54 - Epilog

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Gedankenverloren seufzte Chimiras und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken.

Seine Füße durchstreiften befreit von dem ledernen Schuhwerk das Gras, es kitzelte zwischen seinen Zehen und erinnerte ihn daran, dass es eine Existenz abseits dunkler Kriegsgräben und unerschlossenen Steppenlandschaften gab. Dass er eine solche Existenz besaß und sich gut daran tat, sich daran zu erinnern. Er würde sie fortan ausleben dürfen.

Gemächlich schlenderte er den Pfad entlang, den er in den vergangenen Monaten allzu gut kennenlernte. Er führte ihn durch die belebten Unterkünfte von Satyren und Banshees, vorbei an den angelegten Gärten und Gewächskonstruktionen mit reifen Früchten die zum Pflücken lockten. Naturgeister würden allerdings die vorwitzigen Hände eines jeden abbeißen, die die wertvollen Pflanzen vor ihrer Erntezeit stahlen. Wie er um sich herum die ersten Strahlen des Abendlichts betrachtete, seufzte er tief. Sein Gewand erstrahlte in dem satten orangfarbenen Licht hellbraun und seinen anfänglichen Zweifeln trotzend, vermisste er die schwarze Lederkluft an seiner Statur nicht.

Zu besonderen Anlässen legte er sie nur mehr an, doch einen täglichen Gebrauch fand sie lange schon nicht mehr.

Chimiras bestritt kein aktives Militäramt mehr.

Er hatte sich sprichwörtlich zur Ruhe gesetzt und setzte seine Fähigkeiten inzwischen für gute Zwecke ein, wie Fährtenlesen oder der Verteidigung der neuen Siedlung. Mit den Freiwilligen bildete er Wachdienste und Patroullien ohne dafür zu tief in der Ausbildung zu gehen, was die Anwendung mit Waffen betraf.

Chimiras atmete tief ein, nahm den Duft aus Gras und Wildblumen wahr und fühlte sich geborgen. Alles war friedlich, alles war still. Das habe ich vermisst, gestand er sich ein und fühlte sich tief verbunden mit diesem offenen Geständnis, das er sich selber erlaubte. Ich habe es vermisst, keine Furcht zu empfinden. Nun lebe ich befreit von Verfolgungsangst und Kopfgeldern auf mich, und ich frage mich, wie ich das Leben damals als Leben definieren konnte. Es war...überleben.

Er fühlte sich behütet in diesem Zufluchtsort und während er seinen Blick über die gut besiedelten Waldgebiete schweifen ließ, da erfüllte es ihn mit Stolz, wissend, dass sich die harte Arbeit gelohnt hatte. Diese Zivilisation aufzubauen hatte anfangs für Schwierigkeiten und erheblichen Aufwand gesorgt, doch das Ergebnis unterbreitete sich ihm in einem wunderbaren Ausmaß an Seelenheil, das ein jeder finden durfte, der sich nach Kestramoré vorwagte.

Kestramoré, dachte er für sich und blieb stehen, um dem Sonnenuntergang zuzusehen. Ein Anblick, den er zu schätzen erlernte. In welch anderem Licht die Wälder erstrahlen, nun, da sie als Refugium für diejenigen dienen, die ein Leben in Frieden und Bescheidenheit ersuchen.

Die kühle Brise benetzte ihm die Wangen und nahm die Wärme hinfort, die sich in dem Sommertag angestaut hatte und verloren von der Wärme war Chimiras zumute, als erkalten ihm die Gliedmaßen. Beherzt rieb er die Hände aneinander und blies wärmend auf die Finger, damit sie sich wieder bewegen ließen. Seine Augen fanden den glühenden Planet, der sich über die Waldwipfel senkte und das letzte Tageslicht erblutete, bevor die Nacht Einzug hielte und eine mystische Atmosphäre schuf, in der sich längst vergessene Magien aus der Vergessenheit erhoben.

Friedvoll war es, meinte sich Chimiras mit der neuen Ordnung in den Wäldern sicher zu sein, wie sich die Lebensqualität veränderte und tatsächlich erinnerte nur mehr wenig daran, dass sich in Kestramoré einst die gefürchteten Ferocez verschanzt und eingehaust hatten. Die Baracken und Unterkünfte der Krieger waren nach dem Bruch der Gemeinschaft erhalten geblieben, als die Kämpfer sich in die Welt aufmachten um das Leben zu führen, das ein jeder sich insgeheim wünschte. Wenige würden im aktiven Militärsdienst bleiben, sie kämpften ihr gesamten Leben und es war verständlich, dass sie sich eine andere Erfüllung suchten. Die Ferocez hörten schlichtweg auf, als Kriegerstamm zu exisiteren. Als einzige waren Chimiras und Hoėsidorr zurückgeblieben, um das Gebiet mit ihrer Anwesenheit als bewohnbaren Raum zu markieren. Ihnen hatten sich eine Vielzahl von Rassen angeschlossen, die unter ihren Weisungen hier eine Zuflucht fanden und dem Krieg gänzlich abschworen.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt