28 - Aufbruch zur ersten Mission

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Váelerio streichelte über die Mähne des Pferdes, spürte die Strähnen unter den Fingerkuppen und lächelte. Sanft tätschelte er dem Tier den Hals und machte sich daran, aufzusteigen. Umhüllt von schwerer Rüstung stellte es sich als herausfordernd heraus, doch er war gewillt sich dieser zu stellen wie so vielen, denen er sich bereits hatte stellen müssen um an diesem Punkt angelangt zu sein.

Ganz wie Chimiras es ihm zuvor vormachte legte er beide Hände an den Sattel, umschloss die Nähte kräftig, schob anschließend den gesunden Fuß in die Stiegel und stieß sich mit einem Ruck vom Boden ab. Elegant schwang er sich in den Sitz und verharrte einen Moment, um sich an das Gefühl zu gewöhnen. Es kam mit einer seltsamen Befremdlichkeit einher, die Augenbrauen hoben sich einigermaßen überrascht als er feststellte, dass er in keinem Zittern den Halt verlor und auch das Pferd brav stillhielt, als wolle es ihm helfen sich zurechtzufinden. Scheinbar erinnerte sich sein Körper an diese Haltung, denn er neigte sich behutsam vor und beugte sich über den Pferdehals hin zum Kopf ohne die Balance zu verlieren, kraulte das Tier zwischen den Ohren und wo es damit rotierend sein Wohlbefinden ausdrückte, lächelte der Elf entspannt.

Zwar besaß er keine Stimme, doch war er imstande mit der Zunge ein Schnalzen zu äußern. Sanft aber bestimmt zog er an den Zügeln um dem Tier begreiflich zu machen, dass sie harmonisch als Einheit diesen Ritt unternehmen würden und er keineswegs beabsichtigte, sich über es hinwegzusetzen. Das Pferd stieß ein leises Wiehern aus und ruckte den Kopf nach oben, wobei die Mähne aufstob und Váelerio's Schenkel drückten sich instinktiv enger an den Sattel um seinen Halt zu wahren. Es gelang ihm indem er sich an die Zügel klammerte und sie straffte, doch eiligst biss er sich fest auf die Lippe und senkte beschämt den Blick. Der Druck in den Schenkeln erinnerte ihn an vergangene Nacht und wie sich sein Leib in ähnlicher Position mit dem von Roenan verband. Diese Erinnerungen verhalfen ihm gerade keineswegs zu einem konzentrierten Denken und obwohl er wirklich versuchte der Versuchung standzuhalten, hielt eine gewisse Wärme Einzug in seinem Leib und unter den vielen Schichten der Schutzausrüstung war sie deutlich zu fühlen. Rookėon 's Hand, wie sie sich über seine Haut streichelte und ihm heiße Wallungen erreizte.

Das Pferd stieß ein ungehaltenes Wiehern aus und verlagerte das Gewicht von Huf auf Huf, scheinbar spürte es die veränderte Motorik des Elf und erinnerte ihn daran, dass er sich die intimen Gedanken für die Nacht aufbewahren mochte um sie mit der Hand nachzuahmen. Entschuldigend legte er die spitzen Ohren an und tätschelte die Mähne, beruhigte das Tier und nahm sich vor, die privaten Gedanken fernzuhalten von allem, was in Bezug zu Krieg und Missionen stand. Verzeih mir. Ihm gefiel es hier oben zu sitzen und einen Überblick über die Truppen zu erhaschen, wie sie sich in Aufbruchstimmung gegenseitig anstachelten und von der Seite anredeten mit Beleidigungen, die mit einer noch herberen Beleidigung quittiert und schließlich mit einem kehligen Lachen deeskaliert wurden. Kameradschaftlich neckten sie sich und zogen gemeinsam in den Kampf für eine Sache, die weitaus bedeutender war als das Leben eines einzelnen.

Welchen Zweck hat ein Leben, munkelte er wahrlich in Nachdenken versetzt, das ausgelöst durch die hundertschaften an Ferocez wurde, sofern man damit nicht für das einsteht, wovon man überzeugt ist? Ein Leben verbracht mit dem dahin vegetieren ist keines, was dem Tod würdig ist.

Seufzend fuhr er sich durch die Haare und strich die Zopfgeflechte auf den Rücken, wo der Wind sich an den Strähnen erfreute und neckisch damit spielte. Lange reichten sie ihm schon hinab, mit jedem Mondwechsel ließ sich eine Flechtstrophe mehr anreihen und inzwischen empfand er es als rechtmäßig, dass er sich keiner Rasur unterzog. Zwar reihten sich noch keine Siege an seinen Namen die er erbracht als Ferocez leistete, doch die Narben an der Kehle und der Seele reichten völlig aus, um sich im Triumph die Haare zur ansehnlichen Krönung zu flechten. Der wackerste Krieger vermag sich nicht mit dem Sieg über den Tod zu rühmen, so wie ich es kann. Dunkle Illusionen verdüsterten ihm das Gedächtnis, hielten fern was sich damals tatsächlich zutrug und die Identität seines Peinigers, seines Mörders, die würde er ebenso wenig erkennen wie den, der er einst war. Und Váelerio war imstande, damit abzuschließen.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt