38 - Rookėon's Geheimnis

21 5 0
                                    

Die ersten Sonnenstrahlen liebkosten das Antlitz des Elf.

Erfreut über die heilsame Genesung lauschte der Wind seinen Atemzügen und nahm sie mit sich, trug sie über die Baumwipfel hinfort und verkündete in Kestramoré die Rückkehr des Elf. Eine Rückkehr von der Mission, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Váelerio seufzte tief und schloss die Augen, die Müdigkeit hielt ihn bedeckt und es war in Ordnung, denn er hatte in der Nacht keinen recht erholsamen Schlaf finden können. Wann immer sich seine Lider senkten, erinnerte ihn die Dunkelheit an das Verließ und jedes Rascheln von Blättern brachte Erinnerungen des Strohs zurück, auf dem er blutete. Nein, mochte er sich an der Realität festhalten und die schrecklichen Erinnerungen verdrängen zu denen, die ihm nimmer mehr zurückkamen. Nein, dort befinde ich mich nicht. Kestramoré hat mich wieder. Er spürte die Luft an seiner Wange und wie sie ihn streichelte, zurückbegrüßte in der lange vermissten Obhut. Für einen Moment schlossen sich die Augen und gaben sich den Empfindungen hin, die ihn durchfuhren und er durfte glauben, dass er das schreckliche Verließ nimmer mehr sehen müsste. Er saß hier, in Freiheit.

Váelerio schlich sich ein Lächeln auf die Lippen. Freiheit, dachte er glücklich, sie duftet wie frisches Gras nach einem langen, schweren Regen.

Flatternd hob er die Lider und schenkte seiner Umgebung Beachtung, denn er mochte alles in sich aufnehmen und im Gedächtnis verankern. Die scheinbar kleinen Dinge, so unbedeutsam sie auf den ersten Anblick auch erscheinen mögen, die bargen den schönsten Reichtum und Váelerio würde jeden Grashalm und jeden Leuchtkäfer innig wertschätzen. In dem Verließ, fern der Sonne und mit dem baldigen Tod in Aussicht, da erfuhr ihn eine Veränderung, die ihn prägte und wie Rookėon seinen toten Körper aus dem Wasser geborgen hatte, so war Váelerio wiedergeboren in diese Welt zurück gekehrt. Ein weiteres Mal durfte er leben und jetzt, mit diesen wahrhaft albtraumhaften Erinnerungen an das Sterben, da hatte es ihm die moralischen Grundwerte erschüttert und umorientiert war nun seine Denkweise.

Váelerio würde es nicht für selbstverständlich nehmen, nie mehr wieder, dass er noch hier war und ihm das Herz in der Brust schlug. Er strich sich eine vom Wind verrutschte Haarsträhne aus dem Gesicht und aus der Gewohnheit heraus wollte er sie hinter sein Ohr schieben. Er stockte. Seine Lippen kniffen sich zusammen. Wann mag ich's realisieren? Das Ohr existierte nicht mehr, er verlor es in Pendilór und wann immer die Fingerkuppen über die vernarbte Wunde tasteten, da war es, als wäre es erst frisch abgeschnitten worden. Esmeneth's exzellenter Heilkunst war es zu verdanken, dass die Wunde sich nicht entzündet hatte. Zwar dauerte es lange, bis die Narbenbildung abgeheilt gewesen war und er wieder auf dem Ohr schlafen durfte, doch ein Umstand war Esmeneth nicht möglich gewesen, zu reparieren.

Váelerio's Selbstwahrnehmung.

Er fühlte sich entstellt und fürchterlich abstoßend, mit Striemen an der Kehle und nun auch noch einer hässlichen Narbe unter den Haaren, und egal wie viele vertrauliche Gespräche er mit den Heilern führte um ihn zu sensibilisieren für das Seelenheil, nichts vermochte ihm den Ekel vor dem eigenen Spiegelbild zu nehmen. Dies gelang Rookėon nur mühsam, dennoch gab er nicht auf und betonte in unendlicher Geduld all die Eigenschaften und Dinge, die er an Váelerio mochte. Váelerio mochte sich nicht anschauen, doch irgendwie schaffte es sein Geliebter, ihm seine Sicht zu eröffnen und irgendwann reichte es aus. Rookėon bezeugte mit Worten seine Gefühle, und wiederholte sie des Nachts mit dem Körper, küsste den Elf und wurde eins mit ihm. Kein Mal klang der Hunger auf den ab, der vermochte ihn zu stillen und Váelerio erlernte sich zu betrachten, wie Rookėon ihn betrachtete und begehrte.

Váelerio grinste verlegen. Unter dem Hemdkragen hüteten sich die dunklen Male, mit denen Rookėon liebte ihn zu markieren und als er an die vergangene Nacht zurückdachte, da wurde ihm ganz warm. Würden die Nächte nur länger andauern, liebster Rookėon .

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt