht können wir das bald wiederholen.“
„Auf jeden Fall“, sagte ich und lächelte. „Das war wirklich schön.“
Wir blieben noch eine Weile sitzen, beide in Gedanken versunken, bevor ich mich schließlich entschloss, ins Bett zu gehen. Die Verbindung, die sich in den letzten Wochen zwischen uns aufgebaut hatte, schien stärker zu werden, und ich war gespannt, wohin das noch führen würde.
In meinem Zimmer angekommen, schrieb ich meiner Mutter kurz, dass alles in Ordnung war und ich einen schönen Abend gehabt hatte. Doch bevor ich das Licht ausmachte, griff ich zu meinem Handy und tippte eine kurze Nachricht an Nathon.
**Lena:** Danke nochmal für den Filmabend. Es war wirklich schön 😊
**Nathon:** Gern geschehen. Ich fand es auch schön. Gute Nacht, Lena.
**Lena:** Gute Nacht, Nathon 🌙
Ich legte das Handy zur Seite und schloss die Augen. Die Gedanken an den Tag und an den Abend mit Nathon schwebten in meinem Kopf herum, und ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sich etwas veränderte – vielleicht in mir, vielleicht zwischen uns. Es war ein gutes Gefühl, und ich war neugierig, was die nächsten Tage bringen würden.
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Heartstrings in the U.S
RomanceDie 17-jährige Lena beginnt ihr Austauschjahr in einem beschaulichen amerikanischen Städtchen, wo sie von der Familie Collins aufgenommen wird. Zwischen den alltäglichen Abenteuern und dem neuen Leben entwickelt sie eine unerwartete Verbindung zu Na...