13 - Rookėon's Bestimmung

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Gemeinsam setzten sie den Weg fort, überquerten den weichen Waldboden und ließen eine Anzahl an Wohnbehausungen hinter sich, in denen sich Krieger vom Gefecht ausruhten oder aber kameradschaftlich miteinander rangelten. Kartenspiele stellten ebenso eine willkommene Abwechslung zu Schwert und Lanze dar. Zwischen den dicken Baumstämmen und niederen Ästen waren die schwarzen Zelte verankert, spannten sich reihum aneinander wie ein Meer aus Schatten und boten Hundertschaften ein Dach über dem Kopf. Ein Zuhause. Chimiras hatte dem Elf die Grundrisse der utopisch großen Behausung dargelegt und sich über Rookėon 's Verbot, dies zu tun, hinweg gesetzt mit der Begründung, dass der Elf eine Struktur zur Hand bräuchte, sollte er sich entschließen ohne Chimiras die tägliche Bewegung zu versuchen. Insgeheim wusste er ja, dass der Elf viel zu eingeschüchtert von den Ferocez eher im Lazarett ausharrte als allein vor das Zelt zu treten, und dennoch handelte er aus seinem Bauchgefühl heraus. Viele Wochen schon verbrachte er Zeit mit dem Wesen, es setzte eine gewisse Routine ein und beide hatten sich aneinander gewöhnt, sodass sie offen miteinander umgingen.

Wie sie so an der großen Feuerstelle vorbei marschierten, an der nach siegreichem Kriegszug ausgelassen gefeiert und getrunken wurde, da versuchte er dem Elf ein bisschen tieferen Einblick in die Kultur und die Ideologie seines Stammes zu geben. Schließlich besaß er ein Anrecht darauf zu erfahren, in welchem Umfeld er sich bewegte und, dass die Verachtung sich nicht auf ihn als schwerlich geduldeten Gast verschärfte, sondern eine ältere Bedeutung hatte. Du selbst trägst keine Schuld am Verhalten der Krieger, das sie dir entgegen bringen.

„Kehrten deine Erinnerungen über die Geschichten zurück, die dir deine Mutter sicherlich im Kindesalter erzählte?", erkundigte sich seine Stimme sanft und ehrlich interessiert, denn womöglich könnten die richtigen Fragen das vergessene Erinnerungsvermögen anlocken und wieder erwecken. Schwer schnaufend schüttelte der Elf den Kopf, fühlte sich demotiviert weil er nichts beitragen konnte um das Rätsel seiner Identität zu lösen. Die immerzu präsente Zielscheibe auf seinem Rücken trug nicht wirklich zu einer erholsamen Genesung bei, doch wie sollte er stimmlos diese Sorge verständlich kommunizieren?

Ungleiche weiße Strähnen verdeckten sein Antlitz, es brauchte nur ein Windzug zu fegen und die Haare zerstäubten sich wie ein alter Besen, und Chimiras nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit den Barbier zu beauftragen um die Haarlängen anzugleichen. Nur weil ihn die spitzen Ohren von Gleichberechtigung enthoben, so musste er sicherlich nicht in derart verwahrlostem Erscheinungsbild auftreten.

Er räusperte sich, verlangsamte das Schritttempo damit der Elf zuhören konnte und fasste die lange Historie gebündelt zusammen: „Zu Anbeginn der Zeit existierten die heute bekannten Königreiche nicht, sie entstanden erst weit nach dem verheerenden Krieg. Dieser hinterließ die Länderein großteils zerfallen zu Schutt und Asche, vergossenes Blut und verwesende Leichname machten die Ackerböden unfruchtbar und stürzten die Überlebenden in einen weiteren Kampf, den Kampf ums Überleben. Die Ausgestoßenen aus diesen Reihen allerdings, deren Moral nicht dem allgemeinen Kodex der Aufrichtigkeit entsprach, die verbündeten sich zu einer Widerstandsbewegung und führen seit jeher Vergeltungsschläge am elfischen Volk durch"

Chimiras legte eine Pause ein, abwartend, ob sein Begleiter den Kopf zu einer stillen Frage heben mochte, und fuhr fort, nachdem die spitzen Ohren weiterhin mit Neugierde zu ihm gewandt warteten. „Man benannte unsere ersten Vorfahren nach ihrem wilden, unzähmbaren Wesen. Ferocez, die Wilden. Bis heute tragen wir diese Werte weiter, bieten Zuflucht für jene die keinen Platz in der Welt finden und öffnen unsere Tore für solche, die sich uns dem Kampf gegen die Elfen anschließen. Gnome, Trolle, Mischwesen, was du dir eben vorstellen magst, wirst du unter uns finden. Alle heben wir die Schwerter zum selben Zweck, vereint im Kampf und treu dem schwarzen Magier, denn er allein ist mächtig genug um Rache für unsere gefallenen Ahnen zu nehmen"

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt