30 - das Ablenkungsmanöver

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„Unfug", quittierte ein Späher und schüttelte höchst unwohl den Kopf, wobei ihm die Zopfgeflechte über die Schulter flogen. „Es gibt keine Geister, hat es nie und wird es nie. Dir steigt der Rum ordentlich zu Kopf, Cantorix"

Missmutig verkniff Cantorix das Gesicht und fühlte sich herber Kritik ausgesetzt, die er persönlich nahm und ansetzte, seine Ehre zu verteidigen. „Zeig dich in Ehrfurcht vor den Folkloren, du Narr. Wenn du sie schon mit Verachtung strafst für ihren Ursprung, darf ich dich auf einen anderen ihrer Nutzen aufmerksam machen. Sie grausen Kinder damit sie sputen, und den Weibern treibt's vor Angst die Feuchte in die Höschen"

Schallend lachte er und wie er dasaß, mit dem Kopf in den Nacken gerissen und prustend als einziger, der diese Äußerung witzig befand, da wägte Váelerio ab ob sich seine Zeit nicht doch lieber zu einer Aussprache mit Yoontos hin verneigen sollte, womöglich würde er somit nicht gänzlich untätig rumsitzen und abwarten, bis die Müdigkeit Besitz über ihn ergriff. Protheus zu seiner Rechten schien diese Empfindung zu teilen, zumal er verdächtig lange an dem Rum nippte um zu vertuschen, dass ihn die rauen Sprüche zu keiner prustenden Lache erfreuten.

„Was hat unsre Mission denn überhaupt mit Folkloren gemein?", hickste einer der Späher und lenkte die Aufmerksamkeit damit auf sich, er wankte bereits verdächtig und stützte den Kopf auf der Hand ab um der Müdigkeit zu trotzen. „Rein gar nichts. Angst willst du uns einjagen mit Märchen, die man Kindern erzählt. Besser ist's, du lässt den Becher trocken für heute, Cantorix", meinte er mit trägem Blinzeln.

Naserümpfend winkte der selbst ernannte Erzähler ab. „Wir nutzen die Nacht dafür, wozu man kein Licht benötigt...", raunte er mit warmen Atem aus dem der Alkohol duftete und die verklärten Augen fanden die des Elf, die sich in Bedrängnis versuchten dem Starren zu entziehen. „...meinetwegen stellst du dir vor, es wär Rookėon für den du dich auf den Rücken legst. Ist lange her, seit dich ein Mann gehabt hat", lüsterte Cantorix und grinste, wackelte mit den Augenbrauen und bot die Hand an Váelerio, der in bedächtiger Stille ein wenig abrutschte um außer Reichweite der klobigen Finger zu bleiben. Diese Nähe stimmte ihn unwohl und bevor sich Cantorix benebelt vom Rum zu einer unverzeihlichen Tat einließ, da ging Protheus dazwischen und verdeutlichte die Barrikade mit seinem Schwert. Führe deine Hand näher an ihn, und du verlierst sie mitsamt deiner unbedachten, lüsternen Zunge. Auf der Klinge reflektierten sich die hellen Flammen des Feuers und wie sie das Schwert beleckten, grummte Cantorix in langsamer Einsicht. Abwehrend hob er die Hände und rückte ebenfalls ab vom Elf, denn selbst durch den Rum war es seinem Verstand möglich sich auszumalen, welche grauenvollen Strafen sich Rookėon für ihn einfallen lassen möge, sollte die Kunde an sein Ohr dringen, er habe sich dem Elf unpassend genähert.

„Mir scheint der Rum wird dir übermächtig, in zunehmendem Alter", frotzelte ein anderer Späher mit verklärten Augen und er schielte schon halb an Cantorix vorbei, wankte bedrohlich in seinem Schneidersitz und er gackerte hemmungslos los, als er die Balance verlor und nur durch das Eingriffen von seinem Nebenmann den halbwegs aufrechten Sitz behielt. Cantorix murmelte etwas und wohl handelte es sich um einen spitzen Kommentar, der auf falsche Ohren traf. Die beiden verfielen in eine angeregte Zankerei, in der sie versuchten sich mit immer kreativeren Beleidigungen anzusticheln und wohin es für die meisten ein köstlicher Spaß war, da saß Váelerio mit erhöhten Brauen dazwischen und wusste nichts mit sich anzufangen.

Protheus erkannte, dass Cantorix wohl keine weiteren Details über die Mission nennen würde, gemessen an der intensiven Schimpftirade die er mit dem Späher flocht, und so bedeutete er dem Elf, sie würden sich zurückziehen und in Zweisamkeit dieses Gespräch fortführen. Sie verabschiedeten sich von den anderen und bahnten sich einen Pfad durch die Ferocez hindurch, umrundeten am Boden eingeschlafene Männer und Váelerio hütete sich zu hinterfragen, an wen diejenigen wohl dachten, die sich allein in ein Zelt zurückzogen und im Schutz der Nacht lüsterne Stöhner ausstießen. Protheus entgingen die roten Wangen des Elf keineswegs, doch er empfand diese Zustände in einem Lager bei Weitem nicht so obszön weil er jahrelang schon in Lagern zutat und mit den veränderten Lebensbedingungen vertraut war. Um eine kurze Erklärung zu tun wandte er den Kopf zur Seite und wisperte in anständiger Manier, mit der Hoffnung, die Erklärung würde sich als Entschuldigung über Cantorix Bedrängnis erstrecken: „Sieh es ihnen nach. Die meisten von uns verbringen ihr Leben entweder im Kampf, oder in Lagern wie diesen um darauf zu warten, bis der Kampf beginnt. Zudem rühmen sich aktive Krieger nicht oft damit, dass irgendwo eine Frau auf ihre Rückkehr wartet"

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt