12 - verlorene Erinnerungen

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Der Unterschlupf zwischen den dunklen Bäumen wirkte wie ein errichtetes Feldlager, das über viele Mondzyklen hinweg gefestigt und enorm ausgebaut wurde und zur jetzigen Gegenwart keinerlei Berührungspunkte mehr mit dem aufwies, wie es einst begann. Entstanden aus dem Zweck heraus den ersten Ferocez einen lebenswürdigen Rückzugsort zu bieten, wuchsen deren Nachfahren und aufgenommenen Gesetzesverbrecher zu einer funktionierenden Gemeinschaft heran und gestärkt im einvernehmlichen Zusammenhalt, gewannen die Ferocez eine immense Größe und Reichweite. Wie ein unzähmbarer Sturm fegten die Ferocez durch die Welt. Über die Reichsgrenzen hinaus verbreitete sich ihr Ruf und so schlossen sich ihnen Lebewesen aller Gattungen an, deren bösartiges Wesen aus dem Schatten des Mondes geboren war und die dem zufolge die düsteren Interessen der Ferocez teilten. Von Trollen, Gnomen, Zwergen, Sartyren und Gestaltwandlern bestärkt war es den Ferocez im Lauf der Jahrhunderte gelungen, von Gesetzesflüchtlingen zu einem beeindruckend bedrohlichen Kriegerstamm aufzusteigen und ausgerüstet mit der unbekehrbaren Loyalität aller Stammesmitglieder denen entgegen zu treten, die für das Leid der Ferocez verantwortlich waren.

Elfen.

Vom anfänglich mobilen Militärsstützpunkt blieben bis heute als einziges Relikt die ausgebauten Wege und Pfade erhalten, die als witterungsbeständige Infrastruktur sämtliche Kernelemente des Grundrisses miteinander verband. Waffenlager, Schmiede, Näherei, private Unterkünfte. Stallungen für Reittiere schlossen sich an Wachposten an, die zu jeder Tageszeit von wachsamen Spähern besetzt waren um rechtzeitig vor feindlichen Annäherungen zu warnen. Von zentraler Bedeutung war das auf einer Anhöhe errichtete Hauptquartier, in dem Roanan als Stammesoberhaupt lebte. Die schwarze Residenz umfasste eine Dimension, in der genug Wohnraum für ein Platoon zur Verfügung stünde, doch es oblag ihm allein es zu nutzen und wie seine Vorfahren übernahm er die Aufteilung zwischen Wohnbereich, und abgetrenntem Militärbereich. Dort hielt er Kriegsräte mit den obersten Verantwortungsträgern ab, besprach taktische Feldzüge und ließ sich von den ausgesandten Kundschaftern die gesammelten Informationen über feindliche Events darlegen.

Der Rest der neu entstandenen Zivilisation glänzte mit komplexen Baukonstruktionen, die den geheimnisvollen Wald zu einem erschlossenen und komfortablen Lebensraum erhoben. Der sich vom einfachen Zelt bis hin zu utopisch gebauten Baumhäusern erstreckende Stützpunkt besaß alles, was man für ein abgeschiedenes Leben dem Kampf gewidmet brauchte. Trainingsareale fanden Anwendung sowohl zum Aufbau nicht vorhandener, als auch zur Vertiefung bestehender Kampferfahrung und es war keine Seltenheit, dass sich Chimiras zwischen seiner Verpflichtung als Batallionsführer herausnahm, sein Wissen mittels Vorführungen an seine Brüder weiterzugeben. Unter seinem erfahrenen Kommando agierten allzeit mehr als 3.200 Bogenschützen, denen er die effizientesten Techniken anlernte zum einzigen Zweck, auf dem Schlachtfeld bestens gerüstet zu sein. Chimiras besaß ein hohes Verantwortungsbewusstsein, ebenso wie Empathie und der Zusammenhalt unter Brüdern lag ihm am Herzen.

Verpflegungsbereiche wurden stets ordentlich geführt von weniger dominanten Persönlichkeiten und wohin nicht ein jeder das Talent zum Kämpfen besaß, da entpuppte sich eine Fertigkeit in der Wildjagd oder dem Ersuchen von Heilkräutern für die Heiler des Lazaretts. Ebenso fand Freizeitgestaltung Berücksichtigung, die sich im überschaulichen Kreis von Musizierenden äußern durfte. Jemand musste ja beim Festschmaus nach erbrachtem Sieg die Stimmung begleiten, und niemand anderes vermochte die Gemüter ausgelassener zu heben, als Banshees.

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Drei Wochen nach seinem Erwachen teilte Esmeneth dem Elf mit, dass die Rippenbrüche allesamt auskuriert waren und ein erster Versuch an der Krücke durchgeführt werden konnte.

Mühsam war es gewesen, als der Elf sich aus dem Krankenbett erheben durfte.

Die Angst hatte überwogen, als er die Decke zurückgeschlagen und auf das dick verbundene Knie geblickt hatte, das in keinem Verhältnis zu dem Schaden stand, der angerichtet im Verstand keine Hoffnung auf Heilung zuließ. Noch glich es einem absurden Hirngespinst, noch war er in der Lage gewesen die Folgen dieses kaputten Knies zu verleugnen, solange er eben im Bett vegetierte und sich die Wartezeit mit krampfhaften Versuchen überbrückte, die vergessenen Erinnerungen zu erwecken. Nichts zeigte Wirkung, weder verschiedene Düfte noch die skurrilsten Fragestellungen lösten einen Anhaltspunkt aus. Irgendetwas musste in seiner Vergangenheit passiert sein, dass ihm die Seele so entsetzlich erschütterte und zerbrach, dass sich der Geist aus Selbstschutz nun völlig verschlossen hatte.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt