43 - Hilfe von einem Freund

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Der nächste Tag brach an, und mit ihm legte sich eine düstere Stimmung über Kestramoré.

Die Luft wirbelte in stürmischen Böen durch die Baumwipfel und ließ Tannennadeln und trockenes Geäst zu Boden regnen, wo es sich wie eine tote Decke über den Stützpunkt breitete und jegliche Laute unter sich begrub. Trostlos wirkte die einst heimische Niederlassung, beraubt der Essenz die es zu einem berüchtigten Ort der Kampfkunst machte.

Es war der erste Tag vom Ende der Welt, wie sie bislang exisitierte.

Mit der Kutte zugeknöpft, um gegen den kalten Wind abzuschirmen, stapften Taèlione und Rookėon über die Pfade der Wälder und schwiegen in Gedanken versunken. Was auf sie zukommen würde, das erforderte präzise Vorbereitung und einen geschärften Verstand, sie wollten keinesfalls riskieren die Besprechung mit gemindertem Fokus zu führen und weil sie imstande waren, ohne Worte zu kommunizieren, rückten sie näher zusammen. Ihre Schritte passten sich einem gleichmäßigen Tempo an und Taèlione bemerkte aus dem Rande des Sichtfeldes eine Bewegung. Rasch wandte er sich der Gestalt nach und erhaschte gerade noch, wie sich der Satyr mit einem nervösen Zucken umdrehte und hinter einem Gebüsch verschwand.

Argwöhnisch verharrten die grünen Augen noch einen Moment an dem Gebüsch, sie wollten abwarten ob sich der Satyr zu erkennen getraute und den Hintergrund für das stumme Angaffen offenbarte, doch er zeigte sich nicht mehr. Rookėon bemerkte Taèlione's Misstrauen und wie er dem Blick folgte, da wurde ihm klar was ihm das Gemüt verzagte und mit einem ungläubigen Lächeln sprach er aus, was er nicht dachte erst aussprechen zu müssen, damit er es Taèlione begreiflich machte. „Sag mir nicht, du hast ihre heimlichen Blicke nicht bemerkt? Oder wie sie hinter dir flüstern, wenn du an ihnen vorbei gehst?", hauchte er überschwänglich und offenbar traf er einen wunden Punkt, denn die Reaktion fiel mit einem ahnungslosen Schulterzucken aus. Rookėon warf sich die Haare über die Schulter und wie die eingeflochtenen Schmuckstücke klimperten, eröffnete er Taèlione den Status, den er in der Gemeinschaft eingenommen hatte als er seine Stimme zurückerlangte.

„Du wurdest zu einer Verkörperung ihrer Hoffnungen. Sie sind überzeugt davon, du wärst das, was uns den entscheidenden Vorteil zum Sieg garantiert"

„Sieg?"

Taèlione hob fragwürdig eine Braue und verdeutlichte damit, wie wenig er diese heroischen Glorifizierungen seiner Person guthieß und, dass er es ablehnte, sich in diesem Licht zu sonnen. Es lag ihm fern, sich mit Ruhm zu schmücken in einer Angelegenheit, in der von Ruhm keine Rede war. Er seufzte und schüttelte den Kopf, verwarf sämtliche Lobsagungen und lenkte den Fokus zurück auf das, was man mit einem Leben voller Gewalt offenbar aus den Augen verlor.

„Im Krieg gibt es keine Sieger"

„Du hast Recht. Die Ferocez kämpfen trotzdem, sie kennen schlichtweg keinen anderen Lebensinhalt", gestand Rookėon ihm zu und wie er ihn von der Seite betrachtete, musste er sich daran erinnern, dass diese Weisheiten aus einem Wesen stammten, der in diesem jungen Alter mit keiner derartigen Gewalt konfrontiert sein sollte. Die Striemen auf seiner Kehle und das verlorene Ohr sprachen eine andere Sprache. Dennoch hob Taèlione sein Haupt und bekannte sich zu dem, der er war und tat es mit einer so unerschütterlichen Überzeugung, dass es Rookėon zu selbigem Selbstvertrauen inspirierte.

„Sie werden lernen, zu leben", versprach Taèlione und wie er sich mit einem Schmunzeln zu Rookėon beugte, da mochte er diesen Worten einfach vertrauen. „Dies wird der letzte Krieg sein, der euren Kampfgeist verlangt"

Dieser Aussicht bin ich durchaus sehr angetan. Rookėon fasste Taèlione an der Hand und bedeutete ihm, stehen zu bleiben. Ihre Finger verschränkten sich und er küsste ihm den Handrücken, verlor sich dabei in den grünen Augen und war gewillt sich nach diesem Krieg für immer in den grünen Labyrinthen zu verirren, um der irdischen Welt abzuschwören. Sie strahlten Ruhe und Abenteuer zu gleichen Anteilen aus, und Rookėon ertappte sich dabei wie er sich befand, dass er wahrlich genug Blut vergossen hatte. Wo er bislang von Gewalt lebte, da wünschte er sich mit einem Mal einen anhaltenden, beständigen Frieden.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt