37 - Rache an Pendilór

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Chimiras blähten sich die Nasenflügel und kurz war er versucht, sich gänzlich zu enthalten und die Erklärung Rookėon zu überlassen. Yoontos stand bei ihm immer noch als Missetäter im Verruf und es genügte dieser passiv-aggressive Tonfall um ihm das Gemüt zu erregen, doch Chimiras besaß keine Kraft mehr um sich zu streiten. Zudem er es nicht über sich brachte, Rookėon von Váelerio zu trennen weil er Yoontos aus dem Weg gehen wollte. Seufzend wischte sich Chimiras also übers Gesicht und mit dem Wissen, dass diese Planänderungen zumindest dafür gut gewesen waren, Váelerio zu retten, da ertrug er dieses Gespräch ein bisschen besser. Gestärkt drückte er die Schultern durch und holte tief Luft, ehe er die Formulierung anbrachte, die er mit Rookėon beschlossen hatte. Nichts als die Wahrheit würden sie offenbaren, denn die Anzahl der Rätsel wog bereits bedrohlich auf mit dem, was sie wussten, und weitere zermürbende Rätsel brauchten sie wahrlich nicht.

„Eingedrungen in den Tempel sind wir ohne Komplikationen. Die Mönche flüchteten in das Gebetshaus, und die Wachen erwiderten unseren Angriff. Im Kampf dann...da passierte etwas Merkwürdiges", begann die Offenbarung, bei der Chimiras immer wieder klar vor Augen hatte, wie schrecklich mitgenommen Rookėon gewesen war, als er sich Chimiras unverzüglich anvertraut hatte. Er schluckte und zwang sich, weiter zu sprechen und Yoontos zu ignorieren, der die Brauen konstant zusammenschob um seinen Argwohn deutlich zu machen. „Rookėon glaubte plötzlich, Váelerio gesehen zu haben in-"

„Ich glaubte es nicht. Ich sah ihn wirklich", korrigierte Rookėon beharrlich und gab sich als stummer Zuhörer zu erkennen. Mit dem Elf in den Armen richtete er den Blick auf die beiden Sektorführer, in seiner Miene stand absolute Überzeugung und er wiederholte ganz deutlich, um ihnen aufzuzeigen, dass keine Silbe aus einer falschen Absicht heraus gesprochen war. „Es ist mir unerklärlich, wie es sich zugetragen hat. Ich weiß nur, dass es passierte. Ich kämpfte und wie ich mich umdrehte, da formte sich aus dem Schatten ein Nebelgeflecht herbei. Es nahm die Gestalt von Váelerio an und plötzlich besaß es sein Gesicht. Verstehst du, Yoontos?", richtete er sich nun direkt an den, der nicht dabei gewesen war und dem es dringend begreiflich gemacht werden musste, was Rookėon zum Abbruch der Mission bewegte.

„Aus dem Schatten erhob sich ein Geist, und er nahm Váelerio's Gestalt und Antlitz an. Der Geist zerstob mir vor den Augen, bevor ich ihn erreichen konnte", gestand Rookėon und schluckte, seine Augen huschten zurück zu den Elf in seinen Armen und er legte die Hand sanft an seine Wange. „Ich sah ihn leiden. Der Geist zeigte mir, dass etwas mit Váelerio geschah und...". Ihm brach die Stimme und er schüttelte knapp den Kopf, mochte das schreckliche Bild von dem leidvollen Abbild vergessen und sich besinnen auf den Elf, der in seinen Armen lag. Das abgetrennte Ohr und die dunkelrote Wunde bestätigten diese Offenbarung als die Wahrheit, denn der Geist war ein Omen gewesen und Rookėon zweifelte nimmer mehr an der Bedeutsamkeit der Geisterwelt. Wäre mir dieser Geist nicht erschienen, wie nur wär's für dich zu Ende gegangen?, schluckte er schuldbewusst und weil es ihn mitnahm sich diese Illusionen zu überlegen, da spürte er wie gern er Váelerio tatsächlich hatte. Stirbst du vor mir, so sterbe ich zweimal.

Skeptisch wanderte Yoontos von Rookėon zu Váelerio, dann hin zu Chimiras der mit verschränkten Armen keine Einwände äußerte und diese Wahrheit als zu wunderlich erachtete, um es mit einem närrischen Glücksfall abzutun. Da steckte mehr dahinter. Da steckte mehr hinter Váelerio, wie sie alle im Gesprächskreis erkannten und keiner kannte eine Antwort auf die eine Frage, die sich ihnen wie Blei in die Knochen fraß.

Wer war Váelerio in Wirklichkeit? Die Gabe, mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten und durch die Augen der Geister in die Welt zu blicken, die stand für abnormale Abstammung.

Das Unwetter klang ab.

Der Regen ließ nach und das Prasseln verebbte.

Zurück blieb eine erstummte Stadt, eine Geisterstadt, in der kein Atemzug zu laut getan wurde.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt