36 - das dunkle Erwachen

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Plötzlich donnerte es.

Wasser spritzte.

Váelerio kniff die Augen zu und sah weg, es klang als wäre ein Donnergrollen direkt von den Wolken hervorgebrochen und in die Stadt eingeschlagen. Das Wasser schwappte ihm gegen die Wange und als er nach dem Himmel Ausschau halten wollte, da stockte ihm das Herz in der Brust. Tränen fielen von den Augen und er weinte, er weinte und wusste sich nicht zu beherrschen so entsetzlich groß war der Gefühlssturm, der ihn durchbrauste.

„Vae? Vae hörst du mich?", kämpfte die bekannte Stimme gegen den Regenschwall an und bevor er die Möglichkeit bekam zu antworten, da lehnte sich die Gestalt schon nach hinten und brüllte so laut sie imstande war: „Er ist hier! Ich habe ihn gefunden! Helft uns!"

Váelerio schluchzte und konnte sich nicht beruhigen, zu aufgewühlt war er und es entfiel seinem Verständnis wie sich der Ferocez hier befinden konnte, wo er eigentlich woanders sein sollte, doch er war entsetzlich erleichtert. Sein Gegenüber bemühte sich um Ruhe und Fassung, doch auch ihm hob es einen Mundwinkel und er flößte mit wenigen Worten Zuversicht in den Elf, der bereits aufgegeben hatte. „Hab keine Angst, ja? Wir holen dich hier raus", versprach Chimiras und schüttelte sich die klatschnassen Haare aus dem Sichtfeld. Ehe Vae das Wir hinterfragen konnte, weil er nur Chimiras vor sich ausmachte, da spritzte das Wasser ein zweites Mal und Chimiras löste sich von den Gitterstäben um dem Platz zu machen, der den Mond mit seiner Präsenz verdunkelte.

Váelerio schluchzte lautlos auf und löste eine Hand von dem Gitter, sie zitterte, er streckte sie dennoch hindurch und legte sie an Rookėon 's warme Wange. Die beiden berührten sich kurz und als Váelerio in die dunklen Augen blickte, da war er sich sicher, nicht zu träumen. Rookėon war hier, er hielt sich an dem Gitter im Außenbereich fest und so fest er die Sprossen umklammerte, es fehlte nicht viel und er würde sie aus dem Mauerwerk herausbrechen. Die Zeit drängte und der Regen füllte das Verließ beinahe schon bis unter die Decke. Rookėon löste den Blick von den grünen Augen und nahm den Wasserstand in Augenschein, biss die Zähne zusammen und musste blitzschnell einen Weg finden, Váelario aus diesem tödlichen Grab zu befreien.

Er hatte nicht vor, seine Leiche zu bergen.

„Alles wird gut, ich bin hier", flüsterte er ruhig und versuchte die Wut zu bändigen, die ausgelöst durch das fehlende Ohr über ihn einfiel. Er würde dieses Verbrechen zu späterem Zeitpunkt rächen. Nun aber drängte die Zeit und aus der Verzweiflung heraus packte Rookėon die Gitter, stützte sich mit den Beinen an der Mauer ab und begann daran zu rütteln bis ihm die Muskeln derart gespannt waren, dass ihm die Schlagadern am Hals hervortraten. Váelario versuchte sich den Atem einzuteilen und nickte knapp, er glaubte Rookėon und bis dahin hatte er die Hoffnung bewahrt, mit einem Schreck davonzukommen. Das änderte sich allerdings, als ein Blitz in das Gebäude einschlug und die Frontseite sich in Bruchstücken begann zu lösen. Das Geröll fiel ringsum Rookėon auf die Straßen und einige Klumpen klatschten in den Außenbereich, verdichteten den Stauraum und mit einem Ruck war eine Handbreit Luft verschwunden. Panisch strampelte Váelario an die angestiegene Oberfläche und musste den Kopf nach hinten überbeugen, um atmen zu können. Ich werde ertrinken, schoss es ihm durch den Kopf und weil das Wasser immer weiter anstieg, musste er die Gittersprossen loslassen um noch einmal einatmen zu können. Tief holte er Luft und der Atemzug schmeckte bitter.

Dann war es zu Ende.

Das Verließ stand unter Wasser.

Váelerio tauchte zu dem Gitter zurück und fand Rookėon vor, der ebenfalls mit angehaltenem Atem tauchte und verzweifelter aussah als jemals zuvor. Die Haare trieben in geisterhaften Schleiern um sie, weiß und schwarz, rahmten ihre Emotionen ein und sie sprachen miteinander in der Sprache, in der sie für sich sprachen. Ihre Hände berührten sich und sie zogen sich aneinander, sahen sich mit verschiedenen Emotionen in die Augen und küssten sich hastig. Der Kuss schmeckte bitter.

The last Elven Prince  [Elve!AU]  vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt