15 - Kriegsrat der Truppenführer

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Sie können sich nicht entscheiden, wie ihnen zumute sein soll, dachte der Stammesführer bei sich und verharrte reglos in seinem Stuhl an der Tischrunde. Was sie mir wahrhaben lassen sollen. Hochgradig naiv, oder gefährlich intelligent. Wachsam ließ er die Augen reihum auf die Anwesenden schweifen, sich festhaften an den minimalsten Regungen ihrer Mimik um daraus abzulesen, welche Gedanken sie versuchten vor ihm zu verbergen. Standfest behielt er die ausdruckslose Maske im Antlitz, sie versprach Unnahbarkeit und grenzte ihn von etwaigen Empfindungen ab, welche die Männer und Wesen mittleren Alters auf ihn übertragen könnten. Wichtige Entscheidungen trifft man nicht geleitet von närrischen Gefühlen, das war ein Standpunkt von dem Rookėon bis in die Seele überzeugt war und er verweigerte jedem, dass diese scheußlichen Befindungen mit ihm in Berührung kamen und es war im gesamten Stamm ein offenes, unangesprochenes Geheimnis, dass der exzellente Kriegsführer nichts mehr verachtete als belanglose Gefühle. Sie waren keine Stärkung der Persönlichkeit, nein. Schwäche und Angriffsfläche waren die einzigen Kernelemente, die Gefühle an sich hatten und weil Rookėon das Abbild eines machtvollen und ehrenwerten Ferocez darstellte, entzog er sich diesen fundamentalen Werten. Gefühle...sie schwächen einen jeden, den sie befallen, verschmähte der dunkelhaarige Krieger und mit den sich verhärtenden Kiefermuskeln kühlte die Raumtemperatur merklich ab, bis sie drohte zu erkalten wie es ihm die Seele längst getan hatte. Das erlaube ich mir nicht.

Die Rückkehr nach dem Feldzug gegen Kiriadar wurde mit einem Festmahl gefeiert, das außerhalb des Führungszeltes bereits kurz vor dem Höhepunkt der Ausgelassenheit stand. Ferocez die stehen und sich bewegen konnten ohne Schmerzmittel zu benötigen, sie alle hatten sich auf dem großen Platz versammelt und teilten Speis und Trank, erzählten sich die Geschehenisse vom Kampf und eine jede Geschichte versuchte die andere an Grausamkeit und taktischer Finesse zu überbieten. Die Männer und Wesen sollten feiern, sich an den erbeuteten Schatztümern der Stadt erfreuen und in der Aufmerksamkeit voneinander sonnen, denn es war eine erbittliche Schlacht gewesen aus der sie siegreich wiederkehrten. Wenn auch mit Opferzahlen, die weniger an der Zahl schockierte sondern mehr an den dahinter befindenden Brüdern, die im Gefecht unter elfischen Waffen starben. Sie alle waren heimgekehrt, die gefallenen Brüder hatte man aufgesammelt und in ihr Zuhause gebracht, wo sie in traditioneller Zeremonie an die Gottheit Marmoriska überreicht wurden. Den ersten Atemzug taten sie benetzt mit dem Blut des Mutterleibs, den letzten nahmen sie auf dem Schlachtfeld mit zerbrochenen Knochen. Ihrem Sterbebett.

Rookėon unterdrückte ein verärgertes Seufzen. Er fühlte sich wahrlich in seiner Intelligenz beleidigt bei den schwachen Versuchen der ranghohen Militärskommandanten, die keine anständige Fassade aufrecht erhalten konnten. Womöglich, so vermutete er, wahren sie ihre Gesichter weil sie das Risiko nicht eingehen wollen, mich zum Narren zu halten. Über den mit Weinkrügen bestückten Tisch glitt sein Blick hinüber zu Chimiras, dessen schwarze Locken ordentlich von einem roten Band zusammengehalten wurden. Auch ihm war anzusehen, wie ermüdend das eloquente Diskutieren für den Geist war und beinahe hätte er geschmunzelt. Chimiras vermochte sich die Gefühle sehr geschickt unter einer ruhigen Fassade verbergen, allerdings glückte dieses Versteckspiel nur bei denen, die ihn nicht so gut kannten wie Rookėon es tat. Aufgewachsen waren sie zusammen und ihr Leben teilten sie in mehr Aspekten als nur auf dem Kampffeld, es fiel dem Anführer daher sehr leicht, Chimiras's Schauspiel zu durchschauen. Ich kenne und vertraue ihm. Er ist der einzige, dem ich den Rücken zuwenden kann ohne, dass mir ein Messer eingestochen wird.

Das innere des Zeltes wurde erleuchtet von mehreren Fackeln, die abgeschirmt hinter Glaskuppeln auf Spiegelflächen ihre roten Feuerzungen warfen und mit einem komplexen System aus errichteten Spiegeln, die verteilt im Innenraum das Licht brachen und weitergaben, wurde die Nacht zum Tag.

Lange Schatten waren an die Wände geworfen die einzige Bewegung, die erkennbar war.

An dem runden Tisch saßen in einem ordentlich Kreis prächtig gekleidete Krieger in ihren Lederkutten, ein jede unterschied sich in der Ausarbeitung und repräsentierte jeweils einen der Sektoren der Kriegsführung. Bogenschützen, deren Kleidung robust aber leicht ansaß, um jeglichen Witterungsverhältnissen zu trotzen. Bodenkämpfer, deren Panzerung geschmiedet war aus starken Erdmetallen und in der aufwändigen Verarbeitung eine hochgradige Motorik erlaubte. Krieger zu Ross, eine Kavallerie, die die Hälfte ihrer Ausrüstung am Sattel mit sich führten und durch die zusätzliche Kraft für Belagerungen und Streitzüge in ferne Gebiete Einsatz fanden. Jägertrupps, die durch effiziente Ausbildungsinhalte und Ausrüstung befähigt zum Kampf in stark bewaldeten Gelände eingesetzt wurden und als einzige von der schwarzen Erkennungsfarbe abwichen, zu einer Mischung aus Braun und Grün.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt