23 - Albträume aus der Vergangenheit

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Wie lange eine Nacht andauerte, merkte man erst, sobald man sich den Sonnenaufgang herbei sehnte. Ebenso in umgekehrter Manier erschien die Nacht so entsetzlich begrenzt, hegt man den Wunsch, die Zeit möge stehen bleiben.

Für Rookėon fühlte es sich so an, als stünde die Zeit gegen ihn und raubte die wertvollen Sekunden viel zu schnell mit sich fort. Sein Körper war durchzogen von Zufriedenheit und Erschöpfung, beides in einem ausbalancierten Gleichmaß. Und so lag er da, all seine Kraft vertan und aufgestützt auf einem Arm hielt er den Kopf schief geneigt, denn nur dieser Winkel erlaubte es ihm, auf das schlafende Antlitz des Elfen zu schielen. Unter der Decke lagen sie so dicht aneinander geschmiegt, dass die Konturen voneinander verschwammen und sie sich die Wärme teilten. Rookėon , dessen einer Arm locker um Váelerio' Mitte drappiert ruhte, blinzelte träge und seufzte so langgezogen, dass die Versuchung zu gähnen schwer bezwingbar war. An seiner muskulösen Vorderseite fühlte er die weichen Konturen von Váelerio, die sich perfekt einfügten und vorsichtig hob Rookėon die Hand, streichelte eine weiße Haarsträhne von der Wange hinfort und hauchte einen Kuss auf das spitze Ohr. Schlafe in Frieden, dachte er mit einem verklärten Funkeln in den Augen, dich zu hüten, das gibt mir innere Ruhe.

In seinem Verstand tauchten Bilder dieser Nacht auf, erinnerten ihn an eine der schönsten Lebenserfahrungen. Wie sie sich auf der Lichtung beglückten und es zu Bette wiederholten, mit sinnlichen Bewegungen ineinander glitten und erst ein Ende fanden, als sich keiner mehr für eine Fortsetzung erheben konnte. Glücklich und zufrieden hatten sie sich angeblickt, und Váelerio dämmerte in Rookėon 's Armen hinfort in eine Bewusstseinsebene in der keinerlei Negativität bestand. Nun lag er hier, in Rookėon 's Schlafgemach und dem festlichen Gewand auf dem Boden verteilt, mit ruhigen Atemzügen und es fühlte sich an, als wäre dies unmissverständlich der Ort, an dem er aufenden sollte. Der ihm vorbestimmt war zu finden, sowie es dem Ferocez ein unausweichliches Schicksal darstellte, sein Herz an einen solchen zu verlieren, den er niemals glaubte als etwas anderes zu sehen als einen Feind.

Müde seufzte der Mann und strich sich ein Zopfgeflecht über die Schulter, plötzlich erschien ihm die lange Haarpracht als geheucheltes Diebesgut, denn den Kampf gegen die Versuchung hatte er verloren und wie er Váelerio beim Schlafen betrachtete, munkelte er, müsse er sich die Haare eigentlich abschneiden.

Plötzlich kehrte Unruhe in die friedliche Miene, sie verzog sich und der Elf zuckte so arg zusammen, dass Rookėon hellwach in Alarmbereitschaft versetzt ebenso aufruckte. Váelerio fuhr auf und hinfort war der friedliche Schlummer. Die Augen standen weit aufgerissen und er setzte sich kerzengerade hin, klammerte sich so kräftig in die Decke dass ihm die Knöchel weiß hervortraten und es ängstigte Rookėon furchtbar, den blanken Horror in den hellgrünen Augen zu sehen. Váelerio öffnete den Mund, seine Atemzüge gewannen an Intensität und je heftiger er sich die Lungen vollsog, desto weniger schien es zu wirken und entgeistert starrte er Rookėon an. Der Mund stand ihm offen und weit aufgerissen zu einem Schreien, doch die tote Stimme vermochte nicht den Grund zu offenbaren, weswegen Váelerio aus dem Schlaf gerissen in diese Panik verfiel. Besorgt rückte Rookėon näher und legte eine Hand auf die kreidebleiche Wange, rieb beherzt an ihr um Váelerio zurück in den Körper zu locken, denn er war nicht allein und Rookėon würde ihn gegen das verteidigen, was ihm diese Angst bereitete.

„Váelerio? Hörst du meine Stimme?", erbat Rookėon und rechnete mit keiner vernünftigen Antwort, so losgelöst Váelerio aus diesem Körper wirkte, die erhielt er nicht. Váelerio Mund prangte auf um zu Schreien, doch nur die aufgerissenen Augen ließen den Horror erahnen, den er in diesen Momenten durchlitt und die Stimme gab nichts aufschlussreiches preis. Albträume?, spekulierte Rookėon und kniff die Lippen argwöhnisch aufeinander. Verfolgen in die Erinnerungen seines Todschlags inform von Albträumen? Wenn dem so wäre, dann durchlebt er grade unterbewusst, was ihm der Verstand weigert zu erinnern.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt