19- Training mit Rookėon

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In der Tat.

Davon würde sich Váelerio eigens überzeugen dürfen.

Das nächste Mal, als Váelerio die Augen aufschlug, befand er sich nicht mehr in der Barracke. Welcher Ort ist das?, schreckte er auf und weil er zu dieser abgedunkelten Räumlichkeit keinen Bezug herstellen mochte, da fasste er sich klamm an die Brust. Mein Herz, dachte er ergriffen, noch schlägt's. Erleichterung flößte seinen Gliedmaßen eine angenehme Trägheit ein, denn er lebte und die toten Augen von Iolanth waren verschwunden und in weite Ferne gerückt, und er sank zurück auf die Matratze. Moment, wie kam ich hier her? Und wo ist dieses hier? Überrascht hielt er inne und musterte das ihm unbekannte Laken. Schwarz wie die Nacht bildete es einen scharfen Kontrast zu seinen weißen Haaren, und mit einer müden Bewegung richtete er sich auf. Die Erinnerungen wie er hier her kam, wo auch immer er sich befand, die waren ihm gänzlich entfallen und mit einem furchtvollen Schlucken wurde ihm bewusst, dass er ebenso wenig nachvollziehen konnte, wie lange er wohl schon in dieser fremden Behausung zutat.

Er hob das Laken an und wurde von der frischen Luft empfangen, die sich unter seine Kleidung nestelte und zum Frösteln brachte. Bitter schüttelte es ihn, ehe er sich zusammen nahm und genug Mut aufbrachte, um sich umzusehen. Dabei wartete die nächste schlechte Nachricht bereits auf ihn, denn im regen Suchen nach der Gehstütze fand er sie nirgends. Oh nein, jagte der Gedanke durch ihn und instinktiv gruben sich die Finger tiefer in die Matratze um Schutz zu suchen. Wo befinde ich mich und wer nahm mir das Hilfsmittel zur Fortbewegung? Ach, wär's mir nur möglich nach Chimiras zu rufen.

Kurzentschlossen nahm er einige tiefe Luftzüge, ehe er entgegen seiner Bedenken die Beine über die Bettkante nahm und sich ächzend auf das gesunde Bein aufraffte. Anstrengend setzte sofort der rasende Herzschlag ein, so kurz nach dem friedvollen Erwachen häuften sich schon die Probleme und irgendwie musste er herausfinden, wo er sich befand, daher biss er tapfer die Zähne zusammen und humpelte auf das Mobiliar zu. Vielleicht erkenne ich es und weiß es zuzuordnen, hoffte er mehr naiv als überzeugt und ergriff die Tischkante, zog sich vorwärts und entlastete das Knie indem er den Oberkörper auf den Tisch stützte. Einige Schriftrollen und Schreibfedern belagerten die Fläche, respektvoll sah er ab die Pergamente zu öffnen. Keuchend nahm er den Raum in Augenschein, haftete intensiv an den edel geschnitzten Kerzenhaltern und auch die an den Wänden verankerten Landkarten studierte er. Erfolglos. Zu keinem der Gegenstände ließ sich ein Bezug herstellen und Váelerio senkte entmutigt den Kopf. Die weißen Haare umrahmten ihm das Blickfeld und er strich sie zurück hinter die spitzen Ohren, seufzte und überlegte fieberhaft, was er nun mit sich anstellen sollte.

Die Entscheidung wurde ihm abgenommen.

Eine feste Hand nahm ihn an der Schulter und sofort fuhr er erschrocken zusammen, drehte sich um und verhedderte sich dabei in den eigenen Beinen. Ungeschickt verlor er das Gleichgewicht und taumelte geradewegs an einen massiven Gegenstand. Ein Körper, wie er begriff, der ihn vor einem Sturz bewahrte und mit Armen auffing, die keinerlei Mühen aufzeigten ihn zu halten. Vorsichtig traute er sich demjenigen ins Antlitz zu blicken, der ihn hielt und wohin er bis eben noch erfüllt war von Schrecken, da ebbten diese Emotionen ab und gewährten der Ruhe Platz, die ausgelöst von dunklen Augen Besitz von ihm ergriff. Durch diese Hände bluteten unzählige Leben aus, philosophierte er gebannt von der Wirkung, die ihn in Beschlag nahm und aus dieser Realität versuchte zu entführen. Doch mich halten sie als bestünde ich aus Glas.

Rookėon 's unverwechselbare Augen wirkten wie ein Schutzschild gegen die Geister, von denen Váelerio zu viele nachjagten und gerade in diesem Moment war ihm, als verabschiede sich die Welt. Nichts anderes existierte mehr als Rookėon , der mit den Armen um ihn dastand. Die schwarzen Haare prankten in edler Weise auf seinem Haupt und immitierten eine Krone, krönten ihn rechtmäßig zum tapfersten aller Ferocez. Benommen blinzelte Váelerio und es gelang ihm nur sehr schwer, aus dem Bann der dunklen Augen aufzuwachen. Will ich's denn? Er hob die Hände und fand die Sprache wieder, die sie gleichsetzte und eine Bindung formte die intensiver wirkte als die, die gesprochen mit Worten geformt würde.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt