34 - Hinterhalt in Pendilór

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In der Ferne donnerte es.

Etwas Lautes durchdrang die Stille und übertönte den Regen.

Die Bedeutung dieser Geräusche war sofort jedem Klar und Váelerio konnte gar nicht so schnell zu seinem Schwert greifen, da sauste ein Pfeil haarscharf an seinem Ohr vorbei. Schreckhaft zog er den Kopf ein und verfiel in eine geduckte Haltung, er wandte den Kopf und versuchte sich über die Truppen einen Überblick zu verschaffen. Das einzige, was ihm in diesem kurzen Moment klar wurde, war, dass die Ferocez ihre Waffen zückten. Sie wurden angegriffen. Eilig griff er nach dem Schwert und hob es schützend vor sich, er folgte dem einheitlichen Manöver und nahm seinen Platz an der Linie ein, die sich quer in der Straße aufstellte und eine unbrechbare Barrikade bildete gegen das, was diesen Lärm auslöste.

Angriff ist die beste Verteidigung, wiederholte er ein Mantra, welches er von Chimiras im Training lernte.

Das Herz klopfte ihm bis zum Hals und er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sich ihm der Magen umdrehte. Gerade spielten ihm die Nerven einen Streich und er fürchtete zu einer Belastung für den Kampf zu werden, doch er irrte sich. Das Geräusch veränderte sich, der Lärm löste sich auf in mehrere Ursprünge und mit einem Mal realisierte er, was sich vor seinen Augen zutrug.

Aus den verlassenen Straßen stürmten Elfen herbei, sie stimmten ein Gebrüll an mit dem sie wie eine Welle über die Ferocez einbrachen und die unzähligen Waffen die ihnen entgegen gereckt wurden, die stellten sich erst auf den zweiten Blick als zweckentfremdete Haushaltsgeräte heraus. Faelaraian hob unschlüssig eine Braue und schielte zu seinen Nebenmännern. Zwei Satyren begafften die Elfen und es war Yoontos, der als erster die Konfrontation suchte.

Mit einem hämischen Lachen.

Er löste sich von der Spitze der Barrikade und schritt auf die Elfen zu, die sich in ihrer Formation als gewöhnliche Bürger entlarvten und keine einzige Rüstung am Leib trugen. Die Hemden und Gewänder hingen ihnen klitschnass an den hochgewachsenen, schmalen Körpern und die Mistgabeln und Schürhaken dämpften ihren mächtigen Eindruck auf nicht ernst zu nehmende Kontrahenten.

„Wen hat der Regen denn hier herangespült?", frotzelte Yoontos und besah sich die Auswahl an aufgebrachten Bürgern, die zwar einen tapferen Eindruck vermittelten, allerdings mit unsicheren Haltungen preisgaben, dass sie von Furcht halb ertaubten. Zurecht, denn sie stellten sich den berüchtigten Ferocez und den einzigen Vorteil, den sie auf ihrer Seite wussten, war ihre Überzahl. Yoontos ließ sich davon nicht beirren, im Gegenteil, es erheiterte ihn zu zählen, wie viele Spitzohren er an diesem regnerischen Tag noch ausschlachten dürfte. Seine Fratze hob sich zu einer düsteren, todbringenden Offenbarung: „Ihr Feiglinge traut euch wirklich aus den Ruinen hervor, um mit Gabeln und Weibern gegen uns zu kämpfen?"

Die männlichen Elfen zogen die Brauen zusammen, denn zwar befanden sie sich in der Unterzahl, doch kampflos würde keiner ihre Stadt aufgeben. Es war alles, was sie noch hatten und sie würden lieber sterben, als den Ferocez ihre Heimat zu überlassen. „Kehrt um und verlasst Pendilór, dann verschonen wir eure Leben", rief einer aus der Masse und es erweckte in Yoontos einen Durst. Blutdurst. Váelerio kniff die Augen gegen den Regen zusammen um zu beobachten, was sich zutrug, doch durch die vielen einprasselnden Eindrücke konnte er sich nicht auf Yoontos Ansprache konzentrieren und so musste er sich unwohl damit zufrieden geben, dass Yoontos als Truppenführer das Beste für die Gemeinschaft verfolgte. Und er nicht wegen des Schlüssels noch so aufgebracht ist, dass er sich waghalsig auf einen Kampf einlässt, hoffte er inständig und schluckte hart.

Die Elfen schienen sich untereinander nicht ganz einig zu sein, ob sie einen Kampf tatsächlich erwidern würden, denn sie waren die letzten Bewohner dieser Stadt und bestehend aus einfachen Leuten und Handwerkern verstanden sie nicht viel von der Kriegsführung. Bislang hatte sich kein Eindringling in eine zerstörte und verlassene Stadt getraut. Pendilór war eine Ruine, deren effektivster Schutz der Ruf des Falls gewesen war.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt