51 - bitter ist der Hass zwischen Brüdern

11 4 0
                                    

Jincher's Schritte hallten klackend von den Wänden wieder.

Ächzend zerrte er Taèlione hinter sich her und kümmerte sich nicht darum, dass er ihm die Haare vom Kopf riss. Gewaltsam stieß er ihn zu Boden und umrundete das zusammengesackte Häufchen Elend, kniff plötzlich die Augen zusammen und machte einen Satz nach vorne. Schneller als Taèlione begreifen konnte was er vor hatte, da packte Jincher ihn am Bein und durchtrennte die Schnürungen der Bandage und mit einem Mal fühlte sich Taèlione zurückversetzt an den Kiesweg. Als Jincher ihm das Knie zertrümmert hatte und er nun in selbiger Hilflosigkeit schwebte. Bangend. Verzweifelt. Ausgeliefert.

„Ich bin es leid, dass du mir entwischt", zischte er und verpasste der Bandage einen kräftigen Tritt, womit sie in unerreichbare Ferne schlitterte. Wie ein Raubtier umkreiste er den ausgelieferten Bruder und zog die Schlaufen enger um ihn, verweigerte ihm die Chance auf Flucht und würde sie trotzdem versucht werden, Jincher hätte genug Hemmungslosigkeit um Taèlione an den Händen aufgespießt am Boden festzunageln. „Du bist eine Schande für unsere Familie", höhnte Jincher ohne Zurückhaltung und riss an einem Zopf, womit er Taèlione scharfe Schmerzen zufügte. Unter den weißen Haaren legte er die vernarbte Schnittwunde frei, die ihm sadistische Befriedigung einbrachte und er war versucht, das zweite Ohr in selber Narbenbildung abzuschneiden. Schallend lachte er und beugte sich über seinen Bruder, der hilflos unter ihm lag und gegen die Schmerzen ankämpfen musste, um bei Bewusstsein zu bleiben. Stöhnend blinzelte er und schmeckte Blut auf seiner Lippe, es schmeckte nach bitterem Metall.

„Würde Vater dich so sehen, so schwach...", spuckte er abfällig und blähte die Nasenflügel. „...er würde auf der Stelle tot umfallen. Du als sein Liebling bringst solche Schande". Jincher wartete einen Moment ab. Nichts passierte. Die Stille zog sich unerträglich in die Länge und er befand es für ausreichend um seine Dominanz auszuleben. Niederträchtig wie er war, trat er Taèlione in den Magen und im Schwung überschlug er sich einmal, blieb auf dem Rücken liegen und keuchte schmerzhaft. Jincher stellte ihm den Fuß auf die Kehle um zu zeigen, dass er ihm überlegen war und es nie anders gewesen war.

Wimmernd röchelte Taèlione und versuchte den Fuß wegzuschieben. Es gelang ihm nicht. Sein Herzschlag sauste wie Blitzschläge durch seine Venen und er war ausgeliefert an die bösen Absichten, die Jincher für ihn im Sinn hatte.

„Was hast du vor", stöhnte Taèlione und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte um sich ein paar weitere Sekunden zu verschaffen. Auf Spielchen würde Jincher nicht hereinfallen, dafür verhielt er sich zu intelligent, denn die Rache war ein noch stärkeres Gefühl als die Hoffnung und er war nicht gewillt, den Bruder ein weiteres Mal am Leben zu lassen. Dessen war er sich absolut sicher. Mit den schwarzen Haaren auf den Rücken wie ein Umhang trat er einen Schritt zurück, blickte hinüber zu dem Eingang und was er dann tat, überraschte Taèlione. Er brauchte ein paar Momente um den hinterlistigen Plan zu entlarven, doch als es ihm klar wurde, da durchfuhr ihn die Angst. Doch es war mitnichten die Angst um sein Leben, die ihn lähmte und die Stimme versiegelte, es war die Angst um seine Freunde die ausgelöst durch Jincher's Worte ungeahnte Dimensionen annahm.

„Ich habe gesehen, wie der Anführer der Ferocez dir nachblickte", säuselte er keinen Hehl daraus machend und schon war da ein Messer in seinen Händen, das bedrohlich im Licht reflektierte. „Er wird dir nachlaufen um zu Hilfe zu eilen, dem Geliebten, und sobald er dich findet..."

Taèlione stieß einen bröckeligen Laut aus und Tränen der puren Angst stiegen ihm in die Augen, er schüttelte flehend den Kopf bis ihm die Haare die Sicht nahmen. Jincher zog sich das Messer symbolisch über den Hals um zu demonstrieren, wie er Rookėon beabsichtigte zu überlisten und sich den ruhmreichen Titel als Bezwinger des Wilden zu sichern. Dieses Vorhaben spiegelte die dunkelsten, grausamsten Abgründer der Seele wieder und es erschreckte Taèlione, dass dieser Elf das Blut seines Vaters teilte.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt