Kapitel 49

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Als der Wecker am nächsten Morgen schrillte, riss er mich unsanft aus dem Schlaf. Die Ereignisse des gestrigen Tages wirbelten noch in meinem Kopf herum, aber ich wusste, dass heute ein entscheidender Tag war. Die Highschool begann wieder, und das bedeutete auch, dass Nathon sein erstes Football-Spiel der Saison hatte. Mit einem tiefen Atemzug schwang ich meine Beine aus dem Bett und machte mich auf den Weg ins Badezimmer, um mich fertig zu machen.

Nachdem ich geduscht und meine Haare geföhnt hatte, stellte ich mich vor den Spiegel, um mein Outfit für den Tag auszuwählen. Ich entschied mich für ein schlichtes, aber elegantes Outfit: eine enge, dunkelblaue Jeans und eine weiße Bluse mit Spitzenärmeln. Dazu trug ich meine Lieblingsstiefel, die mir etwas mehr Selbstbewusstsein gaben. Der Blick in den Spiegel zeigte mir eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude. Es würde nicht nur ein gewöhnlicher Schultag sein; die unausgesprochenen Spannungen aus der letzten Nacht waren noch nicht verschwunden.

Als ich die Treppe hinunterging, hörte ich bereits das leise Klappern von Geschirr aus der Küche. Laurie war bereits wach und bereitete das Frühstück vor. Der Duft von frisch gebratenem Speck und Rührei erfüllte die Luft und ließ mein Magenknurren hörbar werden. Laurie warf mir einen kurzen Blick zu, als ich eintrat, und ich sah, wie ihre Gesichtszüge sich für einen Moment verhärteten, bevor sie sich zwang, ein Lächeln aufzusetzen.

„Guten Morgen, Lena“, sagte sie und drehte sich wieder dem Herd zu. „Ich habe Frühstück gemacht.“

„Guten Morgen“, erwiderte ich und setzte mich an den Tisch. Das Gefühl der Anspannung war fast greifbar, aber ich wusste, dass es nichts bringen würde, das Thema von gestern Abend wieder anzusprechen. Stattdessen griff ich nach einer Tasse Kaffee und nahm einen Schluck, während Laurie die Teller mit Speck, Eiern und Toast vor uns abstellte.

Während des Frühstücks sprachen wir nur wenig miteinander. Laurie fragte nach meinen Plänen für den Tag, und ich erzählte ihr von der Schule und Nathons Spiel am Abend. Es war seltsam, wie sehr sich unsere Gespräche verändert hatten – sie waren distanzierter, kühler, als wäre eine unsichtbare Mauer zwischen uns errichtet worden. Trotzdem versuchte ich, freundlich und offen zu bleiben, auch wenn es schwerfiel.

Nachdem das Frühstück beendet war, hörte ich Nathons Schritte auf der Treppe. Als er die Küche betrat, trafen sich unsere Blicke, und ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Er kam zu mir, legte eine Hand auf meine Schulter und küsste mich sanft auf die Stirn.

„Bist du bereit für den ersten Schultag?“, fragte er und setzte sich neben mich.

„So bereit, wie ich nur sein kann“, antwortete ich mit einem schwachen Lächeln. „Und du? Aufgeregt wegen des Spiels?“

Nathon nickte. „Ja, ein bisschen nervös, aber ich denke, es wird gut laufen. Vor allem, wenn ich weiß, dass du zuschaust.“

Laurie räusperte sich leise, als sie den Tisch abräumte, und Nathon zog seine Hand von meiner Schulter. Die unausgesprochene Spannung zwischen uns war wieder da, aber es gab keinen Raum für Diskussionen. Wir alle wussten, dass der Tag weitergehen musste, egal wie sehr uns die Ereignisse der letzten Tage belasteten.

Nachdem wir die Küche aufgeräumt hatten, machten Nathon und ich uns auf den Weg zur Schule. Der Tag verlief wie erwartet: Es war hektisch und voll von neuen Eindrücken, aber auch von neugierigen Blicken und Fragen, die wir nicht beantworten wollten. Ich bemerkte, wie einige der Mädchen versuchten, Nathons Aufmerksamkeit zu erregen, aber er schien kaum Notiz von ihnen zu nehmen. Trotzdem nagte eine kleine Unsicherheit an mir, als ich sie mit ihm sprechen sah.

Am Nachmittag versammelten sich alle Schüler auf den Tribünen des Football-Feldes, um das Spiel anzusehen. Die Aufregung war spürbar, und die Menge jubelte, als die Spieler das Feld betraten. Ich fand einen Platz in der ersten Reihe und versuchte, die Nervosität abzuschütteln, die in mir aufstieg, als ich Nathon unter den Spielern entdeckte.

Das Spiel war hart umkämpft, aber Nathon spielte mit einer Leidenschaft und Entschlossenheit, die ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Jeder seiner Schritte war präzise, jeder Wurf perfekt platziert. Die Menge jubelte ihm zu, aber es war, als würde er nur für mich spielen. Und dann, in der letzten Minute des Spiels, als die Spannung ihren Höhepunkt erreichte, machte Nathon den entscheidenden Touchdown. Die Menge explodierte in Jubel, doch sein Blick suchte sofort nach mir.

Noch bevor ich mich versah, rannte er auf mich zu, seine Augen funkelten vor Freude und Adrenalin. Ohne nachzudenken, griff er nach meiner Hand, zog mich über die Begrenzung des Spielfeldes und wirbelte mich in die Luft. Die Welt drehte sich um uns herum, und ich konnte nicht anders, als vor Glück zu lachen. Als er mich wieder auf den Boden stellte, zog er mich sofort in einen leidenschaftlichen Kuss, direkt vor der gesamten Schule.

Die Menge verstummte für einen Moment, bevor sie erneut in lauten Jubel ausbrach. Doch für mich war alles um uns herum verschwunden. Es gab nur noch Nathon und mich, und in diesem Moment wusste ich, dass all die Unsicherheiten und Ängste verblassen würden, solange wir zusammen waren.

Als er den Kuss löste, sah er mich an und sagte mit leiser, aber fester Stimme: „Ich hab heute nur für dich gespielt. Jeder einzelne Punkt war für dich.“

Mein Herz schlug schneller, und ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten – nicht aus Traurigkeit, sondern aus purem Glück. „Und ich werde immer für dich da sein“, flüsterte ich zurück, während ich mich an ihn schmiegte.

Wir standen dort noch einen Moment, während das Spiel langsam zu Ende ging und die Schüler nach und nach das Feld verließen. Die Herausforderungen, die vor uns lagen, schienen plötzlich nicht mehr so unüberwindbar. Wir hatten uns, und das war alles, was zählte. Egal, was kommen würde, wir würden es zusammen durchstehen.

Heartstrings in the U.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt